Rund 311 000 Euro lässt sich die Gemeinde Lenningen die Reparatur des Oberlenninger Schlössle kosten. Der schmucke Adelssitz aus dem 16. Jahrhundert ist nicht mehr ganz dicht.

Lenningen - Die Herren Schilling von Cannstatt, die Erbauer des Oberlenninger Schlössles, haben sich im ausgehenden 16. Jahrhundert nicht lumpen lassen. Steht der Laie vor dem auf einer Anhöhe über der Lenninger Lauter thronenden Ortsadelssitz, sieht er schmuckes Fachwerk, wohin das Auge blickt. Der Restaurator dagegen sieht marodes Fachwerk, wohin das Auge blickt. Der Handwerker wiederum sieht 1,2 Kilometer Fachwerk, das erst zeitaufwendig abgebeizt und dann wieder neu gestrichen werden muss.

 

Und der Gemeindekämmerer Rudolf Mayer schließlich sieht Rechnungen in Höhe von geschätzt 311 000 Euro Sanierungskosten auf die Gemeindekasse zukommen. So viel dürfte es kosten, die undicht gewordene Gebäudehülle wieder wasserfest und zukunftssicher zu machen.

Das Regenwasser hat durch die Wände gedrückt

„Wir hatten einen starken Feuchtigkeitseintrag in die Bücherei und das Museum“, sagt Michael Schlecht, der Lenninger Bürgermeister. Hinsichtlich des durch die Wände drückenden Wassers sieht sich die Gemeinde, der das mehr als 400 Jahre alte Kulturdenkmal seit dem Jahr 1983 gehört, inzwischen auf der sicheren Seite. Die Freiwillige Feuerwehr Lenningen hatte kürzlich die Probe aufs Exempel gemacht. „Die Probespritzung hat gezeigt, dass die Gefache und das Gebälk wieder wasserdicht und wir mit unserer Sanierungsmethode auf dem richtigen Weg sind“, sagt Michael Schlecht, der seit dem Jahr 1999 Bürgermeister der 9000 Einwohner zählenden Gemeinde ist.

Auf Empfehlung des Restaurators Erwin Raff (Denkendorf) haben die Handwerker das Gebälk mit Leinöl behandelt und die Gefache dazwischen nach alter Väter Sitte mit Hanf verfüllt. Das, so Schlecht, könnten nur ausgesuchte Betriebe. Zudem nehme das aufwendige Verfahren viel Zeit in Anspruch, weshalb der aktuelle Sanierungsdurchlauf wohl erst im Herbst 2017 abgeschlossen sein wird.

Das Gebäude ist der Gemeinde lieb und teuerlössle Ober

Ihr Schlössle ist der Gemeinde lieb und teuer gewesen, seit sie es 1983 in herunter gekommenen Zustand erworben hat. Knapp neun Jahre sollte es dauern, bis das Gebäude wieder in neuer Pracht erstrahlte. „Die Sanierung hat die Gemeinde damals rund fünf Millionen Mark gekostet“, sagt Schlecht. Trotzdem haben es Statik und Raumzuschnitt nicht zugelassen, das Schlössle der ursprünglichen Planung entsprechend als „Haus der Vereine“ zu nutzen.

Stattdessen ist die Bücherei, die bisher in einem Nebenraum der Turnhalle untergebracht war, in das repräsentative Gemäuer gezogen. Zudem birgt das Schlössle das Museum für Papier- und Buchkunst. Es beleuchtet, ausgehend von der Tradition der Lenninger Papierfabrik Scheufelen, das Papier und die aus ihm hergestellten Produkte und Kunstwerke in allen ihren Facetten.

Für die Sanierung, die im Jahr 1992 endgültig abgeschlossen worden ist, hat die Gemeinde rund 40 Prozent des finanziellen Aufwands vom Land ersetzt bekommen. Über diese Zahl ist Schlecht beim Studium der Bücher gestolpert. Die Zeiten haben sich geändert. „Jetzt sind es genau noch 11 550 Euro, die uns als Zuschuss für die Sanierung der Außenfassade in Aussicht gestellt worden sind“, sagt der Schultes.

Unterstützt wird die Gemeinde heute wie damals von dem im Jahr 1982 gegründeten Förderkreis Schlössle. Dessen Mitglieder widmen sich denkmalpflegerischen und kulturelle Aufgaben rund um das Haus.