Statt Unterkünfte selbst zu bauen, will die Stadt Leinfelden-Echterdingen lieber Privatwohnungen an Flüchtlinge vermitteln. Und die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen. Einen Nachteil gibt es allerdings doch.

Leinfelden-Echterdingen - Das städtische Projekt „LE mietet“ ist ein Erfolgsmodell. „Diese Zahlen können sich sehen lassen“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Die Idee ist gut und wird auch gut umgesetzt“, erklärte Oberbürgermeister Roland Klenk.

 

Seit Juli 2016 vermittelt die Stadt zwischen Wohnungseigentümern und Flüchtlingen. Sie fungiert als eine Art Zwischenmieter und schafft so Wohnraum für Zuwanderer. Bis Ende März wurden 14 Mietverträge unterschrieben. 60 Zuwanderer aus Syrien, dem Irak, der Türkei, aus Nigeria und aus Gambia sind so untergebracht worden. Im Laufe des Aprils werden weitere sieben Menschen vier Wohnungen in Stetten beziehen. Die Stadt spart sich so insgesamt den Bau einer kleineren Flüchtlingsunterkunft. „Für diese Menschen müssen wir keine Plätze in der Anschlussunterbringung schaffen“, sagte SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels.

Preisvorstellungen einiger Eigentümer jenseits von Gut und Böse

Der Vorteil für die Gebäudebesitzer: Die Stadt knüpft Kontakt zu den Mietern. Sie bietet Hilfe bei der sprachlichen Verständigung an. Der Eigentümer kann sicher sein, dass er die Mieten und Nebenkosten bekommt. Auch für eventuelle Schäden springt die Kommune ein. Größere Probleme mit den Mietern gab es laut Projektleiterin Corinne Belz bisher nicht.

58 Hausbesitzer hatten sich in den vergangenen zehn Monate bei der Mitarbeiterin des Amtes für soziale Dienste gemeldet. 30 Wohnungen wurden besichtigt – aber nicht alle waren geeignet. So müsse beispielsweise die Elektrik in Ordnung sein. „Es müssen Fluchtwege und Feuermelder vorhanden sind“, sagte sie. Außerdem habe die Mietpreisvorstellung mancher Eigentümer „jenseits von Gut und Böse“ gelegen.

Stadt setzt weiter auf Freiwilligkeit

Judith Skudelny (FDP) goss allerdings in der Sitzung Wasser in den Wein. Sie wollte wissen, ob alle Wohnungen vorher längere Zeit leer standen. Denn die Ursprungsidee des Projekts sei gewesen, den Leerstand in der Stadt zu reduzieren. Die Antwort von Belz: Einige Wohnungen waren zuvor an andere sozial Schwache vermietet, die ausgezogen sind.

Claudia Moosmann (Freunde der Filderpiraten) regte an, Besitzer von leer stehenden Häusern gezielt anzuschreiben. Dagegen aber sprach sich Bürgermeister Kalbfell deutlich aus: „Wir setzen auf Freiwilligkeit.“ Auch Skudelny hält solche „Drohschreiben“ für falsch. „Wir sollten das Eigentumsrecht hoch halten, damit in unsere Stadt investiert wird.“