Bisher habe man in Stuttgart beim Thema Leerstand zu oft an die möglichen Nutzer und zu wenig an die Immobilienbesitzer gedacht, finden die Macher von Plenty Empty. Mit ihrer Onlineplattform wollen sie mithelfen, dass Kunst künftig häufiger Raum findet.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Internetplattform Plenty Empty läutet am Samstag die nächste Runde in der Stuttgarter Leerstandsdiskussion ein. Das Motto: Lasst uns mal konstruktiv werden.

 

Lange genug wurde darüber geredet, dass Künstler es nicht leicht damit haben, Raum für ihre Aktivitäten zu finden. Auch nicht neu ist die Feststellung, dass es diesen Raum in Stuttgart gibt. Was noch fehlt: Immobilienbesitzer und mögliche Nutzer, also Künstler, niederschwellig zusammenzubringen. Das will Plenty Empty machen. Am Samstag geht die lange angekündigte Website, die vor allem eine Vermittlungsbörse ist, online.

Das Prinzip ist einfach: Künstler stellen Projekte vor und schreiben, wie viel Raum sie dafür brauchen. Immobilienbesitzer stellen ihre Räume vor und schreiben, wie lange sie sie wofür zur Verfügung stellen würden. Das Ganze soll ohne Geld ablaufen, also die Künstler sollen keine Miete zahlen und die Immobilienbesitzer nichts zur Kunst zuschießen. Umsonst sei das alles trotzdem nicht, „denn der Raumbesitzer kriegt ja im Gegenzug für seinen Raum Kunst“, sagt Dilini C. Keethapongalan.

Warum jetzt auch noch Plenty Empty?

Die Stuttgarter Videokünstlerin ist seit der Gründung von Plenty Empty vor anderthalb Jahren dabei; das ursprünglich sechsköpfige Team ist nach ihrer Aussage inzwischen auf ein starkes Dutzend Mitarbeiter angewachsen. Man hat einen Verein gegründet, der als gemeinnützig anerkannt ist; für den Betrieb der Website gibt es Geld aus öffentlichen Fördertöpfen. Alles gut also?

Eben nicht, sonst müsste man Plenty Empty ja gar nicht machen. Zwar erkennt Dilini C. Keethapongalan einige Verbesserungen. Beispielsweise fährt die S-Bahn zumindest am Wochenende auch nachts, so dass wenigstens für Veranstaltungen auch Orte wie das Behr-Areal oder das Werk 8 in Feuerbach attraktiv sind. Außerdem hat die Stadt eine Leerstandsmanagerin, und es gibt den Leerstandsmelder samt Community bei Facebook. Warum dann noch Plenty Empty? „Unsere Plattform fasst konkretere Angebote zusammen, und sie bringt beide Seiten zusammen“, sagt Dilini C. Keethapongalan.

Am Samstag geht’s los

Das, so die Videokünstlerin, sei eines der größten Probleme beim Thema Leerstand: dass es bisher in der Regel von Künstlerseite her gedacht wurde. „Die meisten Veranstaltungen zum Leerstand betreffen Künstler – nicht Vermieter. Das dreht sich im Grunde im Kreis, solange keine Immobilienbesitzer mit im Boot sind“, findet Keethapongalan.

Mit Plenty Empty werde man auch ganz direkt Immobilienbesitzer ansprechen. Wobei Immobilienbesitzer nicht gleich Immobilienbesitzer ist: „Ganz normale Häuslebauer haben sich vielleicht noch nie überlegt, dass ihre derzeit nicht genutzte Garage ein Raum für Kunst sein kann“, sagt Keethapongalan.

Am Samstag kann man im Rahmen der Langen Nacht der Museen mit Plenty Empty ins Gespräch kommen: Die Gruppe ist von 19 Uhr an im Modeladen Là pour Là in der Königstraße 1B und stellt sich vor. Christian Dosch von der Film Commission und Wolfram Bernhardt werden als Externe Kurzvorträge etwa darüber halten, warum Leerstandsnutzung aus ihrer Sicht auch Kulturförderung sein kann. Außerdem gibt es mehrere Performances und Kunstaktionen.

Um die Clubszene geht es den Machern übrigens explizit nicht. „Wir wollen keine Tanzveranstaltungen machen“, sagt Keethapongalan. Man arbeite aber natürlich am selben Problem: nämlich Räume für eine alternative Nutzung zu öffnen.