Beim Immobiliengespräch in der Stadthalle machen Experten unter der Moderation von Wieland Backes kaum Hoffnung auf Entspannung. Die Preise steigen eher noch. Und die günstigen Zinsen animieren die Menschen, trotzdem zu kaufen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Das Fazit, das sich nach einem Talk über den Leonberger Immobilienmarkt in der Stadthalle ziehen lässt, stimmt nicht eben hoffnungsfroh: Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot. Und die Preise steigen weiter. Vor allem Mieter haben es bei der Suche nach Wohnraum besonders schwer. Der Zuwachs an Flüchtlingen erschwert die Lage am Wohnungsmarkt deutlich.

 

Der Makler Bernd Bannasch und Stephan Schwarz von der Wohnungsbaugesellschaft iep, beide in Leonberg ansässig, haben zu der Gesprächsrunde eingeladen und sich zur Verstärkung den bayerischen Immobilienfachmann Michael Kiefer und den Oberbürgermeister Bernhard Schuler eingeladen. Für eine sachliche wie verständliche Diskussion sorgt der bekannte Fernsehmann Wieland Backes mit einer angenehm unaufgeregten Moderation.

Vor großem Publikum in der gut gefüllten Stadthalle zeigt die Diskussion, dass das Immobilienthema ein sehr politisches mit vielen Facetten ist, die hier nach Unterpunkten sortiert angesprochen werden. Immobilienbedarf Bernhard Schuler nennt beispielhaft das Neubaugebiet Ezach III, das in einer „rasenden Geschwindigkeit“ vermarktet worden sei. Der Aussage des Oberbürgermeisters stimmt Stephan Schwarz voll und ganz zu. „Wir bekommen bestimmte Grundstücke erst gar nicht“, erklärt der Chef des Bauträgers iep, der sich auf bezahlbaren Wohnraum spezialisiert hat. „Ezach III war mit dem Marktauftritt faktisch schon vergeben.“ Geld Leonberg ist ein teures Pflaster, darin sind sich alle einig. Durchschnittlich 4000 Euro kostet hier der Quadratmeter. „Dass in Höfingen 4250 Euro machbar sind, hätte ich vor einem Jahr noch für unmöglich gehalten“, erklärt der iep-Chef Schwarz. Dennoch wenig im Vergleich zu Stuttgart. Dort werden Quadratmeterpreise von bis zu 10 000 Euro erzielt. Und auch wenn’s kein Trost ist: München, so berichtet Michael Kiefer, ist noch teurer. Zumindest in manchen Leonberger Lagen geht der Trend deutlich in Richtung Stuttgarter Niveau. Bernd Bannasch nennt beispielhaft die Burghalde. Käufer, so hat er beobachtet, gehen „oft bis an die Schmerzgrenze“. Will sagen: Viele können sich einen bestimmten Betrag nicht leisten, kaufen aber trotzdem. Ursachen Nicht nur für Bannasch steht außer Frage: „Die wahnsinnig günstigen Zinsen von 1,5 Prozent animieren die Menschen zum Kaufen. Dafür ist das Angebot einfach zu klein.“ Eine Entwicklung, die den erfahrenen Makler beunruhigt: „Der Markt ist verrückt geworden. Ich bewerte eine Immobilie und erziele trotzdem höhere Preise. Entspannung ist nicht in Sicht.“ Wohnungssuchende Die haben es besonders schwer. „Bei einfachen Reihenhäusern werden wir überrollt“, berichtet Stephan Schwarz. Bernd Bannasch spricht von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: „Viele Vermieter haben eine klare Vorstellung, wen sie haben wollen und wen eben nicht. Letztere haben kaum Chancen.“ Flüchtlinge Ab der Mitte des kommenden Jahres, so lautet die Prognose des Oberbürgermeisters, werden die Flüchtlinge den Wohnungsmarkt beeinflussen. Bernhard Schuler rechnet mit mehr als 1000 in den kommenden anderthalb Jahren: „Das werden wir schaffen.“ Aber: „Wenn der Familiennachzug kommt, dann sind es nicht mehr 1000, sondern 3000. Das ist kein Horrorszenario, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung.“

Sind die nachkommenden Angehörigen am Ende gar ein Geschäft für die Makler, will der Moderator Backes wissen. Von Michael Kiefer kommt ein klares Nein: „Die Leute schlagen dort auf, wo der Schmerz am größten ist: in den beengten Städten.“ Konsequenzen Für den OB sind neue Wohngebiete „unausweichlich“. Zu Lasten der Natur? „Nachverdichtung reicht nicht aus“, sagt Schuler klipp und klar. „Wir werden in einem gewissen Umfang auf die grüne Wiese gehen müssen.“ Bernd Bannasch stimmt der These des OB komplett zu.