Für die Familie Olivetti aus Leinfelden-Echterdingen war ihr Auto besonders wichtig. Der Vater ist querschnittsgelähmt, das Auto hatte zahlreiche Sonderausstattungen. Der Wagen wurde gestohlen – nun stehen sie vor großen Problemen.

Leinfelden - Als Aurelie Olivetti am vergangenen Donnerstag um 5.45 Uhr zu ihrem Carport direkt neben dem Haus gelaufen ist, parkte der silberne Mercedes Viano der vierköpfigen Familie nicht an seinem gewohnten Platz. Das Auto ist in der Nacht gestohlen worden. Weder die Familie noch die Nachbarn haben etwas davon bemerkt. „Im ersten Moment war ich nur panisch und geschockt“, erzählt Olivetti. Auch ihr Mann Dominique und ihre zwei Kinder konnten es nicht fassen. „Unser kleiner Sohn hat es nicht geglaubt und selbst draußen noch einmal nachgesehen“, sagt sie.

 

Bereits eine Woche ohne Auto

Mittlerweile muss die Familie schon fast eine Woche lang ohne ihr Auto auskommen. Für die Olivettis ist das ein besonders großes Problem, da Aurelies Mann Dominique querschnittsgelähmt und an seinen elektrischen Rollstuhl gebunden ist. Deshalb hatte das Auto einiges an Sonderausstattung zu bieten. „Wir hatten eine Rampe, über die mein Mann alleine ins Auto fahren konnte“, sagt die 38-Jährige. Deshalb stand das Auto auch unter dem Carport und nicht in der Garage. Statt eines Beifahrersitzes hatte der Mercedes Viano eine sogenannte Docking Station, auf der der elektrische Rollstuhl automatisch Halt hatte. „Wir haben das alles an dem Auto nachrüsten lassen“, sagt Olivetti. Vor sechs Jahren hatte die Familie das Auto in Empfang genommen, nachdem es zuvor ein halbes Jahr bei der Umrüstung gewesen war. Dadurch hat der Wagen insgesamt einen Wert von rund 95 000 Euro. „Der Umbau war fast so teuer wie das ganze Auto“, sagt Olivetti.

Für die Familie ändert sich nach dem Diebstahl des Autos alles. „Wir fahren eigentlich immer und überall mit dem Auto“, sagt Olivetti. Mit der S-Bahn kann ihr Mann nicht alleine unterwegs sein, und auch der Transport mit einem anderen Auto sei eigentlich nicht möglich. „Ohne die Umbauten können wir mit einem Auto nichts anfangen“, sagt sie. „Wir brauchen ein Auto, wo er selbst reinfahren kann, weil ich ihn nicht tragen kann.“

Die Familie muss sich an das Leben ohne Auto gewöhnen

Den Einkauf für die Familie, die Besuche beim Arzt und die Fahrten zur Musikschule mit den Kindern – all das ist ohne das Auto nun erst mal passé. „Wenn jetzt etwas wäre, könnte ich meinen Mann nicht einmal zum Arzt fahren“, sagt Olivetti.

Doch an das Leben ohne Auto muss sich die Familie wahrscheinlich gewöhnen. „Wir haben keine Wahl, es wird erst mal so bleiben“, sagt Olivetti. „Wir müssen dadurch unser ganzes Leben umstellen.“ Mindestens neun Monate lang wird die Familie auf ein behindertengerechtes Auto verzichten müssen. Die Vollkaskoversicherung wartet einen Monat, bis sie mit der Kalkulation des Schadens beginnt. Erst danach erfährt die Familie, mit welcher finanziellen Entschädigung sie rechnen kann.

Die Umbauten sind der Versicherung bekannt, ob diese jedoch auch entschädigt werden, wissen die Eheleute nicht. „Für uns ist es wichtig, dass die Versicherung die Umbauten übernimmt“, sagt Olivetti. Auch dann würde die Suche nach einem neuen Auto beginnen, und der Umbau würde wieder ein halbes Jahr dauern. „Ein Auto kann man normalerweise schnell austauschen, aber bei uns wird das Monate lang dauern“, sagt Dominique Olivetti.

Sie verpassen den Geburtstag des Sohnes

Einen Tag nachdem das Auto verschwunden war, gab es bereits das erste Problem. Die zwei Kinder sollten vom Straßburger Flughafen zur Familie in der Nähe von Lyon fliegen. „Ich musste einen Mietwagen für einen Tag holen, weil die Flüge ja gebucht waren“, sagt Olivetti. Eigentlich wollten die Eltern in zwei Wochen mit dem eigenen Auto hinterherfahren und gemeinsam mit der Familie Urlaub in ihrer französischen Heimat machen. Doch daraus wird nun nichts. „Das können wir jetzt alles nicht mehr machen“, sagt sie. Damit werden die Eltern auch den Geburtstag ihres siebenjährigen Sohnes verpassen, den sie ursprünglich alle gemeinsam in Frankreich feiern wollten.

„Wir wissen, dass es ohne Auto kompliziert wird. Wie sehr, das werden wir noch erleben“, sagt Dominique Olivetti. In der Hoffnung, das Auto schnell wiederzufinden, postete Aurelie Olivetti einen Aufruf auf Facebook, der mehrfach geteilt wurde. „Das Positive an unserer Geschichte war die Solidarität vieler Leute, die unseren Beitrag geteilt haben“, sagt der 42-Jährige. Diese Unterstützung gibt der Familie zumindest ein wenig Zuversicht. „Wir hoffen, dass unser Auto wiedergefunden wird. Das wäre für uns die schnellste Lösung“, sagt Aurelie Olivetti. Im besten Fall könnte die Familie dann vielleicht doch noch nach Frankreich fahren.