Die kleine Ingenieursschmiede Ipo Plan konstruiert Fabrikhallen von Auto- und Maschinenbauern – unter anderem mit „Ipo Eye“, einem mit Preisen überhäuften Roboter.

Leonberg - Achtung, jetzt komm ich!“ Ganz gemächlich sucht sich Ipo Eye seinen Weg. Er ist ein Roboter, und die Objekte seiner Begierde sind Fabrikgebäude und Industriehallen. Alle Regale, Schrauben, Maschinen und Werkzeuge erfasst, registriert und verarbeitet der neugierige Ipo Eye dann. Im Moment sucht Ipo Eye allerdings vergeblich, denn er noch fährt er nur durch die Büroflure von der Firma Ipo Plan in Leonberg. Neben ihm steht der stolze Chef und Entwickler Werner Dürr.

 

„Unser Ipo Eye ist eine Revolution“, sagt er, „mit ihm können wir im Planungsbereich Dinge verwirklichen, die sonst keiner kann.“ Planung ist der Geschäftsbereich der kleinen Leonberger Ingenieursschmiede. Vor allem den Innenbereich von Fabrikgebäuden, also Produktionsstraßen, Technikeinrichtungen und Montageabläufe tüfteln die Konstrukteure aus. „Wir haben festgestellt, dass die Planungen von solchen Produktionsstraßen überhaupt nicht dem technischen Standard von heute entsprechen“, erklärt Werner Dürr, einer der Geschäftsführer von Ipo Plan.

Industrie 4.0 zum Anfassen

Das Zauberwort hierbei heißt „Industrie 4.0“ – eine Industrie, bei der die Produktionsabläufe automatisch vom Computer gesteuert werden: „Nur die Planung im Vorfeld läuft in vielen Fabriken noch analog mit Papier und Schreibstift ab.“ Dürr sitzt vor seinem Computer und präsentiert eine eben erst fertig gestellte Simulation einer neuen Autofabrik in Kalifornien (USA). Oben die Lüftungsanlagen und Autofließbänder, unten die Achsenfertigung und Sitzeanlieferung.

Früher war das viel schwieriger. Da wurde eine neue Halle auf Papier geplant und das notwendige Material in vielen verschiedenen Tabellen dargestellt. „Das hat bei der Planung dann oft zu Schwierigkeiten und Missverständnissen geführt, weil die Koordination der Planer schwierig war“, sagt Chef Werner Dürr.

Von digitalen Zwillingen

Jetzt kann er mit der Software alles im Vorfeld genau planen, jede Ecke des neuen Gebäudes anschauen, und damit Schwierigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten entdecken – noch bevor die echte Halle gebaut ist. Einen „digitalen Zwilling“ nennen die Leonberger Ingenieure ihre virtuelle Fabrik im Computer, die sie für Maschinen- und Automobilhersteller in der Region und auf der ganzen Welt erstellen.

Was aber ist nun die Aufgabe des kleinen Roboters? Das weiß Ingenieur Alexander Klyeisen, der ihn zusammen mit seinen Kollegen entwickelt hat. „Unser Ipo Eye hilft uns, die bestehende Fabrikanlage in den Computer reinzubekommen“, erklärt er. Die etwa 60 Mitarbeiter von Ipo Plan kümmern sich nicht nur um neue Fabriken, sie helfen auch dabei, bestehende Anlagen umzubauen und zu verbessern. Dafür müssen die Regale, Maschinen und Werkzeuge allerdings erst zuvor von einer Software erfasst werden.

Inspiration von der Spielkonsole

„Früher sind wir mit Papier und Bleistift losgezogen und haben alles von Hand ausgemessen“, erinnert sich Alexander Klyeisen. Diese Arbeit erledigt heute der Roboter, der durch die Flure der Fabrikhallen fährt und alle Objekte erfasst, die ihm vor die Linse kommen. Ipo Eye ist eine echte Innovation Leonberger Ingenieurskunst. Von Tiefensensoren von Spielekonsolen haben sich die Tüftler nämlich inspirieren lassen, und diese Technik erstmals im industriellen Kontext eingesetzt.

„Diese Tiefensensoren haben mehrere Vorteile“, erklärt Geschäftsführer Werner Dürr, „er ist viel schneller als herkömmliche Roboter, und vor allem müssen die Daten, die er produziert, nicht mehr umständlich bearbeitet werden.“ Nach dem Rundgang von Ipo Eye sehen Dürr und Klyeisen sofort auf ihrem Bildschirm die Fabrik, wie sie real existiert, und können mit der Planung loslegen.

Momentan sieht Ipo Eye allerdings keine Schrauben und Maschinen, im Flur seines Leonberger Büros findet er nur fünf Pokale. So viele Preise haben seine Entwickler mit ihm schon bekommen – darunter der „Cyber One Hightech Award“, der bedeutendste Technologie-Preis in Baden-Württemberg. „Solche Preise helfen uns als kleine Firma, bekannter zu werden“, sagt Dürr. Seit 2009 planen und tüfteln er und seine Kollegen schon in Leonberg. Und haben noch viele Ideen.