Leerstehende Geschäfte werfen kein gutes Licht auf den Einzelhandelsstandort Esslingen. Von einem Gewerbemietspiegel erhofft sich das Citymanagement eine verlässliche Datengrundlage.

Esslingen - Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger spricht gern vom größten Open-Air-Kaufhaus der Region, wenn er den besonderen Charme der Esslinger Einkaufslandschaft preist. Die historische Innenstadt mit ihren vielen kleinen Geschäften ist in der Tat ein Pfund, mit dem sich im regionalen Wettbewerb gut wuchern lässt. Ein Pfund, das gewogen und dieser Tage von manchem Schaufensterbummler als zu leicht befunden wird. Im Open-Air-Kaufhaus Esslingen ist noch viel Luft. Die Leerstände, beispielsweise in der Pliensaustraße, sind unübersehbar.

 

Das ist auch der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (EST) aufgefallen. „Immer mehr Städte verzeichnen eine steigende Zunahme an ungenutzten Gewerbeflächen – eine Entwicklung, die auch an Esslingen nicht spurlos vorüberzieht.“ Mit diesem Satz wirbt das EST-Citymanagement derzeit bei den Vermietern in der Innenstadt für die Teilnahme an einer Umfrage. Auf Basis der anonym abgefragten Zahlen – Lage, Miethöhe, Fläche, Nebenkosten und Gewerbeart – soll ein Gewerbemietspiegel zusammengestellt werden. Der könnte dann Aufschluss darüber geben, welche Miete an welchem Standort in der Innenstadt angemessen ist.

Mieten zwischen zehn und 50 Euro pro Quadratmeter

„Die Vorstellungen gehen da extrem auseinander“, sagt Silke Renninger-Merz, die Leiterin des Citymanagement. Während in Randlagen der Quadratmeter noch unter zehn Euro vermietet wird, werden in den Toplagen 50 Euro und mehr fällig. Bei mittleren Ladengrößen um die 100 Quadratmeter tun sich gerade Neugründungen schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Mit einer „möglichst realistische Preistransparenz auf dem Gewerbeimmoblienmarkt in Esslingen“ soll der Mietspiegel da für klare Verhältnisse sorgen.

Weil diese Transparenz fehlt, hat es sich wohl auch noch nicht herumgesprochen, dass selbst die Esslinger Toplagen in der Innenstadt nicht mehr als 1-A-, sondern bestenfalls als 1-B-Lagen gelten. Als Beispiel nennt Silke Renninger-Metz die Pliensau-straße, in der nicht mehr Mieten verlangt werden könnten, wie einst im Mai.

Argumentationshilfe Mietspiegel

Die Umfrage vermeidet allerdings derart exakte Festlegungen und teilt die Esslinger Innenstadtlagen lediglich in die drei Klassen A, B und C ein. Eine A-Lage wäre demnach die Bahnhofstraße, die Pliensau-straße, die Innere Brücke und die Fischbrunnenstraße. In der Kategorie B tummeln sich Küferstraße, Oberer und Unterer Metzgerbach, der Blarerplatz, der Ottilienplatz und die Ehnisgasse und unter C rangieren Marktplatz, Rathausplatz, Archivstraße, Kesselwasen und Ritterstraße.

„Mit dem Mietpreisspiegel hätten wir Argumentationshilfe an der Hand, die uns in der Beratungsarbeit große Dienste erweisen kann“, sagt Silke Renninger-Merz. 290 Anfragen hat das Citymanagement verschickt. Der Rücklauf liegt bisher bei eher mageren 25 Prozent. „Die Abgabe läuft noch bis zum 6. November. Wir werden da jetzt noch einmal nachfassen und sind optimistisch, dass wir einen Rücklauf von 50 Prozent und damit ein realistisches Bild der Situation bekommen“, sagt die Citymanagerin. Gleichwohl stößt das Citymanagement mit seinem Wissensdurst an Grenzen. „Wenn es um eine zerstrittene Erbengemeinschaft geht, deren Mitglieder zu allem Überfluss auch noch in der ganzen Welt verstreut sind, dann kommen wir nicht an die Eigentümer heran“, klagt Silke Renninger-Metz, die trotz aller Widrigkeiten davon ausgeht, bis zum 1. Quartal des kommenden Jahres den ersten Esslinger Gewerbemietspiegel vorlegen zu können.