Trauernde fühlen sich beim Abschiednehmen in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof Echterdingen beobachtet. Absperrbänder sollen Passanten fortan auf Abstand halten.

Echterdingen - Mit schwarzen Absperrbändern will die Verwaltung zeitnah mehr Privatsphäre auf dem Echterdinger Friedhof sicherstellen. Das gab die Erste Bürgermeisterin Eva Noller am Dienstagabend am Rande der Gemeinderatssitzung bekannt. Die Banderolen, die noch gekauft werden, sollen immer dann rund um die Aussegnungshalle aufgespannt werden, wenn sich Trauernde gerade von einem Verstorbenen verabschieden.

 

Noller sprach in der Echterdinger Zehntscheuer von einer „kleinen Maßnahme“ und einem „Versuch, den die Verwaltung nun starten“ wolle. Klaus Peter Wagner, Sprecher der Stadt, sagt dazu unserer Zeitung: „Die Bänder sind als freundlicher, dezenter Hinweis gemeint, dass in der Halle gerade eine Abschiedsfeier stattfindet, und dass Passanten doch bitteschön solange etwas Abstand halten sollten.“ Der Friedhof bleibe trotz allem für alle Bürger geöffnet.

Wie berichtet, fühlen sich Trauergesellschaften beim Abschied nehmen von Passanten beobachten. Dafür sind die beiden Glasfronten verantwortlich, welche die neue Aussegnungshalle prägen. Das Problem: Viele Menschen nutzen den Friedhof als Abkürzung, um beispielsweise zur S-Bahn-Haltestelle zu gelangen. Dabei gehen sie auch an den großen Fensterfronten der Halle vorbei. Freie Wähler-Stadtrat Eberhard Wächter hatte vor Kurzem die Situation so beschrieben: „Der Echterdinger Friedhof ist ein Durchgangsbahnhof.“ Radfahrer und Skatebordfahrer rollten darüber. Fußgänger telefonierten, rauchten oder spuckten gar auf den Boden. Die Stadtverwaltung sei nicht in der Lage, dies zu regeln, schimpfte er damals.

Das viele Glas wird zum Problem

Noller machte am Dienstag deutlich, dass es sich bei dem Thema „in die Halle schauen“ wohl eher um ein Gefühl handele. „Vielleicht fühlt man sich beobachtet. Von außen aber spiegelt das Glas so stark, dass man gar nicht hineinsehen kann“, sagte sie. Bereits vor der Eröffnung des Gebäudes vor mehr als einem Jahr habe man genau dies überprüft. Auch die örtlichen Pfarrer wurden dazu befragt. Nun habe sie erneut mit verschiedenen Leuten dazu gesprochen. Und kommt zu dem Ergebnis: „Das Thema wird unterschiedlich wahrgenommen.“ Vor allem würden Menschen, die am Trauerzug vorbeidrängen, als störend empfunden.

Schutz für Trauergesellschaften

Wächter, der sich in dieser Angelegenheit stark engagiert hat, weil das Thema die Menschen in Flecken umtreibt, und der angeregt hatte, zumindest Schilder mit der Aufschrift „Achtung Trauerfeier“ aufzustellen, bedankte sich am Dienstagabend bei der Baubürgermeisterin. Er sagte: „Sie haben recht, das Thema wird unterschiedlich wahrgenommen.“ Aber: „Trauergesellschaften müssen geschützt werden.“ Denn das seien Menschen, die verletzlich sind, weil sie sich gerade in einer Ausnahmesituation befinden.