Vom demografischen Wandel sprechen viele. Doch was bedeutet er ganz konkret für die Stadt, in der ich lebe? In Leinfelden-Echterdingen macht sich die Verwaltung zurzeit Gedanken, wie sich eine Stadt am besten auf eine wachsende Zahl an Greisen einstellt.

Leinfelden-Echterdingen - Der demografische Wandel geht auch an Leinfelden-Echterdingen nicht vorbei. Einzelne Gebiete der Großen Kreisstadt werden bis 2030 sogar drastisch überaltern. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs-, Kultur-, und Sozialausschusses deutlich.

 

Ende 2015 lebten 7164 Menschen in L.-E., die zwischen 65 und 85 Jahren alt waren. Bis 2030 – so prognostiziert es eine Bevölkerungsvorausrechnung – soll diese Zahl um 5,6 Prozent ansteigen. Bei den über 85-Jährigen geht man sogar von einer Steigerung um 56 Prozent aus. Nimmt man allein den Westen von Echterdingen in den Blick, ist mit einem Anstieg von 165 Prozent zu rechnen. In der Mitte und im Nordwesten von Leinfelden soll der Anteil der Einwohner, die bereits den 85. Geburtstag gefeiert haben, sogar um 244 Prozent anwachsen.

Auf diese Entwicklung gilt es zu reagieren, auch wenn es bereits viele Angebote für ältere Menschen in L.-E. gibt. Einstimmig haben die Stadträte des Sozialausschusses in ihrer jüngsten Sitzung der Fortschreibung des Altenhilfeplanes bis zum Jahr 2026 zugestimmt. Um diesen vorzubereiten, hatten sich Bürger sowie Vertreter von Vereinen, Bildung und Pflege bei einer Klausurtagung intensiv mit dem Thema „älter werden“ befasst und einen Strauß an Maßnahmen zusammengestellt.

Jugendliche sollen Betagte für die neuen Medien schulen

Ein Ausschnitt: Stadtweit soll ein generationsübergreifendes Netzwerk aufgebaut werden. „Wir wollen Jung und Alt zusammenbringen“, sagte Sabine Schmitz vom Pflegestützpunkt L.-E. in der Sitzung. Die Begegnungsstätten Treff Impuls und Treff Zehntscheuer sollen zu Bürgertreffs weiterentwickelt werden. Dort soll es auch Angebote für behinderte Menschen geben. Ein Computer-Café soll eingerichtet werden, in dem Jugendliche älteren Menschen den Umgang mit den neuen Medien beibringen. Weitere Ideen: mehr Ruhebänke in der Nähe von Supermärkten und Spazierwegen einzurichten, Fahr- und Begleitdienste wie das Flitzerle auszubauen und lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

Seniorengerechter, barrierefreier, bezahlbarer Wohnraum ist gefragt. „Alte Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause leben“, sagte Sabine Schmitz. Deshalb möchte man Senioren-Wohngemeinschaften und betreutes Wohnen in L.-E. fördern. „Wir müssen aber auch weitere Heimplätze in L.-E. schaffen“, erklärte die städtische Mitarbeiterin.

Studierende helfen alten Menschen

Eberhard Wächter (Freie Wähler) stieß ins gleiche Horn. Insbesondere in Stetten und Leinfelden gelte es, hier nachzulegen. Wächter und die SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels halten zudem das Konzept für Wohnungspatenschaften für vielversprechend. Hier wohnen Studierende im Haus von alten Menschen und helfen im Haushalt oder im Garten. Eva Barth-Rapp (Grüne) sprach sich dafür aus, auch im Neubaugebiet Schelmenäcker altersgerechtes Wohnen möglich zu machen. Sie regte eine Kooperation mit den örtlichen Pflegediensten in Sachen Altersarmut an.

Die Stadt will zudem an dem Projekt „Quartierforscher“ des Landkreises teilnehmen. Das Stichwort heißt hier Quartiersentwicklung oder auch Quartiersmanagement. Das Ministerium für Soziales und Integration hat dazu einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Auch das segnete der Ausschuss einstimmig ab.

Lebensqualität für alle ist das Ziel

In L.-E. soll dabei zunächst das Gebiet Leinfelden Mitte/Nordwesten genauer in den Blick genommen werden. „Wir wollen Menschen an einen Tisch bringen“, sagte Peter Löwy, Leiter des Amtes für soziale Dienste, unserer Zeitung. Gemeinsam soll herausgefunden werden, wie sich die Bewohner des Quartiers gegenseitig stützen können – in Form von Nachbarschaftshilfe.

„Es geht um Wohn- und Lebensqualität“, sagte Nadina Wörn, die Seniorenfachberaterin und Vizeamtsleiterin unserer Zeitung. Jung, alt, behindert und nicht behindert: Der Lebensraum soll möglichst auf die Bedürfnisse aller Bewohner ausgerichtet werden und so eine Teilhabe am Zusammenleben aller garantiert werden. Wörn wird sich als Seniorenfachberaterin auch zunächst um die Umsetzung des wissenschaftlich begleiteten Projektes kümmern.