Der Stuttgarter Werbefilmer Benyamin Senkal wäre einem Herzinfarkt erlegen – wäre nicht ein Mitarbeiter der DB-Sicherheit zur Stelle gewesen. Jetzt hat Senkal seinen Lebensretter getroffen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Benyamin Senkal macht schon wieder Witze. „Einhundert Mercedes SL 300 waren wohl zu viel. Das hat mein Herz einfach nicht mitgemacht“, sagt der Filmemacher aus Stuttgart, als er vom 8. Juni erzählt. Es war ein Tag vor seinem Geburtstag, als er das Geschehen des Jahrestreffens des Mercedes-Benz 300 SL Clubs vor dem Mercedes-Museums mit Drohnen-Aufnahmen in Bilder bannen wollte – und in derselben Nacht fast sein Leben verlor.

 

Senkal hat seinen Lebensretter – einen Mitarbeiter der Deutsche-Bahn-Sicherheit – ausfindig gemacht und möchte sich nun revanchieren. Denn Keerani Akar hat am Tag seiner Heldentat erfahren, dass er von seinem Betrieb nach seiner Probezeit wohl nicht übernommen wird. Am 1. Juli läuft der Vertrag des 39-Jährigen aus. Keine guten Aussichten für den verheirateten, zweifachen Familienvater aus der Nähe von Pforzheim, der jetzt nicht weiß, wie er seine Liebsten ernähren soll.

Akar ist ungefähr im gleichen Alter wie Senkal, der ebenfalls zweifacher Familienvater ist. Beide sind Deutschtürken. Die Männer haben sich auf Anhieb verstanden, als Senkal seinen Retter zu sich ins Katharinenhospital eingeladen hatte, wo der Gerettete bis heute zur Untersuchung liegt. Doch es gibt auch Unterschiede – zum Beispiel beim Gehalt. Akar kämpft sich so durch, Senkal, dessen Firmen gut laufen, leistet sich teure Hobbys wie schnelle Autos oder schicke Reisen in exotische Länder.

„Ohne ihn wäre ich heute nicht hier“, sagt Senkal und ruft in sozialen Netzwerken, in denen er sehr gut vernetzt ist, dazu auf, seinem Retter einen neuen Job zu besorgen, sollte bei seinem alten das letzte Wort schon gesprochen sein. 259 Personen gefällt das. Die Ärzte bestätigen, dass Senkal die Nacht zum 9. Juni ohne das geistesgegenwärtige Eingreifen von Keerani Akar nicht überlebt hätte.

Dabei schien der Anfang eher harmlos. „Es begann alles auf einer Produktion. Da bekam ich plötzlich Sodbrennen“, erinnert sich Benyamin Senkal, der im Stuttgarter Westen lebt und arbeitet. Er war mit seinem Partner Daniel Wagner bei dem Mercedes-Treffen unterwegs, wollte am späten Abend in einer Apotheke am Stuttgarter Hauptbahnhof noch Medikamente gegen sein Leiden holen.

Der 8. Juni war kein guter Tag für Keerani Akar. Er hatte gerade erfahren, dass ihn die Deutsche Bahn nach seiner Probezeit nicht übernehmen will. Als der DB-Sicherheitsmann seine Runde drehte und einen Mann am Eingang des Nordflügels gegen 23.45 Uhr bewegungslos auf dem Boden liegen sah, stellte er seine eigenen Sorgen aber erst mal hinten an.

Keine Atmung, kein Puls, stellte der gelernte Betriebssanitäter fest. Akar handelte geistesgegenwärtig, brachte den Mann mit einer Herzmassage kurz ins Leben zurück, bevor er einen Defibrillator auftreiben konnte, um den Zustand seines Patienten zu stabilisieren.

Benyamin Senkal feiert den Beginn seines 35. Geburtstages im Notarztwagen. Obwohl er dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen war, steht in seinem Patientenbrief: „Bei Ankunft wackerer, fast vergnügter Patient, der sich zwar wundert, dass er eine Amnesie hat, aber eloquent beschreibt, wie er sich aufgeregt habe, als er die Apotheke nicht gefunden habe.“

Jetzt ist Benyamin Senkal wieder fast fit, läuft zehn Kilometer am Tag durch die Krankenhausflure: „Anfang des Jahres habe ich noch in Portugal den Ponta do Pico bestiegen“ – einen 2351 Meter hohen Vulkan. Nächstes Jahr will er seinen Retter dorthin mitnehmen.

Und Akar? Für den setzt sich jetzt der Betriebsrat ein, der von der Heldentat Wind bekommen hat. Für Senkal wäre seine Übernahme „das Mindeste“.