Viele Gebäude sind veraltet. Zusätzliche Klassen für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse bereiten Platzprobleme.

Leonberg - Wer sich fragt, wohin jährlich die Millionen aus der Kreisumlage fließen – außer in den öffentlichen Personennahverkehr, die Krankenhäuser, die Müllabfuhr und Sozialbetreuung –, sollte die sechs Berufsschulen des Landkreises Böblingen nicht vergessen. Sie sind da, damit rund 11 000 Jugendlichen ihren Weg in die Berufswelt finden. Und das gibt es nicht umsonst, wie der Schulentwicklungsplan zeigt, der jüngst im Landratsamt vorgelegt wurde (wir berichteten).

 

Entgegen dem allgemeinen Trend ist im wirtschaftsstärksten Landkreis in der Region der Rückgang der Schülerzahlen nicht so stark wie anderorts. Doch viele Gebäude der sechs Berufsschulen, die der Landkreis in den vier Großen Kreisstädten Leonberg, Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg hat, sind in die Jahre gekommen und sollen wieder auf Vordermann gebracht werden.

Dafür sind laut dem vorgelegten Schulentwicklungsplan rund 40 Millionen Euro notwendig. Geld, das die Städte und Gemeinden über die jährliche Kreisumlage erst erwirtschaften müssen.

Die Gebäude und die Ausstattung sind in die Jahre gekommen

Mehr als zehn Millionen Euro sind allein für die Sanierung und Modernisierung des Berufsschulzentrums in Leonberg notwendig. „Wir haben noch Gebäude aus den 50er Jahren, der Großteil der Bauten, in denen der Unterricht stattfindet, und die Werkstätten stammen aus den 70er Jahren. Nur das Gebäude, das die Datenverarbeitung, die Stuckateure und die kaufmännische Berufsschule beherbergt, ist 2000 ganz neu errichtet worden“, zählt der Leonberger Schulleiter Werner Diebold auf. Deshalb müssten die Prioritäten ganz unterschiedlich gesetzt werden.

Das trifft auch auf den gesamten Sanierungsstau in den Kreisberufsschulen zu. Nun soll ein externes Beratungsbüro für den Landkreis ein Konzept entwickeln, das festlegt, was als erstes dran kommt und wie die Gebäude genutzt und ausgestattet werden sollen. Allein die Planung wird 800 000 Euro kosten.

„Der größte und aufwendigste Brocken im beruflichen Schulzentrum Leonberg wird bestimmt die energetische Sanierung der Fassaden mit dem Austausch der Fenster – und das vor allem im zentralen Komplex der Schule“, sagt Diebold. In diesen Gebäuden müssen aber auch die Bodenbeläge, die seit mehr als 40 Jahren ihren Dienst tun, erneuert werden. Auch die sanitären Anlagen sind nicht die modernsten.

Regelklassen sind das Ziel

Die Beraterfirma werde zwar die Prioritäten ermitteln, doch anderes lasse sich nicht mehr aufschieben. „Wir müssen ganz dringend unseren Werkstättenkomplex behindertgerecht gestalten, und dazu gehört der Einbau eines Fahrstuhls, das hat Priorität“, greift der Schulleiter dem Gutachter-Konzept vor.

Wie in allen Berufsschulen des Kreises zeichnet sich trotz des Schülerrückgangs auch in Leonberg keine Entspannung bei der Raumbelegung ab. „In den beiden letzten Schuljahren haben wir fünf sogenannte Vabo-Klassen einrichten müssen, die von mehr als 90 jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, darunter viele Flüchtlinge, besucht werden“, sagt Diebold.

Vabo steht für „Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse“. Hier wird primär die Sprache vermittelt. „Ziel ist, die Jugendlichen in Regelklassen zu unterrichten, wo sie je nach ihren Fähigkeiten die mittlere Reife in den zweijährigen Berufsfachschulen oder den Hauptschulabschluss erreichen können“, so Diebold. Deshalb wurden drei zusätzliche Klassen notwendig.

Die Belastungsgrenze ist erreicht

Wie lässt sich das räumlich lösen? „Wir haben die Grenze erreicht. Im vergangen Schuljahr gab es sogar Nachmittagsunterricht, jetzt haben wir aus der Not heraus einen Raum der Schulsozialarbeit in ein Klassenzimmer umgewandelt, sodass kein Unterricht mehr nachmittags stattfinden muss“, erläutert Werner Diebold.

Gegenwärtig sind 3065 junge Menschen im Leonberger Berufsschulzentrum eingeschrieben. Etwa 2000 machen eine Duale Ausbildung in insgesamt zehn gewerblichen und kaufmännischen Berufen.

Der Rest besucht die Vollzeitschulen, also das Vorqualifizierungsjahr, das Berufseinstiegsjahr, die ein- und zweijährigen Berufsfachschulen, die Berufskollegs oder die drei beruflichen Gymnasien.

Ihnen allen steht seit Schuljahresbeginn wieder eine der beiden Sporthallen zur Verfügung, die Flüchtlinge beherbergt hatten. Geräumt sind mittlerweile beide. „Eine Halle muss noch repariert werden, dass sie im Laufe des Schuljahres wieder genutzt werden kann“, sagt der Schulleiter .