Besonders in den Ferien parken Autos mit fremden Kennzeichen in den Wohngebieten in Leinfelden-Echterdingen statt am Flughafen. Anwohner können diese melden. Stadträte sprechen von Denunziantentum.

Leinfelden-Echterdingen - Ferienzeit ist Reisezeit. Wer mit dem Auto zum Stuttgarter Flughafen fährt, um von dort in die wohlverdiente Auszeit abzuheben, kann seinen fahrbaren Untersatz freilich am Airport direkt abstellen. Der Flughafen bietet hierfür verschiedene – freilich kostenpflichtige – Stellplätze an. Der günstige kostet 39 Euro pro Woche. Zumindest theoretisch.

 

Eine Anfrage zeigt: Für die zweite Pfingstferienwoche sind keine freien Plätze mehr auf dem preiswerten Parkplatz P 0 zu haben. Die billigste Möglichkeit wird nun mit 85 Euro für acht Tage ausgewiesen – im Parkhaus P 2. Eine Mitarbeiterin der zuständigen Firma Apcoa Parking Deutschland GmbH bestätigt dies auf Nachfrage. „Es gibt nur das, was angezeigt wird“, sagt sie. Das buchbare Kontingent auf dem P 0 sei für diesen Zeitraum vergeben. Auch Privatanbieter bieten Stellflächen in den angrenzenden Nachbargemeinden an. Wer sich auskennt, stellt sein Heiligs Blechle aber gerne auch in den Wohngebieten von Leinfelden-Echterdingen ab. Wer derzeit durch die Große Kreisstadt läuft, kann dort zahlreiche Autos mit fremden Kennzeichen entdecken. Und zwar nicht nur an der Karlsruher Straße. Dort hatte, wie berichtet, ein Anwohner mobil gemacht gegen sogenannte Fremdparker.

Auch beispielsweise an der Fleinsbachstraße stehen Fahrzeuge, die aus Frankfurt, aus dem Zollernalbkreis und aus Tübingen kommen. Eine Straße weiter gibt es ein Nummernschild aus Rheinland-Pfalz zu bewundern.

Verwaltung hat Kontrollen verstärkt

Gerd Maier, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, sagt dazu: „Das Problem mit den Fremdparkern gibt es in L.-E. seit es den Flughafen gibt. Und zwar im gesamten Stadtgebiet.“ Mit der Ansiedelung der Messe kamen jene Parker hinzu, die sich das Parkticket an der Messe sparen wollen. Derzeit könne man durchaus den Eindruck gewinnen, dass immer mehr Fremdparker in den Wohngebieten stehen. „Wir haben die Kontrollen des ruhenden Verkehrs verstärkt“, sagt Maier. Rund um alle S-Bahnhöfe herrsche hoher Parkdruck. Will heißen, es gibt dort kaum freie Flächen.

Freie Wähler-Stadtrat Eberhard Wächter berichtet in fast jeder Sitzung des Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschusses von dem besonders am Wochenende zugeparkten Gebiet Gärtlesäckern. Und CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch sagte in der jüngsten Sitzung: „Wir sind nicht bereit, weiter kostenlose Parkplätze anzubieten.“

Die Verwaltung erarbeitet derweil im Rahmen des Mobilitätskonzeptes ein Konzept, in dem es auch um städtische Parkgebühren gehen wird. Und die Fremdparker müssen sich wegen des enormen Parkdruckes darauf einstellen, dass ihre Autos – im Gegensatz zu früher – auch abgeschleppt werden. Und zwar nicht nur dann, wenn eine Feuerwehrausfahrt zugeparkt wird. Zudem könnten Bürger, deren Einfahrt von Falschparkern zugestellt ist, diese auch anzeigen. Auch das machte der Chef des Ordnungsamtes in der jüngsten Ausschusssitzung klar. Wird ein Original-Foto mit integriertem Datum abgegeben, gehe die Verwaltung dem Hinweis nach. Diese Aussage hat unter den Stadträten für Wirbel gesorgt. Judith Skudelny (FDP) sprach sich gegen ein solches Denunziantentum aus.

Bürger können Falschparker anzeigen

„Wir wollen in Leinfelden-Echterdingen keine Hilfssheriffs heranziehen. Es muss eine persönliche Betroffenheit vorliegen“, sagt Maier dazu unserer Zeitung. Der Anzeigende muss bereit sein, vor Gericht als Zeuge aufzutreten. Die Verwaltung gibt zudem keine Auskunft darüber, welche Strafe ausgesprochen wurde.

Aber Vorsicht: Autos mit fremden Kennzeichen können auch Menschen gehören, die selbst Bürger der Großen Kreisstadt sind. Das liegt an einer relativ neuen Regelung. Wer über Länder- und Zulassungsgrenzen hinweg umzieht, kann sein Kennzeichen behalten. Erst wenn sich der Neubürger ein neues Fahrzeug zulegt, muss dieses das Kennzeichen des tatsächlichen Wohnortes tragen, erklärt Maier.