Die Kindertagesstätte Heuweg/Silberberg wird in der Zeit vor Ostern zur Großküche für die „Herrgottsb’scheißerle“. Mit dem Erlös aus dem Verkauf finanziert der Elternbeirat ein gesundes Müslibuffet für die Kleinen.

Leonberg - Rund 2000 Maultaschen in etwa vier Stunden – das ist auch für einen Fachbetrieb eine Herausforderung. Doch es gibt ein Erfolgsrezept: Man nehme ein gutes Dutzend Kindergartenmütter, füge einige Ehemalige und einen Opa dazu, würze das Ganze mit viel Engagement und Spaß und garniere es mit einer großen Portion Verbundenheit mit dem Kindergarten – und schon kann nichts mehr schief gehen. Wie das funktioniert, hat jetzt der Kindergarten Heuweg/Silberberg gezeigt.

 

In der Küche der evangelischen Thomaskirche herrscht Hochbetrieb, die Maultaschenproduktion läuft. „Rund 2000 Stück hat die Nachbarschaft aus dem Rutesheimer Stadtteil Heuweg und dem Leonberger Silberberg bestellt“, sagt die Kindergartenleiterin Marlies Brückmann zufrieden und auch stolz auf die Wertschätzung, die der Kindergarten genießt.

Mit der Erlös aus dem Verkauf der Maultaschen – eine kostet 80 Cent – wird das Müsli-Buffet im Kindergarten finanziert. Immer freitags bekommen die etwa 45 Jungen und Mädchen in den beiden Kindergartengruppen Müsli mit frischen Zutaten serviert, die die Kinder selbst kombinieren können.

Vor sechs Jahren waren es lediglich 500 Maultaschen

Begonnen hatte alles 2008 mit etwa 500 Maultaschen. Monika Dempf, die damalige Elternbeiratsvorsitzende, hatte die Maultaschenproduktion initiiert, um mit dem Erlös Aktivitäten im Kindergarten zu fördern. Sie selbst ist heute immer noch mit dabei, obwohl ihre Kinder längst dem Kindergartenalter entwachsen sind. Eine Frau der ersten Stunde ist auch Angelika Klenge. „Es macht immer noch viel Spaß“, sagen die beiden. Inzwischen liegt die Organisation in den Händen der Elternbeiratsvorsitzenden Sylvia Berner, die von Katja Ostermann, Daniela Carrier, Laura Kittelberger, Öznur Büyükkol und Yvonne Zwickel unterstützt wird.

Ganz ohne professionelle Hilfe kommen die Hobby-Maultaschenköchinnen bei diesen Mengen aber nicht aus. Eine auf frischen Nudel- und Maultaschenteig spezialisierte Firma hat die Teigrollen für die Maultaschen geliefert. Die fast 100 Kilogramm Füllung hat eine Metzgerei aus der Umgebung zubereitet. „Hergestellt ist das Brät nach unserem Rezept, das nicht verraten wird“, sagt die Kindergartenleiterin. Das schätzt anscheinend die Kundschaft. Mit einem Flugblatt, das gleichzeitig als Bestellliste dient, hat der Elternbeirat auf die Maultaschen-Aktion aufmerksam gemacht. „Bestellungen von bis zu 40 Stück sind die Regel, aber es gibt auch Kunden, die 100 Stück wollen“, freut sich Sylvia Berner. „Wir sind kein einziges Mal auf Maultaschen sitzengeblieben, oft konnten wir nicht alle Bestellungen erfüllen“, sagt Marlies Brückmann im Rückblick zufrieden.

Auf den langen Tischen klecksen die Helferinnen das Brät auf die vorgeschnitten Teigstücke, Opa Bernhard Biehl, der seit einigen Jahren mitmacht, drückt die Ränder fest. Dann wandert alles in die Küche, wo Marion Münsterer und Manuela Sachs die Maultaschen in heißem Wasser sieden. Auf die Frage, ob sie daheim selbst Maultaschen fertige, meint Manuela Sachs lachend: „Nach dieser Aktion längere Zeit nicht mehr – vier Stunden lang Unmengen Maultaschen kochen, das genügt vorerst.“

Die Kirchenküche reicht schon nicht mehr aus

Längst reicht die Kirchenküche für die Großproduktion nicht mehr aus. Eine weitere Gruppe ist im Vereinsheim des Kreises Junger Christen zu Gange. „Hier ist die internationale Gruppe am Werk, die noch eingeschwäbelt werden muss“, scherzt Kindergartenleiterin Brückmann. Doch Elisabeth Miller, die Amerikanerin, Öznur Büyükkol, die Stuttgarterin mit türkischen Wurzeln und die Italienerin Daniela Milanese haben den Dreh mit den schwäbischen „Herrgottsb’scheißerle“ schon raus.

Die Kindergartenleiterin kriegt auch gleich einen Auftrag: die fertigen Bestellungen im Kindergarten abzuliefern und noch Brätmasse anzukarren, denn die Zeit drängt. Um 12 Uhr stehen erfahrungsgemäß bereits die ersten Kunden auf der Matte. Um 14.30 Uhr ist das Ganze dann geschafft – und alle sind zufrieden und müde.