Dann eröffnet dort voraussichtlich die kreiseigene Unterkunft für bis zu 70 Asylsuchende. Der Bau einer Containersiedlung für 24 alleinstehende Obdachlose kann ebenfalls starten. Eine Firma aus der Nähe von Münster erhält den Zuschlag.

Leonberg - Fast 400 ertrunkene Flüchtlinge vor der libyschen Küste am vergangenen Montag. Vermutlich 920 weitere Ertrunkene am Wochenende. Das Leid und der Tod vieler Asylsuchenden sind wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Auf der anderen Seite stehen in Deutschland Kommunen und Landkreise, die sich nach Kräften bemühen, der Aufgabe gerecht zu werden, diesen Menschen vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu bieten. Bis das Asylverfahren beendet ist oder bis sie auf eigenen Beinen stehen können.

 

Eine staatliche Gemeinschaftsunterkunft in Leonberg gibt es bereits auf dem Gelände am Krankenhaus. Dort wohnen bis zu 147 Menschen, bis über ihren Antrag auf Asyl entschieden wurde, längstens aber zwei Jahre. Bald schon kommt eine weitere staatliche Sammelunterkunft dazu, die jeweils vom Landkreis betrieben wird. Im bisherigen Hotel Online im Ramtel sollen bis zu 70 Flüchtlinge untergebracht werden.

Das Verfahren zieht sich

Die Herberge für Besucher und Geschäftsreisende hatte der Landkreis Böblingen Anfang des Jahres gekauft. Noch ist der Umbau zur Unterkunft aber noch nicht gestartet. „Das Genehmigungsverfahren für die Umbauten sowie die Änderung der Nutzungsart durch die Stadt Leonberg laufen derzeit noch“, erklärt Wiebke Höfer, Pressesprecherin des Kreises. „Wir warten darauf, dass es losgehen kann, und hoffen, dass dies so schnell wie möglich passiert.“ Zwischen sechs und acht Wochen müsse man dafür einplanen. Die Unterkunft könne frühestens Ende Juni, aber wohl eher Anfang Juli eröffnen.

Doch die Zeit drängt. Rund 140 Flüchtlinge bekomme der Kreis Böblingen jeden Monat zugewiesen aus den Erstaufnahmestellen des Landes. Noch im Mai sollen zwei Sammelunterkünfte in Sindelfingen eröffnen: In der Rappenbaumschule sollen bis zu 100 Flüchtlinge wohnen, in der Nüßstraße 150 weitere. Zurzeit gibt es in 17 Asylbewerberheimen Platz für 873 Menschen, knapp 800 sind belegt. „Wir stehen weiter mit dem Rücken zur Wand“, meint die Pressesprecherin des Kreises dazu. Die Turnhalle der kreiseigenen Gottlieb-Daimler-Schule II (Berufsschulzentrum) wurde bereits vor einiger Zeit als Notunterkunft vorbereitet und steht im Fall der Fälle bereit. Eine ähnliche Turnhallen-Notunterkunft am Leonberger BSZ sei aber nicht in Planung.

Der Platz ist knapp

Wenn über den Asylantrag der Flüchtlinge entschieden wurde, kommen sie in die Obhut der Kommunen. Diese haben somit zwar mehr Zeit, sich darauf einzustellen. Aber auch in Leonberg ist der Platz knapp, sodass die Stadt derzeit neue Unterkünfte plant und baut. In Höfingen entstehen bereits Wohnungen für bis zu 64 Menschen, die gleiche Anzahl soll im Bereich Niederhofen dazu kommen. Weitere Erleichterungen soll auch die geplante Containersiedlung im Lohlenbachtäle, nahe dem Aldi-Kreisel, bringen. 24 Module für 24 Menschen ohne Wohnung sollen dort entstehen.

„Die Einrichtung dient dazu, Menschen aufzunehmen, die derzeit in Wohngemeinschaften untergebracht sind“, erklärte der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid dazu im Verwaltungsausschuss, wo die Vergabe der Bauleistungen kurzfristig auf die Tagesordnung gerutscht war. In den dann frei werdenden Wohnungen könnten wiederum Flüchtlinge untergebracht werden, denn Leonberg würden vor allem Familien zugewiesen.

Die Containersiedlung im Lohlenbachtäle hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für Diskussionen gesorgt. Maßnahmen für Brand-, Lärm- und Hochwasserschutz hatten den Preis immer wieder in die Höhe getrieben, einige Anwohner der Gartenstadt waren nicht begeistert von einer weiteren städtischen Unterkunft in unmittelbarer Nähe. Nach der Ausschreibung, an der sich sechs Firmen beteiligten, liegen die Gesamtkosten nun bei 908 333 Euro. Zwischenzeitlich war mal von 1,1 Millionen Euro die Rede gewesen. Das günstigste Angebot für die Container liegt nun bei 527 000 Euro und kommt von einer Firma aus der Nähe von Münster. Die neuen Pläne sehen nun eine Reihenbebauung ohne zusätzliches Pultdach vor, außerdem sind die Container kleiner als ursprünglich geplant. Dies habe zu weiteren Einsparungen geführt, erläuterte Dieter Häberle, der Chef des Gebäudemanagements der Stadt. Bei einer Enthaltung stimmte der Verwaltungsausschuss der Vergabe zu.