Die Landesregierung lässt Experten Vorschläge für die Ausbildung der künftigen Lehrer prüfen. Die Opposition und der Philologenverband hingegen finden, es seien keine grundlegenden Reformen notwendig. Wer hat Recht?

Stuttgart - An der Rolle des Lehrers entzündet sich der Streit über künftige Bildungskonzepte. Die Befürworter des stärkeren individuellen Lernens, mithin die grün-rote Landesregierung, sehen in ihm den Lernbegleiter, der Schülern auf ihrem eigenem Weg zur Erkenntnis unterstützend zur Seite steht. Das lässt der CDU die Haare zu Berge stehen. „Es ist die Person des Lehrers, die den Bildungserfolg der Schüler entscheidend beeinflusst“, betonen der Fraktionschef Peter Hauk und die Bildungspolitikerin Sabine Kurtz. Ein Lehrer sei „Fachexperte, Didaktiker, Bildungsexperte, Innovator, Beziehungsmanager, Schulentwickler, Krisenintervenierer, Präventionsexperte und vieles mehr“. Da sei es „geradezu fahrlässig“, Lehrer zu bloßen Lernbegleitern „oder Gestaltern von Lernumgebung“ zu reduzieren.

 

Seit April 2012 erarbeitet eine Expertenkommission im Auftrag der Regierung Vorschläge zur Reform der Lehrerbildung. Die Ergebnisse werden Mitte März erwartet. Die CDU legt ihre Erkenntnisse bereits jetzt in einem eigenen Eckpunktepapier zur Lehrerausbildung vor. Sie fordert, dass die Regierung an der nach Schularten differenzierten Ausbildung festhält und will auch in Zukunft ein eigenes Gymnasiallehramt neben denen für Grundschulen und für Haupt- und Realschulen. Die Koalition prüft dagegen, die Lehrämter nach Altersstufen der Schüler zu gliedern.

Für ein Lehramt nach Schularten

Die CDU warnt dagegen vor einer „grundlegenden Umwälzung der funktionierenden Strukturen“. Lehrer müssten zwar verstärkt erzieherische Aufgaben übernehmen, es sei aber nicht notwendig, im Studium mehr Zeit für Pädagogik und pädagogische Psychologie aufzuwenden. Vielmehr sollte die fachwissenschaftliche Ausbildung für alle Schularten erhöht werden. Die CDU plädiert für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen. Sie warnt davor, die Gehälter der Lehrer zu senken, um die Attraktivität des Berufs nicht zu gefährden. Eine Umstellung der Studiengänge auf Bachelor- und Masterstrukturen sei nur dann vorstellbar, wenn der Zugang zum Masterstudium nicht begrenzt werde.

Der Philologenverband unterstützt die Haltung der CDU. Radikale Veränderungen seien nicht nötig, die Ausbildung befinde sich bereits auf einem sehr hohen Niveau. Bewährt habe sich auch, an das Studium das Referendariat anzuschließen. Die Gymnasiallehrer regen aber an, den Referendardienst von jetzt 18 Monaten wieder auf zwei Jahre auszudehnen.

Gegen radikale Veränderungen

Dem schließen sich die im Verband Bildung und Erziehung (VBE) organisierten Grund-, Haupt- und Realschullehrer an. Sie erwarten, dass die Gehälter angeglichen werden. Bis jetzt verdienen Gymnasiallehrer mehr als ihre Kollegen in anderen Schularten. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) kritisiert, die CDU wolle über die Lehrerausbildung am dreigliedrigen Schulsystem festhalten. Die Ausbildung müsse aber „an die gesellschaftlichen Herausforderungen von heute angepasst werden“. Die CDU verkenne „mit ihrer rückständigen Position“, dass Lehrer stärker darauf vorbereitet werden müssten, „Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in allen Schularten individuell zu unterstützen“. Stoch erwartet dazu Anregungen von der Expertenkommission.