Klaus Doldinger und Santana haben sie einst inspiriert. Jetzt kommen die fünf Jazzmusiker – als Band – ins Schwabenalter.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schondorf - Es ist ein ungewöhnlicher Ort für Dreharbeiten. In dem Raumausstattungshaus Sauer in Winnenden ist die Ladentür abgeschlossen worden, damit niemand in das Gespräch hineinklingelt, das der Moderator des Regionalfernsehsenders BW-Family, Dan Peter, dort führt. Für die Sendung „Voll-Wert“ sucht er sich abseitige Drehorte aus. So sitzen nun auf einer Couch inmitten von Teppich- und Gardinenstoffen zwei Musiker der Schorndorfer Jazzband September: Andreas Spätgens und Andreas Pastorek. Ein Anlass für das Interview (Sendetermin: 29. April um 19.30 Uhr) ist das Alter der Band. Seit fast 40 Jahren treten die Musiker in wechselnder Besetzung auf, begonnen hat alles im September 1978.

 

Einer der besten Perkussionisten spielt in der Band

„Wir spielen alle zudem noch in anderen Gruppen“, sagt der Pianist Andreas Spätgens, der im Hauptberuf Rechtsanwalt ist und in dieser Eigenschaft etwa die Punkband Normahl erfolgreich vertreten hat, deren Songs auf dem Index gelandet waren. „Wir“, das sind neben Spätgens aktuell der Schlagzeuger Horst Künzel, der Bassist Bodo Ernst, der Saxofonist Andreas Mürdter und der Perkussionist Andreas Pastorek.

Pastorek gilt als einer der vielseitigsten Perkussionisten Deutschlands und hat bereits mit Weltstars wie Carlos Santana oder Roger Chapman zusammengearbeitet. Und September haben kurz vor dem 40. Geburtstag quasi den Ritterschlag erhalten, als „Jazz Podium“, das deutschsprachige Fachblatt für Jazz schlechthin, über die Gruppe einen größeren Beitrag schrieb.

Klaus Doldinger und Santana gaben den Ausschlag

„Mit der Bezeichnung Jazz ist man immer ein bisschen abgestempelt“, sagt Andreas Pastorek. Denn darunter versammelten sich die verschiedensten Musikstile, vom Free Jazz bis hin zum Swing. Daher sei es gar nicht so einfach, den September-Stil einzuordnen. Die einen nennen es Jazz-Rock – und meinen, die fünf Musiker seien zusammen mit Klaus Doldinger die letzten, die diesen Stil wie einst Chic Corea oder John McLaughlin in den 70er Jahren pflegten. „Aber eigentlich ist es uns gar nicht wichtig, unter welches Etikett wir fallen“, meint Andreas Pastorek, der „erst“ seit 1982 zu September gehört.

Begonnen hat alles mit einer Session im September 1978, als sich der 18-jährige Saxofonist Andreas „Adi“ Mürdter und der zwei Jahre ältere Pianist Andreas Spätgens trafen. Die beiden wollten Musik machen wie Santana, Weather Report oder eben Klaus Doldingers Gruppe Passport, die in den 70er Jahren nicht nur bei einem speziell auf Jazz geeichten Publikum bekannt waren, sondern überaus populär.

Vier CDs sind auf dem Markt

Vier CDs von September sind zurzeit auf dem Markt. Eine der Aufnahmen machten sie 2013 in Frankreich. „Wir hatten uns ein Ferienhäuschen gemietet und dort vor Auftritten in der Normandie mit einem mobilen Aufnahmegerät die CD ,Souvenirs‘ eingespielt“, erinnert sich Andreas Spätgens. Im vergangenen Jahr erschien „Return and forever“ mit Neuaufnahmen früherer Titel.