Die Stihl-Lehrwerkstatt feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Der Firmengründer Andreas Stihl hat die Einrichtung im Kriegsjahr 1940 ins Leben gerufen. Seitdem hat sich vieles geändert, eines allerdings nicht: Die Ausbildungsplätze sind sehr begehrt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Am Freitag hat sich im Werk 6 der Firma Stihl in Waiblingen alles um die Auszubildenden gedreht. Das merkten die Besucher bereits an der Pforte, wo junge Leute sie in Empfang nahmen und ins Gebäude geleiteten. Dort galt es ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern: 75 Jahre Ausbildungswerkstatt.

 

Diese nimmt nahezu ein komplettes Stockwerk des Gebäudes am Bahnhof ein und die Bezeichnung Werkstatt klingt fast wie eine Untertreibung. Elf Berufe können Auszubildende „beim Stihl“ in Waiblingen lernen, 39 sind es weltweit insgesamt. Auch an Produktionsstandorten wie in China und den USA bietet das Unternehmen jungen Menschen fundierte Ausbildungen an. „Die Konkurrenz um die Ausbildungsplätze bei Stihl ist groß“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolas Stihl. Zurzeit werden 200 junge Menschen in Deutschland ausgebildet, von denen 60 in diesem Jahr ihre Lehre begonnen haben.

Zehn Tafeln Schokolade zum Geburtstag

„Im ersten Berufsjahr ist man hauptsächlich hier in der Lehrwerkstatt“, verrät einer der Auszubildenden, die den Festgästen ihre Arbeitswelt vorstellen. Eloquente junge Männer und Frauen stehen da, die genau Bescheid wissen über ihre Arbeit und ihre Firma und das mit der entspannten Haltung echter Profis vermitteln. Neben den fachlichen und methodischen Inhalten wolle man bei Stihl auch soziale Kompetenzen vermitteln, sagt der Personalvorstand Michael Prochaska.

Im Jahr 1940, also mitten im Krieg, hat der Firmengründer Andreas Stihl die Lehrwerkstatt gegründet. Damals habe in der Branche noch ein rauer Ton geherrscht, auch gegenüber den Lehrlingen, berichtet sein Enkel Nikolas Stihl. „Und so herrschte in der Werkstatt unter anderem die Devise: Eisen erzieht. Per Handarbeit bearbeiteten die Lehrlinge das harte Material, wodurch ihnen neben handwerklichen Fertigkeiten auch Eigenschaften für das tägliche Arbeiten vermittelt wurden, wie zum Beispiel Disziplin und Durchhaltevermögen.“

Gefeilt wird zwar heute auch noch, doch sind die Ausbildungspläne viel umfang- und abwechslungsreicher als in den Anfangszeiten. Neben Metallberufen kann man bei Stihl auch eine Ausbildung in der Kunststoffverarbeitung machen. Das Unternehmen, das weltweit über einen speziellen Fachhandel Kettensägen und andere Maschinen für den Forst und die Landwirtschaft vertreibt, ist auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen, die mit verschiedenen Materialien arbeiten können.

Duales Hochschulstudium seit 1974 möglich

Doch nicht nur in der Fertigung, auch für die kaufännischen Abteilung wird der Nachwuchs der Firma ausgebildet. Mit Stolz verweist das Unternehmen auf einige Auszeichnungen, die es für die vorbildliche Ausbildung erhalten hat, und auch auf die dualen Studiengänge, die bei Stihl seit 1974 möglich sind. „Einer unserer ersten Absolventen ist vergangenes Jahr als Hauptabteilungsleiter in den Ruhestand gegangen“, so Michael Prochaska.

Die Abbrecherquote der Azubis betrage nur zwei Prozent, sagt Nikolas Stihl. Das liegt sicher nicht nur an der Qualität der Ausbildung, sondern auch am Umgang mit den Lehrlingen. Schon Andreas Stihl belohnte diese am Geburtstag mit zehn Tafeln Schokolade. Hört man den Azubis zu, merkt man, dass die Chemie stimmt. Alle sagen „wir“, wenn sie von Stihl sprechen.