Der Vogel des Jahres 2017 lebt gerne geräumig. Deshalb hat der Landkreis Esslingen für Waldkäuze 20 Nistkästen der Größe XXL im Forstrevier Lenningen aufhängen lassen.

Lenningen - Der Waldkauz gilt zwar nur als mittelgroße Eulenart, bevorzugt aber riesige Behausungen. Und weil dem Landkreis Esslingen viel am Wohlbefinden des Vogels des Jahres 2017 liegt, hat er jüngst 20 Nistkästen der Größe XXL im Forstrevier Lenningen aufhängen lassen. Laut einer Mitteilung aus dem Landratsamt werde dem Waldkauz damit eine größere Auswahl an Nistmöglichkeiten geboten. Denn es stehe ihm nur eine begrenzte Zahl an übergroßen natürlichen Bruthöhlen in alten Bäumen zur Verfügung. Die Nachfrage sei oft größer als das Angebot.

 

Schwarzspecht-Höhlen bevorzugt

Waldkäuze beziehen offenbar am liebsten verlassene Höhlen des Schwarzspechts. Von denen existierten im Landkreis Esslingen überdurchschnittlich viele. Eine Kartierung von Höhlenbäumen des Schwarzspechts habe gezeigt, dass es pro 100 Hektar staatlicher Waldfläche im Landkreis 2,2 Höhlen gebe. Doch diese im Vergleich zu anderen Kreisen gute Höhlendichte reiche für die Zahl der wohnungssuchenden Waldkäuze nicht aus, weshalb nun mit den eigens für diese Spezies montierten Nistkästen Abhilfe geschaffen werden soll. Ob diese tatsächlich als akzeptable Behausung für die Familie anerkannt werden, entscheiden letztlich die Kauzweibchen. Aber allzu lange sollten sie sich mit dem Einzug in die für sie aufgehängten Kästen nicht Zeit lassen, denn auch Hohltauben und Kleiber lieben geräumige Wohnungen.

Dem Lenninger Förster Alexander Klein sind in seinem Revier mehrere Brutplätze des Waldkauzes bekannt, denn die Käuze seien sehr standorttreu und nutzten ein Revier lebenslang, wenn sie es erst einmal erobert haben. Deshalb treffe er bei seinen Begehungen im Forst immer wieder „alte Bekannte“, berichtet Alexander Klein. Waldspaziergänger bekommen die Käuze allerdings nicht so leicht zu Gesicht. Denn diese Vögel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Allerdings wird ihr lang gezogener Ruf vielen Menschen bekannt sein. Er ist vor allem im März häufig zu hören, wenn die Balz ihren Höhepunkt erreicht und das Brutgeschäft beginnt.

Mäuse sind die Leibspeise des Waldkauzes

Für eine glückliche Kauzfamiliengründung ist neben einem passenden Nistplatz auch das jeweilige Nahrungsangebot von Bedeutung. Mäuse stehen ganz oben auf der Speisekarte der Eulen und nach so schneearmen Wintern wie in den vergangenen Jahren ist der Tisch diesbezüglich reich gedeckt.

Dann sollte es auch mit dem Nachwuchs klappen. Normalerweise umfasst ein Gelege zwei bis vier Eier. Stolze fünf waren in diesem Jahr in einem Kasten in der Nähe von Dettingen zu finden. Dort erlaubt eine abdeckbare Plexiglasscheibe hin und wieder einen Blick auf das Brutgeschehen. Etwa 30 Tage nachdem die Küken geschlüpft sind, verlassen die jungen Käuze die Bruthöhle. Sie werden dann Ästlinge genannt und noch bis etwa zu ihrem 100. Lebenstag von ihren Eltern versorgt und verteidigt.

Wenig appetitlich

Vorkommen
Der Waldkauz ist in den Wäldern von Europa bis nach Westsibirien und den Iran sowie in Südostasien anzutreffen. In Mitteleuropa zählt er neben der Waldohreule zu den am häufigsten vorkommenden Eulenarten. Er ist unter anderem deshalb zum Vogel des Jahres erkoren worden, um in den Wäldern und Parks für die Erhaltung alter Bäume mit Großhöhlen zu werben, die auch anderen Vogelarten als Nistmöglichkeiten dienen.

Fressverhalten
Wenig appetitlich ist die Art und Weise, wie der Waldkauz eine Maus verspeist. Denn er knetet den erbeuteten Nager zunächst zwischen seinen Fängen durch und verschlingt ihn dann im Ganzen mit dem Kopf voran. Bleibt beim Hinunterschlingen Nahrung im Schlund stecken, holt sie der Kauz mit einem der Fänge wieder heraus.