Das Berliner Kammergericht hat die als Kudamm-Raser bekannt gewordenen Verkehrschaoten zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt. Härtere Strafen bringen wenig, auf richtige Sanktionen kommt es an, kommentiert unser Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Das Berliner Kammergericht hat die als Kudamm-Raser bekannt gewordenen Verkehrschaoten zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt. Das Gericht hat damit juristisches Neuland betreten, und es ist keineswegs sicher, dass das Urteil auf dem Weg durch die Instanzen Bestand haben wird. Gleichwohl ist es eine mutige Entscheidung, die dafür sorgen wird, dass die Diskussion über dieses Thema weiter an Fahrt gewinnt.

 

Götter der Straße

Die Debatte darüber, ob von Rasern verursachte Todesfälle als Mord oder als fahrlässige Tötung angesehen werden, ist juristisch interessant, die praktische Relevanz ist allerdings gar nicht so gewaltig. Zwar droht in einem Fall lebenslange Haft, im anderen maximal fünf Jahre. Allerdings wird wenig so sehr überschätzt wie die abschreckende Wirkung von Strafandrohungen. Die (fast ausschließlich) jungen Männer, die glauben, sie seien die Götter der Straße, denken nicht daran dass was schief gehen könnte, wenn sie ihre aufgemotzten Motoren aufheulen lassen.

Dummheit der PS-Protze

Wenn es darum geht, künftig Unglücke wie das in Berlin zu vermeiden, sind andere Maßnahmen wichtiger. Ein Gesetz, das illegale Autorennen auch dann unter Strafe stellt, wenn Unbeteiligte nicht zu Schaden kommen, ist auf dem Weg – auch wenn das Bundesverkehrsministerium noch Mitte letzten Jahres keine Notwendigkeit dafür sah. Grundsätzlich gilt auch hier: höhere Strafen allein werden die Dummheit der PS-Protze nicht ausbremsen. Es braucht die richtige Sanktion, und das heißt: Sofortiger und dauerhafter Entzug des Statussymbols Auto. Das darf dann aber nicht nur auf dem Papier stehen. Es muss von der Polizei und von den Gerichten konsequent umgesetzt werden.

Christian.Gottschalk@stzn.de