Leinfelden-Echterdingens OB Klenk wird am 1. März 60 Jahre alt - Ruf als sachlicher Stratege.

Leinfelden-Echterdingen - Roland Klenk betritt den Marktkauf in Leinfelden. Er schiebt seinen Einkaufswagen und nickt einer Verkäuferin zu. Sie kennt den Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen und grüßt freundlich zurück. Klenks erste Station ist die Getränkeabteilung. „Freitagabend kommen zwei Freunde zu mir zum Skatspielen. Dafür kaufe ich ein“, sagt er. Klenk trägt am Spätnachmittag keinen Anzug oder Mantel, sondern eine graue Hose und eine schwarze Daunenjacke Der Oberbürgermeister überlegt, welches Bier er seinen Freunden anbieten soll. „Ich bin nicht sehr markentreu“, gesteht der Rathauschef.

 

Klenk geht gerne einkaufen. Dabei komme er oft mit Bürgern ins Gespräch und das sei ihm wichtig, sagt er. Manche Menschen bedankten sich bei ihm für etwas, was er angegangen und verändert hat. Am Eingang zum Supermarkt grüßt ihn ein Mann, den er nicht kennt. Klenk grüßt zurück. „Etwa die Hälfte der Menschen, die mich grüßen, sind mir optisch nicht bekannt.“

Klenk geht auf die Fleischtheke zu. „Freitag mache ich für meine Skatfreunde Wurstsalat. Dafür brauche ich Schwarzwurst.“ Ein Mann lässt ihn vor. „Die Stadtverwaltung ist immer in Eile“, sagt der Bürger. „Ich bin ganz schnell fertig“, sagt Klenk und gibt seine Bestellung auf.

Seit zehn Jahren Oberbürgermeister

Seit zehn Jahren ist Klenk Oberbürgermeister in L.-E. Morgen, am 1. März wird er 60 Jahre alt. Als er sich 2001 zur Wahl stellte, war die Situation in der Stadt schwierig. Der Messebau erhitzte die Gemüter. Klenk, der in Lahr Erster Bürgermeister war, schien als CDU-Politiker keine Chance zu haben. Die Stadt kannte er zwar durch einen Schulfreund. „Schon bald kamen aber warnende Stimmen auf, dass die Bürger nie ein CDU-Mitglied zum OB wählen würden“, erinnert sich Klenk. Sie wurden eines Besseren belehrt.

„Ich bin froh und glücklich, dass ich die Herausforderung angenommen habe.“ Er sei der einzige Kandidat gewesen, der sich nicht gegen die Messe gestellt hatte. „Mir war sehr daran gelegen, die Debatte zu versachlichen“, sagt er. Klenk hört viel zu, braucht lange, bis er sich eine Meinung bildet. Wenn er diese habe, stehe er fest dazu. Nach seiner Wahl habe er Vertrauen gewinnen können. „Das ist für mich das größte Glück.“ Er sei von den Bürgern als Sachwalter mit großer Offenheit wahrgenommen worden. Der Lohn dafür: 2009 wurde er mit fast 87 Prozent im Amt bestätigt.

Der Konflikt um die Messe ist Geschichte. Nun brennt den Menschen ein anderes Thema unter den Nägeln: Stuttgart 21. „Eine beträchtliche Anzahl Menschen sieht S 21 mit großer Sorge“, weiß Klenk. Seine Strategie ist wieder die Versachlichung. „Es müssen alle Informationen gesammelt werden, damit man sich zu den Fakten eine Meinung bilden kann.“

Jurastudium war „Verlegenheitslösung“

Klenk stammt aus Ludwigsburg und hat nach dem Abitur in Tübingen Jura studiert. „Die Fachwahl war eine Verlegenheitslösung. Ich habe nie in juristischen Berufen gearbeitet.“ Nach dem Studium wurde er persönlicher Referent des Universitätspräsidenten. Vom Studium profitiert er jedoch noch heute: „Ich habe die juristische Denkweise und trenne zwischen Personen und Interessen.“

Klenk liegt die Bildung am Herzen. „Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt.“ Durch die Opfer seiner Eltern und mit staatlicher Hilfe habe er studieren können. Darum weiß er, dass gute öffentliche Strukturen wichtig sind. Er geht gerne in Schulen und unterhält sich mit jungen Leuten. „Dabei wird mir klar, für wen ich eigentlich arbeite.“ Die Schüler sind sehr direkt. „Sie fragen mich, ob ich bei Facebook bin und was ich verdiene.“

Keine Zeit mehr für Fußball

Bis vor einigen Jahren hat Klenk in seiner Freizeit Fußball gespielt. Jetzt habe er dafür zu wenig Zeit. Entspannung findet er in Gesprächen mit seiner Frau Bettina. „Wir tauschen uns viel aus. Sie ist eine hervorragende Gesprächspartnerin.“ Auch über Niederlagen spricht er mit ihr. Am OB-Beruf reizt ihn die Vielfalt: „Pro Tag habe ich zwischen acht und zehn Termine. Der Wechsel zwischen Kindern, Senioren und Stadtentwicklung ist interessant.“ Zur Entspannung liest Klenk derzeit einen Krimi von Hakan Nesser und ein Kunstbuch .

Mit den Jahren sei er souveräner geworden, sagt er. Doch er sehe auch optische Spuren des Alters. Am 1. März feiert er um 19 Uhr seinen 60. Geburtstag im Kulturforum Goldäcker. Klenk hat inzwischen alle Waren im Einkaufswagen und bezahlt an der Kasse. Er freut sich auf den Skatabend.