Die Vereine beklagen die begrenzten Trainingsmöglichekiten unter dem Dach. Die Renninger Spitzenathleten bekommen einmal wöchentlich Nachbarschaftshilfe vom VfL Sindelfingen im Glaspalast.

Leonberg - Kugelstoßen bei minus fünf Grad und ohne wirklichen Halt im Ring? Hochsprung mit einem Anlauf auf gefrorenem Boden? Eisplatten, die auf der Rundlaufbahn die Sonne widerspiegeln? Da kommt bei den Leichtathleten nicht wirklich Freude auf. Wann immer es die Witterung zulässt, tummeln sie sich aber auch im Winter im Freien. Denn die Hallensituation für die Leichtathletik treibenden Vereine ist angespannt. Von Voraussetzungen, wie es sie beispielsweise im Sindelfinger Glaspalast gibt, können die Altkreisvereine nur träumen.

 

Oder sie finden ein kleines Schlupfloch, so wie Margit Hartmann, die Trainerin der Renninger Leistungsgruppe. Einmal wöchentlich bekommt die deutsche Juniorenmeisterin über 400 Meter Hürden von 1987 Nachbarschaftshilfe von ihrem ehemaligen Club VfL Sindelfingen. Mit vier oder fünf Athleten aus ihrer Leistungsgruppe hat sie die Möglichkeit, im Glaspalast zu trainieren. „Für die Gruppe ist es natürlich auch nicht gut zu sagen: die dürfen und die dürfen nicht“, spricht die 49-Jährige, die seit 2007 bei der SpVgg Renningen als Trainerin aktiv ist, von einer „ziemlich bescheidenen“ Hallensituation. Zweimal pro Woche steht der SVR-Abteilung die Stadionsporthalle von 17.15 bis 19 Uhr zur Verfügung. In zwei Hallendritteln müssen jeweils zwischen 25 und 30 Kinder üben, im dritten tummelt sich die Leistungsgruppe, der auch bis zu 25 Athleten angehören.

Schwierige Hallensituation in Renningen

Im Sog von Luca Dieckmann, der Ende des Monats zu den deutschen U-20-Mehrkampfmeisterschaften nach Hamburg fährt, haben es die Renninger geschafft, eine Gruppe junger Athleten zu fördern, die geschlossen die jeweiligen Altersklassen durchlaufen hat. Unter anderem zählen hierzu Tim Philippin, Martin Mergenthaler oder Maximilian Dillitzer. „Wer weiß, wie es weitergeht, wenn der Luca mal weg ist“, sagt Margit Hartmann. Das könnte schon in diesem Jahr passieren. Im Hinblick auf seine weitere Entwicklung ist seine Trainerin überzeugt: „Ich werde ihm raten müssen, woanders hinzugehen.“ Zumal sich an den Hallenbedingungen in Renningen kurzfristig nichts ändern wird. Der Bau einer neuen Sporthalle ist für das Jahr 2019/2020 geplant.

Nach der beschlossenen Fusion von TSV Eltingen und TSG Leonberg setzt der Eltinger Leichtathletik-Abteilungsleiter Stepan Malek seine Hoffnungen auf den Bau eines neuen Vereinszentrums an der Bruckenbachstraße. Im Idealfall mit einer Laufbahn, auf der auch wettkampfmäßig trainiert werden kann. Derzeit haben die TSV-Athleten ihre Trainingszeiten in drei Hallen (Georgii, Mörikeschule und Sportzentrum). Vor großen Meisterschaften, wenn für die Staffel, die als Startgemeinschaft mit der SpVgg Renningen antritt, die Stabübergabe trainiert werden muss, geht es auch schon mal nach Sindelfingen in den Glaspalast. Der Leichtathletik-Boom in Eltingen, als die Abteilung im Jahr 2000 noch über 500 Mitglieder zählte, ist jedoch vorbei. 2011 waren es noch 360, derzeit sind es 280 Mitglieder. Die fallende Kurve ist zuletzt aber deutlich flacher geworden.

In erster Linie breitensportorientiert ist auch die Spvgg Weil der Stadt. Das Interesse am Wettkampfsport in der Leichtathletik ist nur sehr begrenzt, hat Abteilungsleiter Josef Kneer festgestellt. Der 61-Jährige beklagt eine hohe Fluktuation, die in der Regel im Alter von 14 Jahren beginnt. Die rund 160 aktiven Mitglieder trainieren im Winter in der Gymnasiumsporthalle und der Stadthalle. Kneer sieht in Weil der Stadt nicht die Kapazitäten als Problem, vielmehr seien es die Hallenzeiten: „Die Einheiten beginnen zu früh. Da ist es für viele Trainer und Übungsleiter schwierig, überhaupt kommen zu können.“

Wettkampf-Wochenende in Sindelfingen

Mit einer Doppelveranstaltung – Hallensportfest am Samstag und baden-württembergische Hallenmeisterschaften U 18 und württembergische Titelkämpfe U 16 in den Staffeln und Rundenläufen am Sonntag – wird die Hallensaison der Leichtathleten im Sindelfinger Glaspalast eingeläutet. Für das Meeting am Samstag haben nationale und internationale Starter aus dem angrenzenden Ausland ihr Kommen zugesagt. Nicht dabei ist hingegen, anders als auf dem Veranstaltungsplakat angekündigt, Kugelstoßer Tobias Dahm. Der Sindelfinger Olympiateilnehmer hat sich im Training die Achillessehne gerissen und ist derzeit mit Reha statt Training beschäftigt. Dafür ist sein Vereinskollege Niko Kappel mit von der Partie. Der kleinwüchsige Paralympics-Sieger von Rio de Janeiro wird wie immer bei offiziellen Leichtathletikwettkämpfen im Rahmen der Frauenkonkurrenz zur Kugel greifen.

Am Sonntag sind die Nachwuchsathleten aus Baden-Württemberg unter sich. Mit guten Chancen insbesondere in den Staffeln auch für die Mannschaften des gastgebenden VfL Sindelfingen, der SV Nufringen, der LG Schönbuch-Nord und anderer Vereine aus dem Kreis Böblingen. Die KSG Gerlingen setzt auf ihre Laufschlümpfe. Lucia Arens und Paula Schönbucher führen das Feld über 800 Meter in der Altersklasse W 14 an.

Das Meeting beginnt am Samstag um zehn Uhr und geht gegen 19.30 Uhr mit den letzten Staffeln zu Ende. Die Meisterschaften am Sonntag starten um 10.30 Uhr mit den 60-Meter-Vorläufen und werden um 18.50 Uhr mit der Entscheidung über 300 Meter W 15 abgeschlossen.