Die Stadtwerke übernehmen die Linien nach Höfingen und Warmbronn. Damit sparen sie jährlich rund 70 000 Euro. Mögliche Streckenänderungen werden nun vor Ort entschieden. Die Busunternehmen haben zehn Jahre Planungssicherheit.

Leonberg - Der Vorgang ist gewiss von nicht unerheblicher Bedeutung. Aber dass es dafür gleich sieben Verträge braucht, scheint zumindest für den juristischen Laien erstaunlich. Immerhin: nachdem am Dienstagmittag im Alten Rathaus die Tinte unter den sieben Dokumenten trocken war, gehört der städtische Busverkehr sozusagen den Leonbergern.

 

Mit Beginn des neuen Jahres übernehmen die Stadtwerke die Betriebsführung der Linien 631/32 (Bahnhof-Warmbronn), 747 (Warmbronn-Vaihingen) und 651 (Eltingen-Höfingen). Und damit hat Leonberg nicht nur die Hand auf den eigenen Linien innerhalb des Stadtgebiets, sondern spart auch Steuern: etwa 70 000 Euro im Jahr.

Diese stattliche Summe ist möglich, weil die 500 000 Euro, die die Stadt bisher aus dem Haushalt für den öffentlichen Nahverkehr bezahlt hat, nun im Etat der Stadtwerke angesiedelt werden. Die wiederum können die Verluste beim Busverkehr durch Erträge im Netzgeschäft querfinanzieren.

So sprach denn auch am Dienstag bei der Vertragsunterzeichnung nicht nur Roland Bernhard von einer „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten. Denn neben den positiven finanziellen Effekten verwies der Landrat auf die „Feinsteuerung der Linien“, die die Stadt auf ihrem Gebiet nun selbst übernehmen kann. So ist es künftig denkbar, dass Streckenführungen in Eigenverantwortung geändert werden können. Etwa eine Direktverbindung vom Leo-Center zur Altstadt ohne den zeitraubenden Umweg über den Bahnhof, die die SPD schon seit Jahren fordert.

Doch es sind nicht nur finanzielle und verkehrsplanerische Aspekte, die die Übernahme mit sich bringt. Auch die beteiligten Busunternehmen können nun gelassener in die Zukunft blicken. Drohen doch aufgrund europäischer Gesetzesänderungen von 2018 an im Busverkehr europaweite Ausschreibungen. Heimische mittelständische Busunternehmen haben dann kaum eine Chance, bei ausländischen Billigangeboten mitzuhalten.

Jetzt aber haben das Leonberger Busunternehmen Kappus und die Ruff GmbH aus Waiblingen, die beide im Auftrag der Stadtwerke unterwegs sind, Planungssicherheit bis zum Jahr 2025. Solange gelten die jetzt ausgehandelten Verträge.

Entsprechend zufrieden zeigten sich Walter Kappus und Horst Windeisen von Ruoff. „So sind wir in der Lage, in modernste Umwelttechnik zu investieren“, erklärte Kappus. Dessen rote Flotte wird Zug um Zug auf die neue besonders schadstoffarme Kategorie „Euro 6“ umgerüstet.

Roland Bernhard versprach, dass die Bus- und Bahnkunden keine Kürzungen befürchten müssen. „Wir stehlen uns nicht aus unserer Verantwortung und wollen das bewährte Angebot beibehalten“, versicherte der Landrat. Allenfalls hinter extrem schwach ausgelastete Linien müsste man „ein Fragezeichen setzen“. Doch auch hier gelte: Wenn die betroffenen Gemeinden die Busverbindung unbedingt wollten, beteilige sich der Landkreis mit 30 Prozent.

Die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Leonberg ist so alt nicht. „Richtig los ging es 1993“, erinnerte sich Bernhard Schuler an seine Anfangszeit als Oberbürgermeister. „Von da an haben wir sukzessive das Angebot erweitert.“ Der OB bedankte sich beim Verkehrsverbund und beim Kreis als Träger des Nahverkehrs für die gemeinsamen Anstrengungen um funktionierende Takte und gute Anbindungen.

Ein besonderes Lob hatte Schuler für seinen Ersten Bürgermeister parat: „Von Ulrich Vonderheid sind die Impulse für die Übernahme des Busnetzes ausgegangen.“ Für den OB ist bemerkenswert, dass es nicht nur bei den Ideen geblieben ist, sondern diese auch umgesetzt wurden.

Im April hatte der Finanzbürgermeister Vonderheid, der in Personalunion auch Geschäftsführer der Stadtwerke ist, die Pläne für die Bus-Übernahme vorgestellt. Der Gemeinderat reagierte positiv und stimmte geschlossen dem Vorhaben zu.