E-Bikes kommen an den Stuttgarter Call-a-Bike-Stationen nur schwer in Fahrt. Die Bahn will die Zahl der Räder erhöhen und auch ein engmaschigeres Netz von Ladestationen aufbauen.

Stuttgart - Am Standort Marienplatz ist die silbern-rote Call-a-Bike-Fahrradflotte an diesem warmen Sommertag noch ziemlich komplett. Nur fünf Parkstände sind frei, Elektrofahrräder sind allerdings Fehlanzeige. Die Gymnasiallehrerin Verena Maier öffnet gerade das Schloss eines Leihrades, mit dem sie in die Innenstadt fahren möchte. „Früher habe ich die Räder öfter benutzt, in diesem Jahr ist es allerdings erst das zweite Mal“, sagt die junge Frau. Mit dem Angebot, das sie stets innerhalb der ersten kostenlosen 30 Minuten nutzt, ist sie recht zufrieden. „Der Verschluss ist manchmal recht schwergängig“, bemängelt Maier. Größere Probleme hat sie mit den Leihrädern der Bahn aber bis jetzt nicht gehabt. „Nur einmal ist ein Pedal abgefallen.“ Ein anderer Nutzer lobt das neue Buchungssystem per EC- oder Kundenkarte. „Das ist jetzt viel einfacher als früher per Handy.“

 

„Das Angebot ist besser geworden“, findet der Student Lars Brandt, der sich gerade an der Ecke Rotebühl-/Schwabstraße im Westen ein Leihrad geholt hat, um rasch in den Süden zu kommen. „Früher waren an der Schwabstraße fast immer alle Räder weg.“ Aber inzwischen ist der „Ab-und-zu-Nutzer“ zufrieden. Auch Brandt ist mit einem Leihrad stets kürzer als eine halbe Stunde unterwegs. Dieses kostenlose Mobilitätsangebot mit 400 Leihrädern, für das die Stadt der Bahn jährlich 130 000 Euro überweist, hält er für „supergut“. Ein Pedelec, das von der ersten Sekunde an je Minute zwölf Cent kostet, ist für den jungen Mann aber „kein Thema“.

Kurze Ausleihzeiten

Die meisten Stuttgarter, die sich seit 2007 auf eines der im ganzen Stadtgebiet verteilten Leihräder schwingen, halten es wie Maier und Brandt: Sie sind kurz und kostenlos unterwegs. „Morgens fahren alle damit in die Stadt, und nachmittags kaum einer wieder heraus“, fasst Andreas Stier, der Call-a-Bike-Beauftragte der Bahn-Tochter DB Rent, das Verhalten der meisten Leihradnutzer zusammen. Laut einer Broschüre des Bundesverkehrsministeriums über „Innovative Fahrradverleihsysteme“ dauern 50 Prozent der Ausleihen in Stuttgart maximal elf Minuten, 92 Prozent liegen unter einer halben Stunde.

Auch die an 44 Stationen zusätzlich verfügbaren Elektrofahrräder, deren Einsatz in Stuttgart vom Bundesverkehrsministerium mit 1,25 Millionen Euro gefördert worden ist, werden laut Stier „meist nur für kurze Fahrten gemietet“. Es gebe aber durchaus Kunden, die damit aus dem Talkessel hinaus, etwa nach Vaihingen, fahren.

Die müssen allerdings erst mal ein Pedelec finden. Bei einer StZ-Stichprobe an mehreren Call-a-Bike-Stationen in der Innenstadt war nur ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung am Feuersee im Westen verfügbar. Das ist kein Wunder, denn die offiziell 60 in der Stadt vorhandenen Pedekecs der Bahn (eigentlich müssten es 100 sein) stehen nur theoretisch zur Verfügung. „Gegenwärtig sind gut 40 in der Regel stadtweit betriebsbereit“, heißt es bei Call a Bike. „Pedelecs sind schließlich technisch anspruchsvoller als normale Räder“, begründet Stier das Manko. „Wir versuchen stets, sie so rasch wie möglich zu warten und zu reparieren.“ Wenn ein Fahrrad allerdings an der Abgabestation vom Kunden nicht wieder an ein Ladeterminal angeschlossen werden könne, weil alle Steckdosen belegt seien, müsse es vom Wartungsteam zu einem freien Ladeplatz transportiert werden, bevor es wieder verwendet werden könne.

Nur 3000 Fahrten „unter Strom“

Die Probleme mit den Elektrorädern schlagen sich auch in der Statistik nieder. Nach Angaben der Bahn wurden von den 9500 Stuttgarter Call-a-Bike-Kunden im ersten Halbjahr insgesamt 36 000 Fahrten unternommen. „Davon entfielen knapp 3000 auf die Pedelecs“, ist zu erfahren.

Für Andreas Stier ist das Verleih-System in der Landeshauptstadt dennoch „bereits aus den Kinderschuhen“. Es gebe aber noch Verbesserungs- und Optimierungsbedarf. Geplant seien mehr Aufladestationen, denn ein mit einem Elektrorad an einer Station ankommender Kunde müsse stets eine freie Ladestation vorfinden. Dabei denkt der Fachmann auch an zusätzliche Stationen auf halber Höhe zwischen der Innenstadt und Vaihingen. Die Ladeterminals sollten sich „wie die Perlen einer Kette aus der Innenstadt bis auf die Höhe aneinanderreihen“.