Der Rundgang durch Leonberg mit dem Baubürgermeister Klaus Brenner führt die Teilnehmer zu den großen Baustellen. Die werden in den kommenden Jahren das Stadtbild stark verändern.

Leonberg - Wie sich das Gesicht der Stadt in den nächsten Jahren verändern wird, interessiert die Bürger sehr. Mehr als 50 Interessierte haben am Stadtspaziergang mit dem Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner und den Mitarbeitern des städtischen Bauamtes teilgenommen. Die Route führte zu den wichtigsten Baustellen des Stadtumbaus. 1. Neues Rathaus Vergangene Woche sind die Entwürfe der sechs Architekten-Bietergemeinschaften für das neue Rathaus eingegangen. Nach der europaweiten Ausschreibung werden diese nun im Sommer bewertet und bis zum Jahresende wird der Entwurf ausgewählt, der verwirklicht wird.

 

Baubeginn ist 2015, und 2017 soll dann die Verwaltung in das zentrale Rathaus einziehen. Erst dann werden das heutige Neue Rathaus abgebrochen und der Vorplatz gestaltet. „Das Rathaus wird nicht direkt an der Straße, aber auch nicht zu weit hinten stehen, die Römergalerie-Kante wird auch für den Vorplatz gelten“, erläuterte Klaus Brenner. Wegen des Sportzentrums und der Schulen bleibt auch die Unterführung unter der Eltinger Straße bestehen.

Nicht alle Teilnehmer, die sich beim Rundgang für die Baustellen interessierten, zeigten sich von einem neuen Rathaus begeistert. „Das Gebäude des ehemaligen Landratsamtes, das später zum Rathaus wurde, ist ein gelungenes Beispiel der Architektur jener Zeit“, meinte die Kunsthistorikerin Margot Dongus. „Dieses Rathaus abzureißen, heißt Volksvermögen zu vernichten“, sagte sie. 2. Sportzentrum Der Baubürgermeister Brenner, der ins Amt kam, als die Arbeiten in vollem Gange waren, lobte die Sanierung des Sportzentrums mit dem Hallenbad als gelungen. Bei einem Umbau tue es gut, wenn man das Alte nicht völlig negiere und trotzdem neue Materialen dazu hole. „Städtebaulich ist es sinnvoll, nicht alles an der Stadtachse auszurichten, Freiraum tut auch gut“, so sein Urteil. „Wenn die neue Sauna fertig ist, dann können wir uns noch immer Gedanken machen, wie mit der Stadtachse umgegangen wird“, so seine Empfehlung. Auf dem Weg zur nächsten Station machte er noch Halt gegenüber des Seedamm-Centers. „Die verwinkelte und unruhige Führung der Fußgänger in diesem Bereich wird später der Brückenschlag von der Bebauung Stadtmitte zur Altstadt beheben“, so seine Vision. 3. Grabenstraße Hier sind die Arbeiten in vollem Gange. „Am Hirschbrunnenplatz wird die Verkehrsinsel herausgenommen, damit schaffen wir Offenheit. So wird nicht nur der Verkehrsfluss verbessert, sondern auch die Sicht auf die Altstadt“, sagte Brenner. Etwas mehr als vier Monate werde die gesamte Baustelle dauern und rund 1,5 Millionen Euro kosten, erläuterte Roger Roth, der Leiter des Tiefbauamtes.

Sechs Wochen lang werde das Nadelöhr Grabenstraße ganz gesperrt, trotzdem sei die Altstadt immer erreichbar, so Roth. Gearbeitet werde auch samstags, damit Mitte Oktober alles über die Bühne gegangen ist. Mit dabei hatte Roth auch ein Muster des hellen Betonpflastersteins für die Gehwege auf beiden Seiten. Dafür wird der Querschnitt der Straße verringert. „Die Gehwege werden Fußgänger und Radfahrer gemeinsam nutzen“, so Roth. Zum Pflaster meinte Brenner: „Das muss klar signalisieren: Hier kommt etwas besonderes, hier komme ich in die Altstadt, deshalb muss es mit den Materialien der Altstadt korrespondieren.“ 4. Marktplatz „Die Schranke ist ja weg!“, so die erste Reaktion der meisten Teilnehmer beim Rundgang. Der historische Marktplatz soll schöner werden. „Wir wollen Durchgängigkeit schaffen und die Trennung in einen unteren und oberen Bereich abschaffen“, so Brenner. Dazu gehöre auch, die Außengastronomie auf der östlichen Seite des Platzes vom Domizil an bis zum Eiscafé Stefanello so zu ordnen, dass daneben eine vorschriftsmäßige Feuergasse entsteht. Über diese werden in den Sommerferien, wenn die Grabenstraße wegen Bauarbeiten gesperrt ist, auch die Busse fahren. Während dieser Bauzeit fallen die fünf Parkplätze vor der Volksbank weg.

Das sind erste Änderungen, mit denen in den kommenden Monaten der Marktplatz umgestaltet wird. „Der muss dringend entrümpelt werden,“ beschrieb der Baubürgermeister die Situation vor Ort. Insgesamt 200 000 Euro sind im Haushalt eingestellt, um dem Marktplatz ein freundlicheres Erscheinungsbild zu verpassen. „Vergessen Sie nicht, etwas gegen das holprige Pflaster zu tun“, wurde Brenner von mehreren Rundgang-Teilnehmern aufgefordert. „Das Alte Rathaus muss auch in Zukunft entsprechend seiner historischen Bedeutung genutzt werden“, war eine weitere Forderung an Brenner. 5. Der Brückenschlag Ein Teil des Stadtumbaus Mitte ist auch der Brückenschlag, der in Zukunft vom Post-Areal aus über den Eltinger Fußweg die Stadtmitte mit der Altstadt verbinden soll. „Der wird die Vernetzung verstärken und die Menschen müssen nicht hoch und runter laufen, wenn sie von der Stadtmitte in die Altstadt und umgekehrt wollen“, so Brenner. Um das zu erreichen, müssen am Fuße der Altstadt auch einige Häuser abgebrochen werden. „Die sind alle im Besitz der Stadt“, erläuterte der Baubürgermeister. 6./7. Layher-Areal „Qualität, Qualität, Qualität.“ Dies waren die Hauptforderungen der Teilnehmer, als die Gruppe am ehemaligen Bausparkassen-Areal ankam und sich die Gespräche um die Layher-Bebauung drehten. „Das war auch die Forderung des Gemeinderates in seiner jüngsten Sitzung“, sagte Klaus Brenner. Eine homogene Bebauung bringe aber auch Ruhe in ein sonst sehr unruhiges Quartier, machte er deutlich, als die Gruppe vom Törlensweg in Richtung Stadtmitte blickte. Bei der Fassaden- und Dachgestaltung würden hohe Maßstäbe angesetzt. „Niemand wird von der Altstadt auf eine Kiesdecke schauen“, versprach der Baubürgermeister.

Ein großer Gewinn für die Stadt seien die rund 6000 Quadratmeter Grünfläche, die entlang der Bahnhofstraße entstehen, zeigte sich Brenner zufrieden. „Natürlich werden auch wir nicht umhin kommen, später in die Qualität der Bahnhofstraße zu investieren“, sagte der Baubürgermeister.

Lob gab es von Brenner dafür , dass Layher den natürlichen Hangverlauf einhalten will. Auch bei der Straßengestaltung werde Wert auf eine hohe Aufenthaltsqualität gelegt. „Die Planer haben hier mehr als einen einfachen Asphalt-Ring eingezeichnet“, formulierte es Brenner überspitzt. „Das gesamte Areal ist auch für den Investor eine hochwertige Lage, also sind alle an Qualität interessiert“, meinte er und gab den Skeptikern Folgendes mit auf den Heimweg: „Man muss auch tolerieren, was andere machen.“ Zum Zeitplan hieß es: Ist das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen, kann Layher Anfang 2015 mit dem Bau beginnen.