Kurz nach 16 Uhr haben sich am Freitag über Leonberg die Schleusen geöffnet – ein Wolkenbruch begleitet mit feinen Hagelkörner ging über die Stadt nieder. Die Feuerwehr war mehr als 65 Mal im Einsatz, rettete Pferde und pumpte Keller leer.

Leonberg - Kurz nach 16 Uhr haben sich am Freitag über Leonberg die Schleusen geöffnet – ein Wolkenbruch begleitet mit feinen Hagelkörner ging über die Stadt nieder. Betroffen waren vor allem die Innenstadt, Eltingen und Höfingen.

 

„Für die zwei Insassen eines Wagens im Bereich des Tilgshäusle im Höfinger Täle hat erhebliche Gefahr bestanden, denn die Wassermassen drohten das Auto fortzuspülen“, sagte gestern der Einsatzleiter, der Leonberger Abteilungskommandant Torsten Bareither. Auch für die Pferde im nahe gelegenen Reitstall waren in Gefahr, deshalb mussten sie an einen sicheren Platz geführt werden. „Inzwischen haben wir hier alles unter Kontrolle und die Gefahr ist gebannt“, sagte er am frühen Abend.

Alle Feuerwehrabteilung im Einsatz

Da konnte er in der für den Großeinsatz gebildeten Einsatzzentrale eine erste Bilanz ziehen. Alle vier Abteilungen der Wehr waren in voller Stärke im Einsatz. Die Feuerwehren aus Warmbronn und Gebersheim, die von dem Unwetter verschont geblieben sind, waren in die Kernstadt zu Hilfe geeilt. Die Höfinger hatten genug vor Ort zu tun. Mehr als 70 Feuerwehrleute mit 18 Fahrzeugen waren gegen 17 Uhr an fast 50 Einsatzstellen in der Stadtmitte, Eltingen und Höfingen zu Gange.

Doch die Hilferufe rissen nicht ab. Auch um 19 Uhr liefen die Drähte in der Einsatzzentral in der Römerstraße weiterhin heiß. Innerhalb weniger Minuten kamen noch weitere 30 Einsatzorte hinzu – aber auch Hilfe aus der Nachbarschaft. Die Wehren aus Renningen und Rutesheim rückten mit insgesamt 22 Mann an und brachten gleich zwei Einsatzfahrzeuge mit.

Auch die Polizei und der städtische Bauhof waren ausgerückt und hatten die überfluteten Straßen gesperrt. Auch auf der A 8 zwischen Leonberg Ost und West stauten sich die Wassermassen, sodass sich gegen 18 Uhr der Verkehr allein auf der A 81 auf mehr als 22 Kilometern staute. Chaos gab es auch im S-Bahnverkehr nachdem die Unterführung am Bahnhof in Ditzingen vollgelaufen war.

„Es sind vor allem vollgelaufene Keller sowohl in Wohnhäusern und Betrieben, die wir auspumpen müssen“, so Bareither. In den Untergeschossen stand das Wasser teilweise bis zu 60 Zentimeter hoch.

Besonders heftig hat es das Bekleidungshaus Wibbel in der Hindenburgstraße getroffen. Die Wassermassen waren direkt in das Lager eingedrungen. Die Inhaberfamilie Schmidt und ihre Mitarbeiter waren den ganzen Abend damit beschäftigt, Anzüge und Hemden aus den braunen Fluten zu holen. Die meisten sind hinüber, sagte Seniorchef Wolfgang Schmidt. Glück im Unglück: Die Bräutigam-Anzüge für die Hochzeitsmesse in zwei Wochen in Ludwigsburg hatten die Schmidts schon hoch in die Geschäftsräume gebracht.

Bei Karstadt im Leo-Center musste die untere Etage mit den Elektro-Artikeln teilweise gesperrt werden.

In der Lindenbergstraße war ein Feuerwehrauto mit Pumpen angerückt, um das Wasser aus dem Keller zu befördern. „Das Wasser ist von unten durch die Gullys gekommen“, schilderte die Bewohnerin. „Schnell stand es drei Stufen hoch im Keller und in der Waschküche“, sagte die Rentnerin. „Aber die Feuerwehr -Jungs haben alles im Griff.“ Derweil mühten sich in der benachbarten Steinstraße die Bewohner eines Hauses damit ab, das Wasser mit Eimern aus dem überschwemmten Keller zu tragen und in die Straßenkanalisation zu schütten.

Großeinsatz bei Vorbereitungen zum Tag der offenen Tür

„Dieser Großeinsatz hat uns mitten in den Vorbereitungen für den Tag der offenen Türen am Sonntag erwischt“, sagte Bareither. „Aber das hatte auch etwas Gutes, denn so waren viele Kammeraden vor Ort, die dann schnell ausrücken konnten“, gewann der Kommandant der Sache auch etwas Positives es ab. Die Notrufe rissen auch am späteren Abend nicht ab. Noch gegen 20 Uhr waren Einsatzwagen mit Blaulicht und Martinshorn in der Innenstadt unterwegs.

Alarm herrschte am Freitagabend auch beim städtischen Gebäudemanagement. Im frisch sanierten Sportzentrum war über den Geräteraum Wasser in ein Drittel der Halle gelaufen. „Die Handwerker sind vor Ort, und wir setzen alles dran, damit die Handball-Spiele am Samstag stattfinden können“, sagte der Leiter des Gebäusemanagement , Dieter Häberle, am Freitag um 19 Uhr. Kurz darauf machte er sich auf den Weg nach Höfingen, um dort die Strohgäuhalle in Augenschein zu nehmen. Hier hatte es auch hinein geregnet.

Keine guten Nachrichten hatte Häberle für die Sporthalle der Ostertag-Realschule. Hier war so viel Wasser eingedrungen, dass sie für die Wettkämpfe am Wochenende gesperrt werden musste. Auch der Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Der Weiler Feuerwehrkommandant Jürgen Widmaier meldete gegen 18 Uhr sechs Einsätze, hauptsächlich in Weil der Stadt im Industriegebiet. „Es waren vollgelaufene Keller, erst als der Regen weg war, kam es so richtig.“ Nach zweieinhalb Stunden hatte die Weiler Wehr alles erledigt.