Der Jahresbericht der baden-württembergischen Lebensmittelkontrolleure ist als Frühstückslektüre nicht zu empfehlen – es sei denn, Berichte über tote Mäuse im Lokal oder zerquetschte Kakerlaken im Kühlschrank schrecken einen nicht.

Stuttgart - Erlebnisvolle Momente und zauberhafte Kompositionen“ – mit solchen Verlockungen hatte ein Restaurant seine Gäste animiert. „Vermutlich waren damit jedoch nicht die toten Mäuse im Gastraum, die zerquetschten Kakerlaken im Kühlschrank oder die reichlich vorhandenen Ratten- und Mäusekotansammlungen gemeint“, resümieren die Autoren des Jahresberichts der Lebensmittelüberwachung süffisant unter der Kapitelüberschrift „Kulinarische Erlebnisreise“.

 

Erlebnisse der besonderen Art sind die Betriebskontrollen für die bei den Landratsämtern angesiedelten Prüfer offenbar regelmäßig. Denn „durchschnittlich sechs Lebensmittelbetriebe pro Arbeitstag mussten im Land wegen schwerwiegender unhygienischer Zustände sofort geschlossen werden“. Das erklärte der Verbraucherschutzminister Alexander Bonde (Grüne), der diesen Jahresbericht am Donnerstag der Öffentlichkeit vorstellte.

Mehr Personal für die Kontrolle

1200 Betriebe hätten im vergangenen Jahr zum Schutz der Verbraucher „sofort geschlossen werden“ müssen. „In solchen Fällen spielt oft starker Schädlingsbefall mit Mäusen, Ratten oder Kakerlaken eine Hauptrolle.“ Wegen der möglichen Gesundheitsgefahren müsse sofort gehandelt werden. Das waren immerhin 1,7 Prozent der etwas mehr als 72 600 kontrollierten Betriebe. In fast 20 000 Betrieben wurden „meist geringfügige Verstöße“ festgestellt. Es gab 30 800 Ordnungsverfügungen. 342 Mal wurde aber auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. In 1400 Fällen wurden Bußgelder zwischen 35 und 4600 Euro verhängt. Insgesamt kamen auf diesem Weg 531 000 Euro herein.

Bonde will die Lebens- und die Futtermittelüberwachung weiter stärken. Deshalb werden im Laufe dieses Jahres weitere 22 Lebensmittelkontrolleure und zehn Tierärzte eingestellt, wie schon 2013. Die vier Untersuchungsämter im Land hätten auch mehr Geld bekommen, zum Beispiel um in Geräte zu investieren.

Auch Trinkwasser wird getestet

Bei den Betriebskontrollen wurden insgesamt knapp 53 000 Proben genommen, die bei den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen und Stuttgart untersucht wurden. Die meisten – 48 400 stammten von Lebensmitteln, 2000 aus kosmetischen Produkten, 2200 waren Bedarfsgegenstände, die mit Lebensmitteln oder der menschlichen Haut in Berührung kommen, wie etwa Spielzeug, Kochgeschirr oder Textilien. Die Beanstandungsquoten waren beachtlich. Bei 15 Prozent der Lebensmittel waren die Tests auffällig, bei 20 Prozent der Kosmetika, bei 32 Prozent der Bedarfsgegenstände.

Bei Lebensmitteln wurden zum Beispiel Hackfleisch, Nudeln oder Speiseeis beanstandet, in denen krankmachende Keime gefunden wurden. Regelmäßig entdeckt werden auch Fremdkörper wie Glasscherben, Nägel, Metallspäne oder ein Zahnfragment. Bonde weist aber darauf hin, dass die Beanstandungsquoten nicht repräsentativ seien, „da Betriebskontrollen und die Entnahme von Proben gezielt nach risikoorientierten Kriterien erfolgen“. Daneben wurden auch 6000 Proben von Trinkwasser gezogen sowie 1300 Betriebe kontrolliert, die Futtermittel herstellen.