Der Flughafen wird unter anderem über ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Strom versorgt. Rund 8000 Betriebsstunden ist das Kraftwerk jedes Jahr im Einsatz, um den jährlichen Stromverbrauch des Flughafens von 46 865 Megawattstunden (MWh) abzudecken.

Echterdingen - Aus einem rot-weiß-gestreiften, schmalen und langen Schornstein, der wegen seiner Farbkombination eher an einen Leuchtturm erinnert, dampft Rauch langsam und in kleinen Schüben über dem Flughafengelände in die Höhe. Sobald der Dampf dem Schornstein entwischt ist, bläst der Wind ihn in den mit einigen Wolken bedeckten Himmel.

 

Der Dampf sieht so weich aus, dass es scheint, als wären die Wolken aus ihm geformt. Im Hintergrund landen mit einem deutlich hörbarem Aufsetzer Flugzeuge auf dem Asphalt und folgen den dünnen Linien zu ihrem Standplatz. Andere donnern mit dröhnenden Turbinen über die Startbahn und schweben dann fast lautlos in Richtung Wolkendecke.

Wichtige Säule für die Stromversorgung

Im Vergleich zu den großen Terminals, die auf dem Weg zum Kraftwerk liegen, wirkt das kleine hellgraue Heizkraftwerk-Gebäude mit seinem Schornstein auf dem Flachdach nicht größer als zwei aneinandergeklebte Wohnhäuser. Doch trotz seiner geringen Größe ist das Blockheizkraftwerk eine wichtige Säule für die Stromversorgung am Flughafen.

Rund 8000 Betriebsstunden ist das Heizkraftwerk jedes Jahr im Einsatz, um den jährlichen Stromverbrauch des Flughafens von 46 865 Megawattstunden (MWh) abzudecken. Die Energieeinheit Wattstunde (Wh) gibt an, wie viel Energie eine Maschine mit einer Leistung von einem Watt in einer Stunde aufnimmt oder abgibt. Das Millionenfache einer Wattstunde ist die Megawattstunde.

„Der Bedarf des Flughafens entspricht dem Verbrauch einer Kleinstadt mit 8000 Haushalten“, sagt Holger Veith. Er ist Manager für Ver- und Entsorgung in der Abteilung Technisches Facility Management des Flughafens. Das Blockheizkraftwerk allein reicht nicht aus, um den gesamten Bedarf zu decken. Nur rund ein Viertel des Stromverbrauchs – genau 14 120 Megawattstunden – stammen aus dem Blockheizkraftwerk. Damit könnte zum Beispiel der Filderstädter Ortsteil Bonlanden versorgt werden. Den übrigen benötigten Strom bezieht der Flughafen aus dem Netz der EnBW. Auch Erdgas und Öl für den Betrieb des Heizkraftwerks kauft der Flughafen bei dem externen Anbieter.

Begeisterung fürs Kraftwerk

Mit leisem Klirren öffnet Holger Veith die Tür zu dem menschenleeren Gebäude, zum sogenannten Heizwerk. Es brummt nicht, es surrt nicht in dem Raum. Stattdessen: Stille. Veith schlängelt sich über den Boden des Raums. Seine Bewegung durch das Werk erinnert an der Verlauf der Rohre an der Decke, die sich über die gesamte Breite in alle Richtungen erstrecken – von oben nach unten und von links nach rechts. Veith zeigt auf die Rohre, bleibt vor einem großen Behälter stehen und setzt dann mit Hilfe zahlreicher physikalischer Fremdwörtern zur Erklärung der Vorgänge an.

Trotz der Stille im Heizwerk wirkt Veiths Stimme leise. Gleichzeitig ist Begeisterung bei ihm zu spüren. So plaudert er voller Elan drauf los, während er langsam seine Linien durch das Heizwerk zieht.

Das Blockheizkraftwerk funktioniert nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Das bedeutet, dass Strom und Wärme ausschließlich gekoppelt erzeugt werden. „Das ist nur sinnvoll, wenn man die entstandene Wärme auch nutzen kann“, sagt Veith. Im Winter wird die Wärme vor allem zum Heizen der Terminalhallen genutzt, im Sommer kann die Wärme von einer Absorptionskältemaschine in Kälte umgewandelt werden und sorgt so beispielsweise für den Betrieb der Klimaanlagen. Der Zylinder im Kraftwerk hat die Leistung von 5000 Waschmaschinen. Im Prinzip funktioniert er wie ein großer Automotor. „Das Gas wird mit Luft vermischt, im Zylinder verdichtet und verbrannt“, sagt Veith. „Der Generator macht dann Strom daraus.“ Bei diesem Vorgang entstehen aus dem Brennstoff jeweils 42 Prozent Strom und 42 Prozent Wärme. „Innerhalb weniger Sekunden ist das verbrannte Gas als Strom verwendbar“, sagt Veith. Das übrig gebliebene Abgas wird über einen Wärmetauscher von seiner Temperatur von 500 Grad auf 90 Grad heruntergekühlt.

Warnungen auf Klebern

Das Blockheizkraftwerk ist durch eine schwarze, schwere Tür zu erreichen, die mit Stickern mit den Worten Danger, Caution und Warning beklebt ist. Auf den Klebern schreien Warnungen vor elektrischer Spannung und heißen Oberflächen nach absoluter Vorsicht. Schon mit dem ersten Schritt in das Blockheizkraftwerk ist die Arbeit der Maschine deutlich spürbar. Der Boden vibriert durch das Brummen so stark, dass die Bewegung im ganzen Körper spürbar ist. Die Tür fällt im Rücken mit einem lauten Knall zu.

Der grasgrüne Zylinder mitten in dem kleinen Raum – kaum größer als ein gewöhnliches Wohnzimmer – pustet kalte Luft nach außen und gibt laute, knatternde Geräusche von sich. Das Geräusch klingt wie eine Reihe von Presslufthämmern, die in unmittelbarer Nähe und alle gleichzeitig arbeiten. Selbst mit Kopfhörern ist das laute Rattern der Maschine deutlich zu hören. Reden ist hier zwecklos – der Lärm der Maschine verschluckt jedes Wort. Der Geruch nach Gas liegt in der Luft.

Im Kraftwerk arbeitet normalerweise niemand

2009 hat der Flughafen die Sanierung und damit die Umstellung auf ein Blockheizkraftwerk beschlossen. Drei Millionen Euro wurden dabei in die Umrüstung des Netzes investiert. Hinzu kamen weitere Kosten für das Gebäude und die Anlagentechnik. „Das Gas-Blockheizkraftwerk ist für die Anwendung und Größe die richtige Technik“, sagt Veith. Vier Jahre später, im Jahr 2013, konnte das Kraftwerk in Betrieb genommen werden. „Die Sanierung war auch wegen der Kohlenstoffdioxid-Minimierung bitter nötig“, sagt der Versorgungs-Manager.

In Blockheizkraftwerk selbst arbeitet normalerweise niemand. Denn die Umwandlung von Gas in Strom und Wärme kann über Monitore und sogar von außerhalb reguliert werden. „Man kann hier vieles überwachen“, sagt Veith. „Aber wenn etwa Öl auslaufen würde, würde man das nicht direkt merken.“ Deshalb sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Von der ersten Etage des Heizwerks laufen die Stromleitungen des gesamten Flughafen Netzes über milimeterdünne Kabel in allen Farben zusammen. Kleine blinkende Lichter in den Stromkästen zeigen den Betrieb der Maschinen an. Sofort steigt der Geruch nach Strom in die Nase. Der Strom, der den Flughafen Echterdingen am Leben hält. Und zu dem auch das Kraftwerk beiträgt.