Er ist freundlich, pünktlich und bringt seine Kunden sicher ans Ziel: Der Verkehrsverbund Stuttgart hat jetzt den gebürtigen Rutesheimer ausgezeichnet. Gewählt wurde er allerdings von den Fahrgästen selbst – und darauf ist er besonders stolz.

Leonberg - Knapp vier Wochen ist es jetzt her, da rief ihn Walter Kappus, sein Chef, zu einem wichtigen Personalgespräch. Es gab aber keine Beanstandung oder Rüge, nein, ganz im Gegenteil. Eine Urkunde als „Busfahrer des Jahres“ hat der VVS an dem Tag aus Stuttgart überstellt. „Das hab ich auf keinen Fall erwartet“, erinnert sich Ioannis Tsotsis.

 

Der beste Busfahrer ist er jetzt, und Schuld daran sind seine Kunden, denen er täglich begegnet. „Herr Tsotsis ist immer gut drauf und hat stets einen Gruß auf den Lippen“, hat da etwa ein Fahrgast an den VVS geschrieben. Viele solcher Einsendungen gab es, die meisten davon trugen den Namen „Tsotsis“.

Erst seit einem Jahr dabei

Selbst kann er sich das aber noch nicht so richtig erklären. „Da bin ich offenbar pünktlich, freundlich und die Leute sind mit meiner Fahrweise zufrieden“, überlegt er. Schließlich ist er auch erst seit einem Jahr in der Region unterwegs. Erst im August 2014 hat Ioannis Tsotsis bei Kappus in Warmbronn angeheuert.

„Davor habe ich zwölf Jahre lang in Griechenland gelebt“, erzählt er und seine Stimme wird wehmütig. Denn in den zwölf Jahren musste er miterleben, wie es mit seinem Land immer weiter bergab ging. Den Beruf des Fahrlehrers hat er dort gelernt, und dann gearbeitet, alle Klassen hat er unterrichtet. „Am Ende war das hart, wir mussten zwölf Stunden am Tag arbeiten, um über die Runden zu kommen“, erinnert er sich.

Keine Chance mehr in Griechenland

Zu hart für Ioannis Tsotsis, es gab mehr Fahrlehrer als Arbeit, viele Arbeitslose, wenig Gehalt. Da hat er sich an seine Wurzeln erinnert. In Rutesheim ist Ioannis Tsotsis geboren und aufgewachsen, hier ist er vor einem Jahr wieder hin gezogen. Und hat eine Stelle als Busfahrer gesucht. Fahrlehrer zu sein ist zwar schön, aber man schaut den Fahrnovizen eben immer nur zu. „Ich wusste schon immer, dass ich irgendwann selbst fahren will“, sagt er.

Aber nicht nur das. Auch den guten Kontakt zu seinen Gästen genießt er. „Wie geht’s?“, „Wie war der Urlaub?“ – Smalltalk eben, den Ioannis Tsotsis nicht nur pflegt, sondern der für ihn zum Beruf dazu gehört, gerade bei den vielen Stammgästen im Linienverkehr.

Leonberg, Böblingen, Hemmingen, oder Vaihingen, das sind die Ziele, die Ioannis Tsotsis nun seit einem Jahr ansteuert. „Und allmählich weiß ich schon, wer wo einsteigt“, hat er festgestellt. „Die Leute kennen mich, und bringen mir dann schon mal einen Eistee mit in den Bus.“ So spürt Ioannis Tsotsis immer wieder Anerkennung und Zufriedenheit.

Und er spürt, dass sich seine besonnene Fahrweise bewährt. Denn diese nimmt er sehr ernst. „Ich fahre immer langsam und vorsichtig“, sagt er, „denn wer rast, kommt auch nicht früher an.“ Fahren kann Ioannis Tsotsis, das hat er schließlich in Thessaloniki gelernt. „Und gegen diese Millionenstadt ist selbst Stuttgart ein Dorf“, erklärt er und schmunzelt.

„Meine Freunde leiden“

Trotzdem passt er natürlich auf, trägt älteren Leuten auch mal die Einkaufstasche. Und wenn er im Busradio Nachrichten über die Griechenland-Krise hört? „Das tut mir im Herzen weh“, sagt er, „ich weiß nämlich, wie meine Freunde da unten wirklich leiden.“ Viele fragen ihn, ob sie zu ihm nach Deutschland kommen könnten. Aber wer nicht wie er hier aufgewachsen ist, der hat große sprachliche Probleme.

„Als Busfahrer muss ich Fahrkarten verkaufen, die Leute beraten, Durchsagen machen“, sagt Ioannis Tsotsis. Das alles macht er mit Leidenschaft, schließlich ist er nicht umsonst „Busfahrer des Jahres“.

Und nach Feierabend? Wenn die Route fertig, der Bus getankt und abgestellt ist? „Dann mach’ ich ein bisschen Fitness und kümmere mich um meine Freunde“, sagt er. Denn nach seinen Griechenland-Erfahrung weiß Tsotsis: „Man muss trotz Allem jede Sekunde seines Lebens genießen.“