Eine Wirtschaftsdelegation aus einer Provinz südlich von Shanghai besucht das Kompetenzzentrum für industrielle Bauteilreinigung im Gewerbegebiet Hertich. Dort werden nicht nur neue Kontakte nach Fernost geknüpft, sondern auch Wissen gebündelt.

Leonberg - Die kleinen Schwarzwaldmädel-Puppen am Stand H2O sind heiß begehrt. Ein nettes Andenken an Deutschland und Baden-Württemberg. Die vielen Informationsbroschüren sind genauso schnell vergriffen. Doch bei denen geht es nicht um Urlaubserinnerungen, sondern ums Geschäft. Etwa 20 Leute gehören der kleinen Wirtschaftsdelegation aus der chinesischen Provinz Ningbo südlich von Shanghai an, die am Montag ins Cleaning Excellence Center (CEC) im Gewerbegebiet Hertich in Leonberg gekommen ist.

 

Es ist das Kompetenzzentrum für industrielle Bauteil- und Oberflächenreinigung. Der englische Name deutet schon an, worum es geht: darum, internationale Kontakte zu knüpfen und Firmen aus verschiedenen Ländern und von vielen Kontinenten miteinander zu verknüpfen.

„Der Sinn des Vereins ist, zusammen zu bringen, was zusammen gehört“, sagt der CEC-Geschäftsstellenleiter Christian Sieger. So gehören dem Kompetenzzentrum mittlerweile 45 mittelständische Unternehmen an, zumeist aus Baden-Württemberg, aber auch aus dem übrigen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie alle bieten Schritte und Verfahren der Bauteilreinigung an, für unterschiedliche Branchen. So entwickelte etwa der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch die ersten Verfahren. Warum die Bauteilreinigung so wichtig ist, verdeutlicht der CEC-Vorstandsvorsitzende Gerhard Koblenzer an einem Beispiel aus jener Branche. Er zeigt ein Foto einer Zahnstange, wie sie etwa in Lenksystemen vorkommt. „Dieses Teil wird gedreht und gefräst, anschließend auf Risse geprüft. Damit gelangen aber verschiedene Schmutzteilchen auf die Oberfläche, etwa Schmiermittel oder Späne“, erläutert Koblenzer. Im schlimmsten Fall führe das dazu, dass die Lenkung irgendwann verkantet.

Auch Unternehmen der Lebensmittel- und Medizintechnik, aus Luft- und Raumfahrt sowie der Optik gehören zu den Kunden. Und die könnte es vielleicht auch bald in China geben. „Der Besuch der chinesischen Delegation hat meine Erwartungen übertroffen. Das, was wir anbieten, haben die Firmenvertreter gesucht“, sagt Siegert.

Es ist bereits der zweite Besuch von chinesischen Wirtschaftsvertreter im CEC. „Leonberg mag für chinesische Verhältnisse recht klein sein. Aber wir haben hier viele international tätige Firmen“, hebt der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler hervor. Die Stadt unterstützt das Kompetenzzentrum seit seiner Gründung vor drei Jahren mit einer Anschubfinanzierung, die auf 250 000 Euro gedeckelt ist. Im ersten Jahr gab es 80 000 Euro.

Wichtige Geburtshilfe bei der Organisation leistete auch die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart. Die Aufgabe des Netzwerks der CEC-Vorstandsvorsitzende Koblenzer einerseits in der Bündlung von Wissen. „Wir unterstützen unsere Mitglieder aber auch, indem wir Kontakte zu Unternehmen und Verbänden vermitteln, Schulungen anbieten und Öffentlichkeitsarbeit leisten“, erklärt Koblenzer.

„Es ist bemerkenswert, dass Leonberg als Sitz des Kompetenzzentrums ausgewählt wurde“, meint der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweitzer. Mit Lewa und Perma Trade etwa sind auch zwei Unternehmen mit Sitz in Leonberg vertreten, mit der Firma Trumpf (Hauptsitz in Ditzingen) ein weiteres aus Region. Die meisten Mitglieder des CEC haben bereits weltweit Standorte oder Kontakte nach Nord-Amerika und Asien. Und nicht nur die.

Auch viele Leonberger Firmen sind seit vielen Jahren weltweit tätig. „Man sollte nicht in Stadt- und Landesgrenzen denken, sondern international“, meint der Wirtschaftsförderer. China, das lange als Land der Kopierer und Nachahmer verschrien war, ist längst einer der wichtigsten Wachstumsmärkte geworden. „Ich sehe das positiv. Die hiesigen Unternehmen können beispielsweise dort Standorte aufbauen und dadurch wachsen. Und wer weiß, vielleicht gibt es einmal eine Leonberger Wirtschaftsdelegation, die nach China reist“, denkt Schweitzer in die Zukunft.

Das Interesse der Gäste aus Fernost ist jedenfalls groß. Während der Fachvorträge der Unternehmen schreiben sie fleißig mit, stellen viele konkrete Fragen sowohl zu den Firmen, als auch zum CEC selbst. Das industrielle Reinigungsgeschäft könnte also bald ein Exportschlager sein.