„Lena Lorenz“ überzeugt auf dem Sendeplatz des „Bergdoktors“ im ZDF. Wir haben zehn Gründe gesammelt, weshalb es nach der zweiten Folge weitergehen muss.

Stuttgart - Das ZDF schickt – wie berichtet – unter dem Motto „Neue Heimatfarbe“ zwei neue Mini-Bergserien mit patenten Protagonistinnen auf den donnerstäglichen „Bergdoktor“-Sendeplatz während der Pause des Quotenkönigs. Weiterführung bei entsprechendem Publikumszuspruch nicht ausgeschlossen. „Hanna Hellmann“, die Geschichte einer Kölner Anwaltsgehilfin, die es zufällig auf eine Tiroler Berghütte verschlagen hat, haben wir einmal angeguckt, beim zweiten Teil hatten wir was Besseres vor. „Lena Lorenz“ hingegen, die Story einer Berliner Hebamme, die gestresst in ihre bayerische Heimat zurückkehrt, hat uns in der ersten Folge gefallen. Die zweite, Folge „Zurück ins Leben“, die an diesem Donnerstag ausgestrahlt wird, hat uns richtig begeistert. Deshalb haben wir zehn Gründe gesammelt, weshalb „Lena Lorenz“ unbedingt weitergedreht werden sollte:

 

1 . „Lena Lorenz“ ist hochmusikalisch. Auf ihrem Traktor singt sie ebenso stimmstark wie leidenschaftlich „Highway to Hell“ von AC/DC. Just als sie texttreu auf Englisch schmettert: „Keine Stoppschilder, keine Höchstgeschwindigkeit – niemand wird mich bremsen“, gibt der alte Motor seinen Geist auf, und der Traktor bleibt stehen.

2. Die „Lena Lorenz“-Darstellerin Patricia Aulitzky kommt phänomenal sympathisch rüber – egal, welchen Ausdruck sie spielt. Ob freudig lächelnd, wenn der nette Schorschi ihren Traktor abschleppt, betroffen, wenn der Lebensmüde von der Straße abkommt, verärgert, wenn der Hof verkauft werden soll, besorgt, wenn die Witwe des Lebensmüden nicht mehr weiterweiß, oder versonnen, wenn sie mit Berg im Blickfeld die Vor- und Nachteile von Berlin und Bayern abwägt – Patricia Aulitzkys Mimik bannt. Die Salzburgerin hat bereits eine der härtesten Prüfungen dieser Branche bestanden: 2008 spielte sie in der filmischen Heldenbiografie „Falco – Verdammt, wir leben noch!“ Falcos Frau.

Gesellschaftskritik in den Bergen

3. Eva Mattes nervt nicht. Und das ist alles andere als selbstverständlich. Was hat die Großschauspielerin doch jahrelang als Kommissarin Klara Blum im Bodensee- „Tatort“ genervt. Aber jetzt darf sie bayerisch sprechen, Bäuerin sein und Mutter obendrein, und so färbt die unwiderstehliche Stehaufmännchen-Kunst ihrer Filmtochter Patricia Aulitzky (siehe oben) mit der Zeit auch auf die zunächst gewohnt missmutig agierende Eva Mattes ab.

4. „Lena Lorenz“ ist – für dieses Genre – ganz schön gesellschaftskritisch. O-Ton Urbauer Opa Leopold Lorenz über dem potenziellen schmierigen Hofkäufer: „Er will sich hier nach und nach die ganze Gegend unter den Nagel reißen – mit seinem kapitalistischen Großbetrieb!“

5. Hier passiert was. Verliebt, entliebt, verliebt. Todtraurig, himmelhoch jauchzend, aussichtslos, chancenreich. In 90 Minuten „Lena Lorenz“ geschieht mehr als in zwei Ludwigshafen-„Tatorten“ und mehr als in vier Bodensee-„Tatorten“. Und Patricia Aulitzky verkörpert all das hinreißend.

Ein schönes Bild von Bayern

6. „Kinder an die Macht!“ Das sang Herbert Grönemeyer schon vor 20 Jahren – und es war bestimmt nicht seine blödeste Aussage. Bei „Lena Lorenz“ werden – schließlich ist sie ja Hebamme – dauernd Kinder geboren. Meistens menschliche, einmal aber auch ein Kalb. Das liegt erst verdreht im Kuhbauch drin, aber „Lena Lorenz“ biegt zum Glück alles gerade.

7. Bayern ist schön. Das wussten wir gar nicht so richtig. Eigentlich haben wir Bayern immer nur als Transitland nach Österreich wahrgenommen. Aber „Lena Lorenz“ zeigt eindrucksvoll: auch die Berge diesseits der Grenze sehen wunderbar aus.

8. Hier werden unerlässliche Traditionen weitergegeben. Wer flucht denn heute noch „Herrschaftszeiten!“? Bei Lena Lo-renz lernt man die entscheidenden Wörter und die richtige Betonung.

Berlin wird entzaubert

9. Der Mythos Berlin wird entzaubert. Und das ist gut so. Man kann’s ja mittlerweile nicht mehr hören, dass nach X nun auch Y in die Hauptstadt gezogen ist, weil es dort angeblich so kreativ pulst. „Lena Lorenz“ zeigt: Berlin ist auch nur eine Ansammlung zu eng beieinander gebauter Häuser. Kein Vergleich mit einem Bauernhof in den Bergen.

10. Das Ende der zweiten Folge ist – wäre es tatsächlich final – einfach zu traurig für donnerstagabends im ZDF. Deshalb gehen wir voll Zuversicht davon aus: „Lena Lorenz“ darf weiterleben.