Mit Beginn der Motorradsaison gewinnt das Thema Sicherheit wieder an Bedeutung.

Leonberg - Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und optimale Temperaturen, um Motorradkleidung zu tragen: Vor und hinter dem eigenen Auto stehen pünktlich zum Saisonbeginn wieder Motorradfahrer an der roten Ampel. Manchmal vereinzelt, häufig auch in Gruppen. Hier im Altkreis kommt dies umso häufiger vor, wenn es noch weiter Richtung Süden in den Schwarzwald oder zur Schwäbischen Alb geht. Diese Strecken ziehen die örtlichen Motorradclubs der Solitude-Rennstrecke und anderen Strecken in und um Stuttgart vor – mehr Grün, weniger Verkehr, und damit vielleicht auch etwas mehr Sicherheit.

 

Zwei tödliche Unfälle zum Saisonstart

Auch wenn man im Straßenverkehr nie ganz sicher ist. Schon gar nicht als Motorradfahrer. Zu Märzbeginn endeten im Landkreis Schwäbisch Hall bereits zwei Unfälle tödlich, zwei weitere mit schweren Verletzungen. Die meisten Biker tun daher sehr viel, um zumindest einigermaßen sicher auf den Straßen unterwegs zu sein. So auch Roland Riedel vom AMSC Leonberg. Mehr als 40 Jahre fuhr er unfallfrei viele gemeinsame Ausfahrten mit seinen Kollegen vom AMSC. Mittlerweile kommt er einem auf dem Roller entgegen. Auf das Motorrad setzt er sich nicht mehr, der Sicherheit wegen: „Ich habe bemerkt, dass ich altersbedingt in Kurven nicht mehr mit den anderen Fahrern mithalten kann und auch mein Reaktionsvermögen nachgelassen hat.“

Spielregeln einhalten

Riedel, der beim Rettungsdienst einige Menschen hat sterben sehen und auch einen Biker-Kollegen bei einem Unfall verloren hat, kann die Gefahr – auch bei gemeinsamen Ausfahrten – gut einschätzen. „Gerade, wenn man in der Gruppe unterwegs ist, muss man sich an einige Spielregeln halten“, erklärt er. Es wird immer versetzt links und rechts und nie direkt hintereinander gefahren. Überholen ist sehr ungern gesehen. Die unerfahrenen Biker fahren vorne, die besseren Fahrer halten die Gruppe von hinten zusammen.

Sicherheitskurse sind gefragt

Auch Heiko Föll ist mit seinen Motorradfreunden aus Renningen oft in Richtung Schwarzwald unterwegs, besonders zur Nagoldtalsperre fahren die Freunde gern. Auch wenn Sicherheitskleidung nicht verpflichtend ist, wird in der Gruppe stark darauf geachtet: Helm, Handschuhe, Lederjacke, Protektoren und besonders der Rückenprotektor sind da schon der Standard. Tabu unter den Freunden ist das Musikhören während der Fahrt, es lenkt zu sehr ab. Auch an Sicherheitskursen nimmt so gut wie jeder Biker teil – auch die Mitglieder des AMSC und die Motorradfreunde. Und am Ende sollte man sich als Biker immer einmal mehr vergewissern, zum Beispiel bei einer grünen Ampel noch mal nach links und rechts schauen. „Das hat mir schon zwei Mal das Leben gerettet. Man wird schnell übersehen. Ein Autofahrer ist mal komplett durchgefahren, ohne mein Bremsen hätte er mich mitgenommen“, sagt Roland Riedel. Die Biker tun für ihre Sicherheit vieles, sind aber auch auf die Achtsamkeit von anderen Verkehrsteilnehmern angewiesen. Nur so kann die Saison so unfallfrei wie möglich verlaufen.

Interview: Sicherheit auf den Straßen

Mit Beginn der Saison wird die Sicherheit auf Motorrädern wieder zum Thema. Dazu müssen alle Verkehrsteilnehmer beitragen, wie Peter Widenhorn, der Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, erklärt.

Herr Widenhorn, wie viele Unfälle gab es in der vergangenen Saison im Vergleich zum Vorjahr?
Die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2016 ist noch in Arbeit. Es gab tendenziell aber etwas mehr Unfälle im Landkreis als im Vorjahr. Damals waren es 139 Unfälle, bei denen 104 Menschen verletzt wurden und einer starb.
Tragen die Motorradfahrer meistens selber die Schuld?
Mehr als die Hälfte der Motorradunfälle im Jahr 2015, nämlich 76, wurden von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht. Vielen Autofahrern fällt es schwer, die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen.
Und welche Ursachen haben die von Bikern verschuldeten Unfälle?
Gerade zu Saisonbeginn fehlt vielen die Fahrpraxis. Man sollte sich noch einmal mit der Maschine vertraut machen und auf verschiedenen Fahrbahnen testen. Auch ein Fahrsicherheitstraining macht Sinn.
Gibt es im Landkreis besonders gefährliche Strecken?
Die Mahdentalstraße wird besonders viel befahren, eine ausgewiesene Gefahrenstrecke gibt es aber nicht.
Haben Sie mit Saisonbeginn mehr Arbeit?
Ja, natürlich. Zu dieser Zeit verstärken wir unsere Kontrollen und haben die Zweiradfahrer besonders im Visier.