Der Landkreis Esslingen verlegt weitere 70 Flüchtlinge aus einer provisorischen Zelthalle in eine feste Unterkunft. In das umgebaute Bürogebäude in Oberlenningen werden bis Ende Januar 70 Asylbewerber aus Gambia und Afghanistan einziehen.

Lenningen - Der Umzugswagen steht schon vor der Haustüre, aber noch legen die Bauarbeiter letzte Hand an die Inneneinrichtung der Gemeinschaftsunterkunft an. Gut zwei Wochen Zeit haben sie noch, um das vom Landkreis Esslingen angemietete Gebäude in Oberlenningen auf den Einzug der Flüchtlinge vorzubereiten. Voraussichtlich am 26. Januar werden die ersten Asylbewerber die neue Unterkunft in der Höllochstraße 6 beziehen. Den rund 70 Flüchtlinge die dann ihre Koffer dort auspacken werden, ist das Lenninger Tal nicht unbekannt. Sie waren zuvor in einer provisorisch errichteten Zelthalle in der Kelterstraße in Dettingen untergebracht. Die Asylbewerber, überwiegend Männer, kommen aus Gambia und Afghanistan.

 

Gewerbegebäude zu Wohnzwecken umgebaut

Ursprünglich war die Kapazität des Gebäudes in Oberlenningen, einem Teilort der 8000 Einwohner zählenden Gemeinde Lenningen, auf knapp 150 Personen ausgelegt gewesen. Weil aber die Flüchtlingszahlen in den vergangenen Monaten zurückgegangen sind, plant die Landkreisverwaltung nun mit einer deutlich geringeren Belegung.

„Der Rückgang macht es uns möglich, die neue Gemeinschaftsunterkunft nach der Siebenquadratmeter-Regel zu belegen, obwohl die erst zu Beginn des kommenden Jahres greift“, sagt Peter Keck, der Sprecher des Landkreises. Konzipiert worden war die Lenninger Gemeinschaftsunterkunft auf der Grundlage des aktuell noch geltenden Raumbedarfs von 4,5 Quadratmeter Schlaf- und Wohnfläche pro Person.

Rein rechnerisch könnten in der Höllochstraße den Worten des Landkreissprechers zufolge dann 96 Menschen untergebracht werden. Ob die Obergrenze ausgeschöpft wird, hängt Kecks Worten zufolge von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen in den kommenden Monaten ab. „Wir arbeiten derzeit verwaltungsintern an einem Konzept, das auf die veränderte Ausgangslage reagiert“, sagt er.

Das vormals gewerblich genutzte Gebäude und jetzt zu Wohnzwecken umgebaute Haus in der Höllochstraße gehört der Basis Bau Gesellschaft, die auch weiterhin Eigentümerin bleibt. Der Landkreis mietet die Räume lediglich an, nachdem diese zuvor von dem Investor der neuen Nutzung entsprechend angepasst worden sind.

Auch Ehrenamtliche kümmern sich um die Flüchtlinge

Die in Oberlenningen einziehenden Flüchtlinge werden im Auftrag des Landkreises von der Arbeiterwohlfahrt betreut. Zusätzlich hat die Gemeinde Lenningen die Bruderhausdiakonie mit der Sozialberatung betraut. Neben diesen hauptamtlichen Kräften hat sich vor Ort ein Ehrenamtskreis gebildet, der sich um die Belange der Asylbewerber kümmert.

Der Bezug der Gemeinschaftsunterkunft in Oberlenningen ist ein weiterer Schritt des Landkreises, die provisorischen Behausungen durch langfristige Unterkünfte zu ersetzen. Bis zum Ende des vergangenen Jahres sind so die drei Kreissporthallen freigemacht worden. Dort haben zu den Hochzeiten des Flüchtlingszustroms rund 700 Menschen kleinstem Raum zusammengelebt. „Wir sind jetzt dazu übergegangen, die Zelthallen zu leeren“, sagt Peter Keck. Zuletzt hat der Landkreis rund 70 Flüchtlingen ein festes Dach über dem Kopf in der Robert-Bosch-Straße in Filderstadt verschaffen können, in der zweiten Februarwoche steht der nächste Einzugstermin in Frickenhausen an. Dort wird eine Unterkunft für 24 Flüchtlinge bezogen.

Nicht nur wegen des zurückgehenden Zuzugs – im Dezember 2016 sind dem Landkreis Esslingen lediglich 81 Flüchtlinge zur Unterbringung zugewiesen worden – sondern auch wegen des inzwischen in die Gänge gekommenen Neubaus von Flüchtlingsunterkünften hat sich die Situation zumindest zahlenmäßig entspannt. „Im Landkreis sind derzeit rund 4800 Flüchtlinge untergebracht. Die Sporthallen gar nicht mitgerechnet, könnten wir über 6000 Plätze verfügen“, sagt Keck. Um der neuen Situation gerecht zu werden, arbeitet die Landkreisverwaltung seinen Worten zufolge mit Hochdruck daran, neue Rechnungsmodelle zu entwerfen.