Die S-21-Projektpartner von Bahn, Land, Stadt und Region treten erstmals nach Bekanntwerden der Kosten- und Terminprobleme zusammen. Bahnvorstand Volker Kefer, der seinen Abschied angekündigt hat, kommt zu der Sitzung am Flughafen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Am kommenden Donnerstag treten die Stuttgart-21-Projektpartner von Bahn, Land, Stadt und Region zum nächsten Lenkungskreis zusammen. Wer die Tagesordnung des Gremiums studiert, könnte auf die Idee kommen, dass seit der letzten Sitzung im November vergangenen Jahres wenig passiert ist und das Projekt wie geplant abliefe. Tatsächlich hatte die Bahn aber Mitte Juni im Aufsichtsrat neue Kosten- und Terminschwierigkeiten eingeräumt. Demnach hat der Neubau des Bahnhofs derzeit zwei Jahre Verspätung, der Finanzierungspuffer ist dramatisch auf 15 Millionen Euro geschrumpft.

 

Gemessen an diesen Botschaften, fällt die Tagesordnung des Treffens am frühen Donnerstagabend am Flughafen erstaunlich unspektakulär aus. Neben den immerwiederkehrenden Tagesordnungspunkten „Projektstatus S 21“ und „Projektstatus Neubaustrecke“ soll es in einem Unterpunkt auch um die „Erörterung der Kosten- und Terminsituation“ gehen.

Verkehrministerium fordert Transparenz und Aufklärung

DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer, der seinen Vertrag bei der Bahn nicht mehr verlängern und bereits im Herbst aus dem Amt scheiden will, wird sich dabei wohl nochmals den Unmut der Projektpartner Stadt und Land über die Art und Weise anhören müssen, wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Verkehrsminister Winfried Hermann (beide Grüne) von den Hiobsbotschaften erfahren hatten. Dem Vernehmen nach hat das scheidendende Vorstandsmitglied Kefer in den zurückliegenden Tagen das Gespräch mit Rathaus und Ministerium gesucht. Gleichwohl erwarte man bei dem Treffen von der Bahn „maximale Transparenz und Aufklärung“, wie Ministeriumssprecher Edgar Neumann auf Anfrage sagt.

Rund um den Sitzungsort am Flughafen ist einer der Abschnitte, der den Stuttgart-21-Bauern besonders viel Kopfzerbrechen bereitet. Dort haben sie einen Aufholbedarf gegenüber der bisherigen Terminplanung von einem Jahr identifiziert – allerdings nur in dem Abschnitt, der die Neubaustrecke Richtung Ulm und den neuen Tiefbahnhof unter der Messepiazza, in dem Fernverkehrszüge sowie der Regionalverkehr Richtung Tübingen halten soll, anbindet. Für diesen Abschnitt erwartet die Bahn-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm die Baugenehmigung im Juli. Bei der bislang letzten Zusammenkunft des Lenkungskreises im November 2015 hieß es in den Unterlagen, dass die Genehmigung bis März 2016 erteilt sein müsse, da ansonsten die Inbetriebnahme des Gesamtsystems bis 2021 „extrem kritisch“ gestalte.

Bahn-Ingenieur gibt sich kämpferisch

Für die Anbindung der Gäubahn an den Flughafen, die ursprünglich zum Abschnitt am Airport gehörte und im März 2015 davon planerisch abgetrennt wurde, sollen die Pläne im Juli zur Genehmigung beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden. Über die Situation am Flughafen wird der Lenkungskreis in einem separaten Tagesordnungspunkt beraten.

Vor der Zusammenkunft hatten die Projektpartner Schwierigkeiten, ihre Terminkalender in Einklang zu bringen. Die ursprünglich für den 9. Mai vorgesehene Sitzung wurde zunächst auf den 2. Juni und dann schließlich auf den 30. Juni verschoben.

Stefan Kielbassa, Abschnittsleiter der Neubaustrecke auf der Schwäbischen Alb, mag unterdessen noch nicht vor den Terminschwierigkeiten kapitulieren. Es sei immer noch möglich, Stuttgart 21 bis zum anvisierten Termin im Dezember 2021 fertigzustellen , sagte der Ingenieur jüngst der in Ulm erscheinenden „Südwestpresse“. Es gebe bei Projekten dieser Größe immer Kompensationsmöglichkeiten.