Die örtliche Nabu-Gruppe kann sich mit der geplanten Stellplatz-Erweiterung am alten Bahnviadukt im Siebenmühlental nicht anfreunden.

Leinfelden-Echterdingen - Gegen den Bau neuer Stellplätze im Siebenmühlental wird Protest laut. Der Naturschutzbund, besser gesagt die Nabu-Gruppe Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, befürchtet, dass es dadurch noch mehr Erholungssuchende in das „kleine idyllische Tal“ zieht, wie Rolf Gastel sagt. Der Vorsitzende der Gruppe sieht die Belastungsgrenzen für schützenswerte Tiere und Pflanzen bereits überschritten. Vor allem, wenn zu Pfingsten oder an Himmelfahrt die Massen mit Bollerwagen durch das Tal drängen.

 

Wie berichtet kommt es vor allem an sonnigen Wochenenden auf dem Wanderparkplatz Mäulesmühle/Eselsmühle regelmäßig zu Engpässen. Parkplatzsuchende stellen ihre Fahrzeuge deshalb auch auf dem Mühlweg und der nahe gelegenen Wiese ab. Die Stadt will diesem wilden Parken ein Ende bereiten. Die Verwaltung führte deshalb seit Längerem mit dem Landkreis als zuständiger Naturschutzbehörde Verhandlungen. Zum Schluss ging es laut Bürgermeisterin Eva Noller um eine Definition der Ausgleichsflächen. 48 neue Plätze für Autos und zwei für Busse sollen geschaffen werden – auch im Wiesengrund in der Nähe des alten Bahnviadukts.

Noller sagt: „Das Siebenmühlental ist ein beliebtes Erholungsgebiet.“ Die Menschen wollen Natur erleben. Und das sei auch gut so. Schließlich müssten die in dem Tal ansässigen Gastronomiebetriebe auch leben können. „Ich sehe eine dringende Notwendigkeit für weitere Parkplätze“, sagt sie. „Denn dann können die Autos geordnet parken.“ Die bisherigen Zustände seien nicht weiter tragbar.

Das sieht der Vorsitzende der Nabu-Gruppe anders: Durch ein Mehr an Parkplätzen könnten seiner Meinung nach chaotische Zustände und wildes Parken nicht verhindert werden. Im Gegenteil: „Das wird zu noch mehr Betrieb führen“, sagt er. Und früher oder später werde der Ruf nach noch mehr Stellflächen folgen.

Er hat sich deshalb mit einem Schreiben an das Regierungspräsidium (RP) als Obere und an den Landkreis als Untere Naturschutzbehörde gewandt. Darin stellt er zahlreiche Fragen. Er will unter anderem wissen, welche Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen sind. Die Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen sei der Nabu-Gruppe zudem immer noch eine Antwort auf die Frage schuldig, ob und wann die Umnutzung früherer Ställe der Eselsmühle zu Veranstaltungsräumen baurechtlich genehmigt wurde. Dazu sagt die Baubürgermeisterin: „Die Veranstaltungsräume der Eselsmühle sind mittlerweile genehmigt. Es ist also alles in Ordnung.“ Auch wenn das Verfahren etwas gedauert habe.

Dieses lief laut dem städtischen Baurechtsamt 2011 an. Mitte 2013 wurde die Genehmigung erteilt. Der Grund für die Verzögerung: Die Planunterlagen waren zunächst nicht vollständig. Die Verwaltung hat die Betreiber aufgefordert einen Bauantrag zu stellen. Neun Stellplätze mussten für die Umnutzung nachgewiesen werden. „Die gibt es bereits“, sagt Noller. Sie liegen unter dem alten Bahnviadukt. Bereits Ende 2011 hatte die Mühle einen umgebauten Stall als Veranstaltungsraum angeboten, wie einem Presseartikel mit diesem Datum zu entnehmen ist.

Das Parkplatzproblem am Viadukt sei ein hausgemachtes, wettert Gastel in seinem Schreiben an die beiden Naturschutzbehörden. Schließlich werde mittels Autobahnschildern und in Messeprospekten überregional Werbung für das Siebenmühlental gemacht. Er sagt: „Die Erweiterungsfläche liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet.“ Einfach neue Stellflächen zu schaffen sei „nicht der Weisheit letzter Schluss“. Der Vorsitzende fordert ein begleitendes Konzept und eine zurückhaltendere Werbung für das Gebiet ein. Schließlich handele es sich hierbei um eine Naturschutz-Vorrangfläche.

Von einer zurückhaltenden Werbung hält Eva Noller wenig. Die Bürgermeisterin will sich aber im Rahmen ihres Mobilitätskonzeptes für L.-E. darum kümmern, dass die Radwegeverbindung in das Tal – insbesondere dessen Beschilderung – besser wird, damit sich mehr Menschen die Natur und die Mühlen „erradeln“.

Eine Sprecherin des RP sagt unserer Zeitung: „Wir wollen den Tourismus nicht gegen den Landschaftsschutz ausspielen.“ Man wolle Gastels Schreiben zeitnah beantworten. Der Landkreis Esslingen hat laut Pressesprecher Peter Keck dem Vorsitzenden bereits eine Stellungnahme geschickt. Ins Detail will Keck aber nicht gehen. Er verweist vielmehr auf die Stadt Leinfelden-Echterdingen.