Vor allem Urnengräber sollen in Leinfelden-Echterdingen teurer werden. Ein Stadtrat ärgert sich über Regulierungswut bei neuem Kolumbarium.

Leinfelden-Echterdingen - Einen Menschen zu Grabe zu tragen, das könnte in L.-E. von November an deutlich teurer werden. Zumindest dann, wenn die Wahl auf eine Urnenbestattung fällt und das Vollgremium des Gemeinderates am kommenden Dienstag dem Votum des Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss folgt .

 

Bisher gilt: Ein Urnengrab ist allein aufgrund seiner Größe deutlich günstiger zu haben als ein Erdgrab. Das soll sich mit der neuen Friedhofssatzung ändern. Die Verwaltung will bei der Kalkulation der Gebühren fortan nicht nur die Fläche eines Grabes, sondern zu 50 Prozent auch die Anzahl der Fälle berücksichtigen.

Denn der Trend geht zunehmend zur Urnenbestattung. Und auch für diese Beerdigungsart müssen die sechs Friedhöfe der Großen Kreisstadt in Schuss gehalten werden. Für den Unterhalt, den Betrieb, die Infrastruktur und die Abschreibungen, die mit dem neuen Haushaltsrecht – der Doppik – ebenfalls deutlich zu Buche schlagen, fallen jährlich insgesamt 2,2 Millionen Euro an. Diese Summe soll fortan gerechter auf alle Angehörigen von Verstorbenen verteilt werden.

Die Kommune bleibt dabei alles andere als außen vor. Sie bleibt trotz Gebührenerhöhung auf Kosten von rund 900 000 Euro pro Jahr sitzen. Und der Kostendeckungsgrad sinkt von 72 Prozent (vor Einführung der Doppik) auf 56,8 Prozent. Eine Gruppe aus Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern haben diesen Vorschlag erarbeitet.

Scharfe Kritik vom Bestatter

Das sogenannte Kölner Modell, das so heißt, weil es diese Stadt als erstes eingeführt hat, führt allerdings dazu, dass eine Urnenbestattung deutlich teuer wird. Auch für eine Beisetzung der Urne in einem anonymen Gräberfeld und damit für die einfachste Form der Bestattung wird man künftig wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Was der Verwaltung am Dienstagabend im Ausschuss die scharfe Kritik eines Musberger Bestatters einbrachte. „Diese Summe geht gar nicht“, sagte Simon Brosig. Das sei fast eine Verdreifachung. Er gab zu bedenken: „Man muss als Bürger aus L.-E. nicht zwingend in L.-E. begraben werden.“

Auch die Kosten für eine Erdbestattung sollen steigen – allerdings nur moderat. Was wiederum daran liegt, dass die Friedhofsgebühren zehn Jahre lang nicht angetastet worden sind.

Die Fraktionen waren sich einig, dass man hier an der Gebührenschraube drehen kann. Schließlich habe man dies zehn Jahre lang nicht getan, wie Ingrid Grischtschenko, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte. Erich Klauser (SPD) sprach von einem Kompromiss, mit dem man leben könne. Gerd Maier, der zuständige Amtsleiter, geht davon aus, dass Nachbarkommunen wie Filderstadt demnächst nachziehen und ebenfalls auf das Kölner Modell umsatteln werden.

„Gemischtwarenladen“ verhindern

Hitzig wurde die Debatte aber dennoch. Der SPD-Stadtrat Jens Zellmer kritisierte die eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeit der Urnennischen auf dem Echterdinger Friedhof. Er sprach von einer Regulierungswut, die kaum Platz für Zeichen persönlicher Trauer ließe. Als Beispiele nannte er Teddybären oder Rosen.

Zur Erklärung: Die Urnenwand gehört zu der erst kürzlich eingeweihten neuen Aussegnungshalle auf dem Echterdinger Friedhof. Laut neuer Friedhofssatzung legt die Stadt hier sogar den Farbton für die Schrift und für Ornamente fest. Vasen, Blumenschmuck, Laternen und Bilder dürfen an den Verschlussklappen nicht angebracht, sondern lediglich auf den Sandsteinbänken davor abgelegt werden.

Ein „Gemischtwarenladen“ soll laut Maier verhindert werden. Denn: „Die Wand gehört zum Gebäude.“ Ein Steinmetz könne dennoch nach Absprache mit der Stadt Ornamente in die Platte meißeln. Auch die Grünen-Stadträtin Petra Bär sprach sich für eine größere Gestaltungsfreiheit aus. Sonst sehe das Ganze wie ein Aktenschrank aus.

Oberbürgermeister Roland Klenk sagte: „Ich habe Verständnis für diese Wortmeldungen.“ Das Ganze sei allerdings eine Geschmacksfrage. Er schlug vor, erst einmal so zu starten.