Das Rechnungsprüfungsamt hat die Arbeitsabläufe heftig kritisiert. Die Konsequenz: Neue Strukturen sollen mehr Effizienz bringen und Kosten sparen. Die Organisation wird jetzt vom Tiefbauamt gesteuert, der Fuhrpark schrittweise erneuert.

Leonberg - Der optische Eindruck hat Symbolcharakter: etwas ungeordnet kommt das Gelände des städtischen Baubetriebshofs daher. Gerade im hinteren Bereich hat sich im Lauf der Jahre allerlei Gerümpel angesammelt. Doch nicht nur Blech, Holz und Reifen von anno Tobak werden jetzt durchgeforstet. Die ganze Struktur der städtischen Serviceeinrichtung wird neu geordnet.

 

Und das scheint auch dringend nötig. Hatte doch das Rechnungsprüfungsamt dem Baubetriebshof vor mehr als anderthalb Jahren ein äußerst schlechtes Zeugnis ausgestellt: zu niedrige Verrechnungssätze hatten miese Zahlen zur Folge. Umständliche Verwaltungsstrukturen monierten die Prüfer. Rechnungen wurden viel zu lange bearbeitet und oft erst sehr spät verbucht.

Damit nicht genug: alte Fahrzeuge verursachen hohe Kosten, kritisierten die Kontrolleure damals. Mängel in der Arbeitsorganisation verursachten zusätzliche Kosten und unnötige Überstunden. Trotzdem wurden Pflegearbeiten für gut 140 000 Euro an Fremdfirmen vergeben.

Eine Menge an Arbeit für den Baubürgermeister

Viel Arbeit für den seinerzeit neuen Baubürgermeister Klaus Brenner, der Anfang 2013 seinen Dienst antrat. Der für den Bauhof verantwortliche Dezernent rief eine Arbeitsgruppe in Leben, die fast schon im Wortsinn jeden Stein umgedreht hat. Und jetzt ein neues Arbeitsmodell präsentiert.

Eine Hierarchieebene wurde gestrichen, der Bauhof steht künftig auf zwei Säulen. Der eine Bereich ist für die Instandhaltung zuständig, kümmert sich also um Gebäude, Verkehrszeichen, Schilder oder Geräte auf Spielplätzen. Das Sachgebiet Stadtbildpflege ist für das Aussehen der Stadt zuständig: Reinigungs- und Grünarbeiten, Gewässer, allgemeine Sauberkeit.

Beide Abteilungen kümmern sich um Auf- und Abbauten bei Veranstaltungen, etwa dem Pferdemarkt oder großen Festen.

Eine Arbeitsgruppe unter Federführung von Heike Hartmann vom städtischen Hauptamt hatte sich in den vergangenen Monaten die Zahlen und die Strukturen im Bauhof genau angeschaut. Das Ergebnis ist jetzt die gestraffte Organisation und ein mittelfristig anvisierter Personalabbau.

Rund 100 Mitarbeiter hatte der Baubetriebshof einmal gehabt. Eine Zahl, die sich vor allem an der Personalnotwendigkeit für den Winterdienst orientiert hatte. Im Sommer gibt es deutlich weniger zu tun. Entsprechend kam es teilweise zu skurrilen Situationen: Für jeden der sieben Friedhöfe im Stadtgebiet gab es eine Leitungsfunktion. Die Einsätze in der Stadt erfolgten quasi nach eigenem Gutdünken.

Künftig bekommen der Betriebsleiter Udo Sonntag und seine Mitarbeiter klare Aufträge von einem städtischen Amt, in der Regel vom Tiefbauamt, das die Einsätze koordiniert. Mittlerweile arbeiten 55 Männer beim Baubetriebshof. Die Schlosserei wurde bereits aufgelöst. Zehn Stellen sollen noch abgebaut werden. Aber per natürlicher Fluktuation, wie Brenner betont.

Fuhrpark wird ebenfalls überprüft

Positive Effekte soll auch eine Überprüfung des Fuhrparks bringen. Technisch längst überholte Spritfresser werden durch moderne Einsatzwagen ersetzt. Auch hier wird genau hingeschaut, was nötig ist und wo Kosten eingespart werden können. „Wichtig ist, dass es jetzt klare Strukturen gibt“, erklärt der Baubürgermeister.

Ob diese auch funktionieren, das sollen die kommenden Monate zeigen. Klar ist, dass der Winterdienst als eine Kernaufgabe des Bauhofs weiterhin in eigener Regie gemanagt wird. Klar ist zudem, dass eine völlige Aufgabe des Baubetriebshof nicht zur Debatte steht. Gerade im Bereich Auf- und Abbau bei Veranstaltungen bescheinigen Brenner und auch der Tiefbauamtsleiter Roger Roth den Leuten vom Bauhof eine gute wie kostengünstige Arbeit.

Kommentar

Richtig wie überfällig

Baubetriebshof
Die Restrukturierung ist dringend nötig. Leitung und

Mitarbeiter haben nun selbst in der Hand, wie es weitergeht.

Thomas K. Slotwinski

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie es früher im Bauhof zuging. Die vom Rechnungsprüfungsamt zusammengetragenen Fakten sprechen eine klare Sprache. Auch die Betroffenen selbst verhehlen nicht, dass ein durchorganisierter Betrieb anders aussieht.

So ist es ein richtiger, aber auch längst überfälliger Schritt, im städtischen Servicebetrieb mit dem sprichwörtlichen eisernen Besen durchzugehen. Wobei der so eisern gar nicht ist. Entlassungen wird es keine geben. Im Gegenteil: einige letztlich verzichtbare Positionen werden vorerst mit durchgeschleppt, um die Stelleninhaber nicht um ihren Job zu bringen.

Die Leute vom Bauhof haben es nun selbst in der Hand, zu zeigen, dass sie eine schlagfertige und kompetente Truppe sind. Denn nur wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, können unschöne Diskussionen wie die jetzige in Zukunft vermieden werden. Das sicherzustellen, ist vor allem eine Führungsaufgabe. Dem Tiefbauamt, das jetzt die Aufträge an den Bauhof koordiniert, wird dabei eine zentrale Rolle zufallen. Aber auch der Gemeinderat sollte genau hinschauen, wie es im Betrieb am Glemsufer weitergeht. Sollte das jetzige Konzept nicht greifen, dürfte eine Debatte um eine Privatisierung der Bauhof-Aufgaben schwerlich zu vermeiden sein.