Im Technischen Ausschuss von Leinfelden-Echterdingen flog nach kurzer Diskussion das ehemalige Renault-Gelände von der Tagesordnung. Dort sollten Flüchtlinge mit Bleiberecht unterkommen – es bietet sich aber auch für Gewerbe oder sozialen Wohnungsbau an.

Leinfelden-Echterdingen - Eigentlich sollte sich der Technische Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung auch mit dem ehemaligen Renault-Gelände befassen. Noch leben dort Asylsuchende in mobilen Bauten und Zelten. Wenn der Landkreis im Frühjahr 2018 das Gelände frei gemacht hat, will die Verwaltungsspitze von L.-E. das Gelände für die Anschlussunterbringung nutzen. Bis zu 200 Flüchtlinge mit Bleiberecht sollten dort ein Dach über dem Kopf erhalten.

 

Die Nutzung des Geländes gehörte auch zu dem mit dem Kreis vereinbarten Flüchtlingskompromiss (wir berichteten). Dieser hatte dazu beigetragen, einen Zwist mit dem Landratsamt zu beenden. Dennoch hat Baubürgermeisterin Eva Noller nach einer kurzen Diskussion im Gremium den Punkt von der Tagesordnung genommen. „Ich habe eine große Unsicherheit über den Bedarf gespürt“, sagt die Dezernatsleiterin dazu unserer Zeitung

Auch wenn die Verwaltungsspitze erst Ende Juli und damit kurz vor der Sommerpause im Detail über die Flüchtlingszahlen in der Großen Kreisstadt gesprochen hat, soll am nächsten Dienstagabend im Vollgremium des Gemeinderates erneut über die Flüchtlingslage informiert werden.

Baulandentwicklung soll vorangetrieben werden

Dieses Vorgehen ist im Sinne der Christdemokraten. Fraktionsvorsitzende Ilona Koch hatte in der Sitzung die Aktualität des vorgelegten Zahlenmaterials angezweifelt. Unserer Zeitung sagt sie auf Nachfrage: „Ich bin mir sicher, dass sich über den Sommer hier viel bewegt hat.“ Beispielsweise bieten die Bürger der Verwaltung immer wieder Wohnungen für Flüchtlinge mit Bleiberecht an. Koch schätzt die aktuelle politische Lage so ein, dass der Familiennachzug von vielen Zuwanderern ausgesetzt bleibt. Und sagt: „Wir brauchen eine belastbare Entscheidungshilfe.“

Aufgrund des hohen Siedlungsdrucks in L.-E. müssten die Baulandentwicklung und auch der soziale Wohnungsbau vorangetrieben werden. In der Sitzung sagte sie: „Wir haben hier nicht nur eine Gruppe von Menschen unterzubringen.“ Und: „Wir wollen das Renault-Gelände als eines der letzten Gewerbegrundstücke nicht leichtfertig aufgeben.“

Auch die Freien Wähler und die Grünen halten das Gelände an der Leinfelder Straße für nicht ideal. „Ich weiß aber nichts Besseres“, sagte Grünen-Fraktionschefin Ingrid Grischtschenko. „Zwei andere Standorte, wo wir eine Kombination von Anschlussunterbringung und sozialem Wohnungsbau machen könnten, wären besser“, sagte Walter Vohl (Freie Wähler).

Für diese Kombination bekommen Kommunen auch noch Fördergelder. Auch L.-E. hatte sich zu einem Strategiewechsel entschlossen. Demnach sollten für die Anschlussunterbringung keine neuen Gebäude mehr gebaut werden. Stattdessen können Flüchtlinge mit Bleiberecht frei werdende Wohnungen beziehen. Allein beim Renault-Gelände sollte eine Ausnahme gemacht werden.