Das katholische Gemeindehaus in Wangen steht seit dem Auszug des Kindergartens zum Teil leer, die Kirchengemeinde sucht händeringend nach einer neuen Nutzung. Der Pfarrer fühlt sich vom Rathaus im Stich gelassen

Wangen - Thomas Weber, der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, macht sich nichts vor. „Wenn irgendwann das Dach kommt, dann sind wir pleite. Das würde Zigtausende kosten.“ Die Rede ist vom Gemeindehaus in Wangen, das der katholischen Kirchengemeinde Rechberghausen gehört und das zunehmend zur Last wird, weil die Räume des ehemaligen Kindergartens seit Jahren leer stehen und die Immobilie auch sonst für die schrumpfende Kirchengemeinde zu groß geworden ist. Da das Gebäude mit Platz für zwei Kindergartengruppen, einer Wohnung sowie einem großen Veranstaltungssaal mit Küche Ende der sechziger Jahre errichtet wurde, muss die Kirchengemeinde damit rechnen, dass eine Sanierung in absehbarer Zeit unumgänglich ist. Doch dann sei die Immobilie nicht mehr zu halten, befürchtet Weber. Erst im vergangenen Jahr hat die Kirchengemeinde 34 000 Euro in eine neue Heizung investiert – in der Hoffnung, die hohen Kosten für die Unterhaltung des Gebäudes zu drosseln. „Bisher mussten wir etwa 10 000 Euro pro Jahr dafür aufbringen“, berichtet Weber.

 

Vergisst die Kommune ihr Versprechen?

Der Frust sitzt tief. Denn auch wenn es niemand so direkt sagt, fühlt sich die katholische Kirchengemeinde von der Kommune im Stich gelassen. Nachdem die Gemeinde Wangen vor sechs Jahren den Bau eines neuen Kinderhauses in der Schulstraße beschlossen hatte, wickelte die katholische Kirchengemeinde vereinbarungsgemäß ihren Kindergarten in der Blumenstraße ab, der zuvor als Alternative gehandelt worden war. Die Kirchengemeinde vertraute darauf, dass die Kommune bei der Suche nach einer neuen Nutzung behilflich sein würde, so wie es der damalige Bürgermeister Werner Stöckle versprochen hatte.

Man habe das nicht schriftlich festgehalten, bedauert der Pfarrer Bernhard Schmid heute. Etwas deutlicher wurde er im November im Wangener Gemeinderat: „Das mündliche Wort des Bürgermeisters wurde nicht schriftlich in einer Vereinbarung, geschweige denn in einem Vertrag festgehalten“, erklärte er den Räten. Ferner appellierte er, die beiden Kirchen gleich zu behandeln. Die Kommune habe auch einen evangelischen Kindergarten übernommen – allerdings mit dem dazugehörigen Gebäude. Und so sieht er die Kommune in der Pflicht, wenn es je zum Äußersten käme, zumindest die Abrisskosten für das Gemeindehaus zu übernehmen.

Hilft nur noch ein Abriss?

Doch an einen Abriss will der Pfarrer eigentlich noch nicht denken. Er habe die Hoffnung auf eine tragfähige gemeinsame Lösung noch nicht aufgegeben, sagt er. Sein Vorschlag: der örtliche Musikverein, der einen Teil der Räume jetzt schon nutzt, solle in den ehemaligen Kindergarten ziehen. Die Gemeinde könne den Musikverein mit einem Zuschuss unterstützen.

Viel verspricht sich Schmid von einem Gespräch, das ihm der vor fünf Jahren gewählte Bürgermeister Daniel Frey für dieses Jahr zugesichert hat. Die katholische Kirchengemeinde sei durchaus daran interessiert, das Gebäude zu erhalten, da sie einen Teil der Räume für Veranstaltungen brauche. Allerdings sei es ihr auf Dauer nicht möglich, die Immobilie alleine zu unterhalten. Sollte es nicht gelingen, neue Nutzer zu finden, werde das Gebäude langfristig zu einer „Bauruine“.

Frey sucht Rat bei Bürgermeisterkollegen

„Der Gemeinderat hat im November bekräftigt, die Kirchengemeinde zu unterstützen“, sagt der Bürgermeister Daniel Frey. Auf die Schnelle sieht er aber keine Lösung des Problems, da die Gemeinde keinen Bedarf an zusätzlichen Räumen habe. Ein Erwerb der Immobilie komme deshalb nicht in Frage, stellt Frey klar. Er ist trotzdem zuversichtlich, „mittelfristig zu einem Ergebnis zu kommen“. Er hat jedoch keine Vorstellung, wie dieses aussehen könnte. „Um einen anderen Blick darauf zu bekommen, will ich in dieser Angelegenheit das Gespräch mit Bürgermeisterkollegen suchen“, kündigt er an.

In den vergangenen Jahren sind schon viele Ideen im Sand verlaufen. Es gab Versuche, die Räume an karitative Einrichtungen zu vermieten. Es wurde nichts daraus. Die Gemeinde überlegte, auf dem kirchlichen Gelände und einer Fläche dahinter ein Neubaugebiet zu errichten. Ein Gutachter ermittelte, dass das Gemeindehaus 500 000 Euro wert sei. Die katholische Kirchengemeinde ging auf einen Betrag von weniger als 200 000 Euro herunter – doch die Kommune winkte ab. Das gesamte Projekt erwies sich als zu teuer, nicht zuletzt wegen der Erschließungskosten. Ins Leere lief auch der Versuch, an die Stelle des Gemeindehauses seniorengerechte Wohnungen zu bauen. Es gelang tatsächlich, einen Investor zu finden, doch der sprang wieder ab. Auch die Idee, Asylbewerber in der Wohnung des Gemeindehauses unterzubringen, scheiterte. Das Landratsamt hielt die Räume für ungeeignet.

Die Zukunft der Gemeinde steht auf dem Spiel

Noch ein Punkt bereitet Thomas Weber Sorge. Die katholische Kirchengemeinde in Wangen wird kleiner. Lebten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 1200 Katholiken in dem Schurwaldort, so sind es jetzt nur noch 800. „Im Moment herrscht noch ein reges Gemeindeleben, aber was in zehn Jahren ist, weiß keiner.“