In der Informationsreihe „LE im Dialog“ ging es diesmal um Unteraichen. Das Thema Verkehr dominierte.

Leinfelden-Echterdingen - Wenn es um ihr Wohngebiet geht, lassen sich die Unteraicher nicht zweimal bitten: In der bis auf den letzten Platz besetzten Gaststätte der Filderer nutzten zahlreiche Anwohner die Gelegenheit zur Diskussion mit der Verwaltungsspitze, die ihrerseits in voller Mannschaftsstärke angetreten war. „LE im Dialog“ heißt die Reihe, die am Montag nach Unteraichen zum Informationsabend geladen hatte. „Es war uns wichtig, noch einmal vor den Sommerferien ins Gespräch zu kommen“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk, der sich über das volle Haus freute – ungeachtet einer kurzfristigen Verwirrung um den Veranstaltungsort.

 

Als dominierendes Thema stand die Verkehrsführung auf der Tagesordnung, die in einer Bürgerversammlung vor rund zwei Monaten bereits für erregte Debatten gesorgt hatte. Erneut ist klar geworden: Eine Zauberformel, die den Stadtteil vom belastenden Straßenverkehr befreien könnte, ist nicht in Sicht. Klenk kündigte aber ein neues und zu diesem Zeitpunkt selbst dem Gemeinderat noch unbekanntes Verkehrskonzept an. Andreas Waibel, der Leiter der Abteilung Tiefbau, stellte die „strukturelle Analyse“ kurz vor, die Haupt- und Nebenstraßen auf ihr Nutzungsprofil hin unter die Lupe nimmt. Damit verbunden ist die Überprüfung der Geschwindigkeitszonen: In Wohnstraßen soll weiterhin Tempo 30 gelten, für Hauptstraßen mit Ladengeschäften wird hingegen als Kompromiss eine Begrenzung auf Tempo 40 favorisiert.

Für Unteraichen fehlt ein Gesamtkonzept

Auch zum Thema Umgehungsstraße signalisierte Klenk weitere Überlegungen: „Wir sind dabei, eine neue Variante zu prüfen“, sagte er. Nachdem der Nordspange zwischen Maybachstraße und dem Kreisverkehr Stuttgarter Straße die politische Mehrheit abhanden gekommen war, ist die Osttangente entlang des Gewerbegebiets als Teil der Nord-Süd-Straße in den Fokus gerückt. Diese Verbindung liege auch im Interesse der örtlichen Wirtschaft, sagte Klenk, „eine isolierte Umsetzung der Nordspange würde die Belastung nur verschieben“.

Die Bürger waren sich einig: „Für Unteraichen fehlt ein Gesamtkonzept“, wie Achim Weinmann, Sprecher des Vereins Unteraicher Bürger, monierte. „Neue Gewerbeansiedlungen bei gleichem Straßennetz, das wird nicht funktionieren.“ Die Erste Bürgermeisterin Eva Noller stellte klar, Voraussetzung für die Genehmigung etwa der Daimler-Pläne sei ein betriebliches Mobilitätskonzept. Während Klenk betonte, dass die Probleme auch im Hinblick auf Ansiedlungen in Vaihingen und Möhringen oder den Ausbau von A 8 und B 27 auf lokaler Ebene allein nicht zu lösen seien, wünschten sich die Bürger nach 30 Jahren Verkehrsdilemma einen Befreiungsschlag: „Bitte keine Sparlösungen“, lautete eine der Forderungen. Und: „Bringen Sie die Nord-Süd-Straße richtig zu Ende.“

Bürger sollen beim S21-Lärmschutz wachsam bleiben

Klare Aussagen gab es von Seiten der Anwohner auch zur angedachten Ampellösung an der Hohenheimer Straße. Diese würde zu noch mehr Stau führen. Bekanntlich war der Unfallschwerpunkt durch eine vorgeschriebene Rechtsabbiegespur in die Max-Lang-Straße entschärft worden, allerdings zu Lasten der Anbindung an das Einkaufszentrum, wie der Ordnungsamtsleiter Gerd Maier einräumte. Die Simulation eines Ingenieurbüros löste wiederholt Heiterkeit aus: Sie zeige den Verkehr „vielleicht sonntags um zwei“, nicht aber den täglichen Stau, hieß es aus den Reihen der Besucher. Zudem sei der Bus-Radius am ehemaligen Rössle extrem eng. „Mit dieser Situation werden wir auf absehbare Zeit leben müssen“, sagte der Rathauschef, der ebenso wie die anwesenden Vorsitzenden aller Gemeinderatsfraktionen ein klares Bürgervotum mit in die Planung nahm: „Stimmen Sie der Ampel nicht zu.“

Auch der motorisierte Bringdienst ins Paul-Maar-Kinderhaus verursacht offenbar gefährliche Engpässe. Die Forderung: Der Zugang soll von der Schul- in die parallel verlaufende Schubertstraße verlegt werden.

Zum Thema Lärmschutz in Sachen S 21 versprach Klenk den Bauherren die anhaltende Aufmerksamkeit der Verwaltung. Die städtebauliche Qualität der Maßnahmen wie Schallschutzwände sei für die Bahn ohne Belang. „Eine optisch vertretbare Lösung müssen wir mit eigenen Mitteln zustande bringen“, unterstrich der OB und machte noch einmal auf die verlängerte Einspruchsfrist bis zum 15. September aufmerksam.

Als Fazit sagte Roland Klenk auch künftig einen kritischen Dialog zu, um Verbesserungen „Stück für Stück“ zu erreichen. Jenseits aller Veränderungen gelte es, die Identifikation zu erhalten und damit eine gemeinsame Überzeugung: „Das ist unsere Stadt.“