Da bleibt fast kein Auge trocken: Der Kabarettist Stephan Bauer begeistert mit seinem neuen Programm „Vor der Ehe wollt’ ich ewig leben“ im Spitalhof-Theater die Zuschauer. Dabei geht um wenige Höhen, aber umso mehr Tiefen.

Leonberg - „Mir geht’s nicht so gut, ich glaube, meine Frau hat einen anderen“, so stellte sich Stephan Bauer dem Publikum im ausverkauften Theater im Spitalhof am Dienstagabend vor, und markierte damit das universelle Thema seines neuen Programms „Vor der Ehe wollt’ ich ewig leben“. In namhaften Comedy-Shows im Fernsehen war und ist der 48-jährige gebürtige Niedersachse Stammgast, der bereits im Jahr 1992 seinen ersten Auftritt als Solokabarettist hatte.

 

Um die mentalen und physischen Erosionserscheinungen einer schon etwas länger dauernden Ehe geht es hier, mit wenigen Höhen, aber um so mehr Tiefen, Missverständnissen und Fehlentwicklungen. Nah beim Publikum ist Stephan Bauer, wenn er die Tragikomik seiner fiktiven Ehe aus der „persönlichen“ Erfahrung gnadenlos aufs Korn nimmt, unter allen Aspekten hingebungsvoll zerfleddert.

Schlank und fit – da hat der Ehemann keine Chance

Und ja – seine Frau hat einen anderen, Manuel, den strammen Trainer aus dem Fitnessstudio. „Ein Lediger ist eben schlank und fit, weil er noch auf dem Markt ist. Ein Verheirateter kennt sich im Kühlschrank besser aus.“ Da kann auch ein extremes Fitnesstraining mit Nahtod-Erfahrung nicht mehr helfen, es endet sehr schnell am Beatmungsgerät. Also ist körperlich überhaupt nichts mehr zu machen.

Aber es gibt ja die wissenschaftlich fundierte Paarforschung, die den Streit in der „konfliktorientierten Partnerschaft“ untersucht, und zu dem finalen Schluss kommt: Wer nach dem sexuellen „Gerangel“ oben liegt, muss spülen. Die Frage: Was ist besser, drei bis vier Mal die Woche oder doch lieber alle vier Jahre, etwa zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein während der Stimmenauszählung?, lässt Bauer schmunzelnd offen.

Flaute im Bett

Überhaupt der Sex: Zu Anfang noch die gewaltigste Motivation und sportlichste Herausforderung, verlässt sie den Mann im Laufe einer langen Ehe klammheimlich, ohne dass er dagegen viel ausrichten kann. „Frau“ hingegen schon, siehe oben. Denn: „Frauen gehen schlauer fremd“, stellt Stephan Bauer sardonisch fest, und der Mann will das auch nicht immer so genau wissen. Beim ihm hingegen stellt sich im Laufe des Alters zwar auch die bange Frage „Wie betrüge ich meine Frau – aber mit was?“ Hier hilft nur, in einschlägigen Netz-Portalen den eigenen Marktwert zu testen, was aber auch zu aberwitzigen Verirrungen führen kann, etwa wenn Mann an eine Deutschlehrerin gerät, die ständig an dessen Rechtschreibkünsten herummäkelt.

Solche Begebenheiten lotet Bauer genüsslich bis auf den Grund aus, spinnt sie bis ins letzte Detail weiter, und sorgt mit blitzartigen Wendungen und Verdrehungen für viele herzhafte Lacher. Salopp und leger lässt er auch Deftiges vom Stapel, aber auf diese Art wird es im Kontext nie vulgär. Kleine Episoden zwischendurch schildern die Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau, die an vielem schuld sind. Und was bleibt, wenn nach einem Umzug von Stuttgart nach Hamburg der Briefträger immer noch derselbe ist? „Versuchen Sie den Partner zu ertragen, es wird nicht besser“, „Die Ehe ist verlässlich. Es bleibt immer die selbe Person, die einen ablehnt“, und zum Schluss gibt Bauer folgende Weisheit mit auf den Weg: „ Wahre Liebe fordert nichts, und es kommt auch nichts zurück.“ Und „Wer hat zuhause etwas zu melden? Der, der alleine lebt“ ist sein Fazit für diesen vergnüglichen Abend, der auch trotz einiger treffsicherer Überspitzungen durchaus humorvoll-satirisch daherkam.