Wie stark engagiert sich die Stadt künftig in der Kinderbetreuung? Dazu machen sich die Fraktionen und die Verwaltung im Februar bei einer Klausurtagung Gedanken. Die Herausforderungen sind groß.

Leinfelden-Echterdingen - In Leinfelden-Echterdingen entstehen einige Neubaugebiete. Wer durch die Große Kreisstadt spaziert, stellt auch fest: Es wird kräftig nachverdichtet. Zudem werden wieder mehr Kinder geboren. Noch gibt es keinen Rechtsanspruch für einen Platz in der Grundschulbetreuung: Das aber will die CDU bundesweit ändern.

 

Auch vor diesem Hintergrund wollen sich Fraktionen und Verwaltung Gedanken machen über eine neue Richtlinie in Sachen Betreuung von Kindergartenkindern und von Grundschülern nach Unterrichtsschluss. Darauf hat sich der Verwaltungs-, Kultur-, und Sozialausschuss am Dienstagabend verständigt. Das bedeutet in einem zweiten Schritt freilich auch die Frage zu klären, ob weitere Kitas und andere Gebäude zur Kinderbetreuung gebaut werden, oder eben nicht.

Im Frühjahr fehlten 100 Betreuungsplätze

An einem Samstag Ende Februar nächsten Jahres will man hinter den verschlossenen Türen der Zehntscheuer zusammensitzen und nur über dieses eine Thema reden. Die grundsätzliche Frage, die bei dieser Tagung geklärt werden soll, formulierte CDU-Stadträtin Claudia Zöllmer wie folgt: „Wo wollen wir generell hin?“ Den Eltern soll künftig eine klare Linie und Planungssicherheit angeboten werden. Unserer Zeitung sagte sie auf Nachfrage: „Wir wollen eine neue Grundsatzhaltung finden.“ Die unterschiedlichen Ziele und Vorstellungen der Fraktionen sollen dabei unter einen Hut gebracht werden. Eltern sollten im Vorfeld der Sitzung befragt, Mitarbeiter der Schulkindbetreuung mit einbezogen werden. Die CDU-Fraktion will klären: „Wollen wir weiter nur reagieren, oder künftig lieber agieren.“

Der Hintergrund: Jedes Jahr im März, wenn die Verwaltung die aktuellen Zahlen zur Kinderbetreuung präsentiert, wird in den politischen Gremien heiß diskutiert. Das Thema hatte auch in diesem Frühjahr für viel Wirbel gesorgt. Zunächst fehlten 100 Betreuungsplätze in den städtischen Kitas. Auch in der Schulkinderbetreuung gab es zunächst zu wenige Plätze. Mittlerweile – nach zahlreichen Anstrengungen der Verwaltung – sind laut Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell aber alle Familien versorgt. Dennoch: „Die Stadt wächst enorm. Das wird sich auch in der Kinderbetreuung nieder schlagen“, sagt er.

Die Christdemokraten hatten in Folge der jüngsten Aufregungen eine Klausurtagung zum Thema Kinderbetreuung eingefordert. Nun macht sich auch die Stadtverwaltung diesen Vorstoß zu eigen. „Wir begrüßen die Idee einer solchen Tagung“, sagte Kalbfell in der Sitzung. Handlungsfelder sollen erarbeitet und finanzielle Auswirkungen dargestellt werden.

Die Klausur kann nur ein erster Schritt sein

Gesprächsstoff gibt es bei diesem Thema jede Menge. Davon ist der Bürgermeister überzeugt. So viel, dass er die Erwartungen an diesen Tag in der Ausschusssitzung gleich wieder einzudämpfen versuchte. „Wir werden an diesem Samstag nicht alles lösen können“, sagte er. „Es kann nur ein Auftakt sein.“

Auch die anderen Fraktionen des Ausschusses gingen mit. Das Bewusstsein für die Herausforderungen soll beim gesamten Gemeinderat gestärkt werden. SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels stellte aber fest, dass allein durch diese Tagung „keine einzige Entscheidung getroffen ist und kein einziger neuer Betreuungsplatz geschaffen wird“. Auf diesen ersten Schritt müssten weitere folgen. Unserer Zeitung sagte sie: „Wir werden mit Behelfslösungen nicht mehr weiter kommen.“ Der Bau der neuen Kita in den Schelmenäckern werde nicht ausreichen. Auch bei der Betreuung von Grundschülern müsse man möglicherweise aufsatteln. „Es wird auf den Zeitplan und die Umsetzung ankommen“, stellte Grünen-Fraktionschefin Ingrid Gritschtschenko fest.

Für Judith Skudelny (FDP) steht fest: „Wenn wir hier einen neuen Schwerpunkt setzen, können wir andere Dinge weniger tun.“ Da sollten alle Bürger zeitnah mitgenommen werden. Denn eine neue Haltung in Sachen Kinderbetreuung könne die Stadt auch teuer kommen.

In der Sitzung festgezurrt wurde das neue Anmeldeverfahren bei der Schulkindbetreuung. Diese bietet den Eltern ab dem Schuljahr 2018/19 mehr Flexibilität an, da sie ihr Kind dann für ein, zwei, drei, vier oder auch fünf Tagen anmelden können.