Buchstäblich in letzter Minute hievt das Kranunternehmen Scholpp die zehn Bäume von Michael Lange auf den Alten Golfplatz. Der Betonsockel für das Monument kostet statt der bisher genannten 25.000 jetzt nur noch 10.000 Euro.

Leonberg - Michael Lange steht der Schweiß auf der Stirn. Es ist heiß, und der Job ist anstrengend. Der Künstler steht am Rande des Alten Golfplatzes und dirigiert per Funk einen Kranführer. Der ist hinter Büschen verborgen auf der anderen Seiten des Golfplatzes. Hier führt die Stuttgarter Straße entlang.

 

Und hier liegen zehn Baumstämme, jeder rund fünf Tonnen schwer. Die Überbleibsel einer Fällaktion, bei der vor fünf Jahren in Stuttgart Platz für die S-21-Baustelle gemacht wurde. Aus diesen Bäumen will Lange ein Kunstwerk machen. Ein Mahnmal an die heftigen Auseinandersetzungen um den geplanten Tiefbahnhof.

Ein Mahnmal für den umstrittenen Tiefbahnhof

In ihrer Vehemenz weitaus weniger heftig, aber dennoch mit Schärfe geführt, waren die Debatten der vergangenen zwei Wochen um dieses Projekt. Denn Kunst kostet bekanntlich meistens Geld. Und das haben in der Regel weder die Künstler, noch die Kommunen.

Im Fall der Baumkunst des Michael Lange drehte es sich um 25 000 Euro für einen Betonsockel, auf dem die Bäume installiert werden sollen. Die Stadt sagte ihm die Kostenübernahme zu, um die Statik müsse er sich aber selbst kümmern.

Dann geschah lange Zeit nichts. Vor zwei Wochen wurden die Bäume plötzlich von der Bahn geliefert und am Rand der viel befahrenen Stuttgarter Straße deponiert. Eine korrekte Statikberechnung gab es aber noch nicht, ergo auch kein Geld. Im Gemeinderat wurde heftig diskutiert, am Ende einigten sich die Kommunalpolitiker mit 17 zu 11 Stimmen, maximal 10 000 Euro für den Sockel zu bezahlen. Die Bäume müssten aber bis Freitag vom Straßenrand verschwinden. Auch eine Statikberechnung müsse dann vorliegen. Der Fall der Leonberger S-21-Kunst hatte inzwischen längst überregionale Schlagzeilen gemacht.

Nicht wenige in der Stadt hielten das Projekt nach dem Ratsbeschluss für quasi erledigt. Lange hingegen, der in der Sitzung noch äußerst emotional aufgetreten war, blieb gelassen, gab sich sogar zufrieden.

Kran-Unternehmen Scholpp springt in die Bresche

Und siehe da: am Freitagmittag steht ein großer Wagen mit einem 45 Meter hohen Kran am Straßenrand. In Präzisionsarbeit zirkelt der Kranführer Stamm für Stamm über die Büsche auf den Platz. Das Stuttgarter Kran-Unternehmen Scholpp hat sich bereit erklärt, den schwierigen Abtransport kostenfrei zu übernehmen.

Auch die Straßenmeisterei gibt sich kooperativ. Zwei Mitarbeiter sichern ohne die üblichen Gebühren die Gefahrenstelle. Lediglich den Stundenlohn der beiden Männer muss Lange zahlen. Und noch eine erstaunliche Entwicklung gibt es am Freitag zu vermelden. Der vom Künstler beauftragte Statiker hat eine Expertise vorgelegt, wonach ein Sockel statt 25 000 Euro nun plötzlich für 10 000 Euro machbar ist. Genau jene Summe also, die der Gemeinderat beschlossen hat.

Der Künstler rückt mit Hilfe von Familienangehörigen die Stämme zurecht. Schon in den nächsten Tagen will er mit seinem S-21-Baum-Werk beginnen.