Mit der Änderung des Flächennutzungsplans bringt die Politik die Entwicklung am Längenbühl entscheidend voran. Hier soll kein „Schrott“ entstehen, sondern hochwertige Betriebe, womöglich ein Tagungshotel, in einer attraktiven Umgebung.

Leonberg - Tagungen und Kongresse mit Blick auf die Wasserbachaue. Werkstätten in moderner Umgebung. Freiflächen mit viel Grün. So stellt sich die Stadt das künftige Gewerbegebiet Am Längenbühl vor. „Ein hochwertiges Gebiet, kein Schrott“, brachte es jetzt Daniel Molzberger vom Planungsamt auf den Punkt. Gemeinsam mit dem Amtsleiter Peter Mauch und seinem Kollegen Norbert Geissel stellte er das Projekt im städtischen Planungsausschuss vor.

 

Und dass die Visionen von der neuen Leonberger Gewerbewelt in der Tat alles andere als Schrott sind, das sahen auch die Kommunalpolitiker so. Für den Entwurf gab es parteiübergreifend großes Lob. Dass dennoch nicht einstimmig die 11,7 Hektar große Fläche beschlossen wurde, das hatte am Ende vor allem politische Gründe.

Deutliche Mehrheit für neues Gewerbegebiet

Die Mehrheit war dennoch deutlich: Mit neun Ja- und zwei Nein-Stimmen wurde bei zwei Enthaltungen eine Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt beschlossen. Dieser formale Akt war nötig, weil das Gebiet am Westanschluss bisher aus Feldern besteht. Gleichzeitig wurde das bisherige Plangebiet Schertlenswald bei Gebersheim an der Stadtgrenze zu Rutesheim wieder zu Ackerland erklärt. Ein Gewerbegebiet dort wäre zu teuer.

Dass in der Stadt am Engelberg Gewerbeflächen ein knappes Gut sind, ist unbestritten. Nur 70 Hektar gibt es im ganzen Stadtgebiet. Im Vergleich zu allen anderen Großen Kreisstädten in der Region liegt Leonberg weit hinten.

Die Nachfrage ist allerdings sehr viel größer. Einen weiteren Bedarf von rund 20 Hektar bis zum Jahr 2020 hatte vor fünf Jahren ein Gutachterbüro ermittelt. Eine aktuelle Umfrage der Stadt unter heimischen Betrieben hat einen sofortigen Bedarf von knapp 16 Hektar ermittelt.

Umso eindringlicher warb der städtische Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer im Planungsausschuss um Zustimmung für das neue Gebiet. „Durch fehlende Grundstücke haben wir zu wenige Unternehmen in der Stadt“, erklärte er. „Dadurch hat Leonberg nach Kornwestheim den höchsten Auspendleranteil in der Region.“ Ein Umstand, der schleichend die Rolle der Stadt als Mittelzentrum und Wirtschaftsstandort gefährde.

Auch der Oberbürgermeister wies auf nicht wenige Unternehmen hin, die sich aus Platzmangel anderweitig angesiedelt hätten: „Fahren Sie mal nach Rutesheim, Renningen oder Heimsheim. Da finden Sie Leonberger Firmen, die genau deswegen umgezogen sind.“ Bernhard Schuler verglich die Gewerbegebietsthematik mit dem alltäglichen Einkauf: „Wenn Sie dreimal in einem Supermarkt nichts gefunden haben, dann gehen Sie in den nächsten. Und wir haben momentan nichts im Regal.“

Doch das Regal soll sich bald füllen. Längenbühl ist nicht als klassisches Industriegebiet konzipiert, sondern als Produktions- und Innovationsstätte mit hohem Anspruch. Ein Kongresshotel könnte dort entstehen, genau wie Büros für Ingenieure oder andere Kreative. Handwerksbetrieben hätten dort zeitgemäße wie verkehrsgünstig gelegene Werkstätten.

Ein Kongresshotel, Kreative und ein Logistiker

Eben wegen der Autobahnnähe wäre dort auch ein Logistikunternehmen gut aufgehoben, meinte der Stadtplaner Molzberger. Von diesen gäbe es mittlerweile auch hochwertige Varianten. Und unter einer großen Stromoberleitung, die aus Sicherheitsgründen nicht unterbaut werden darf, gäbe es ausreichend Parkraum.

Bei einem Gefälle von 19 Metern soll sich eine grüne Böschungsfläche durchs Gelände ziehen. Bäume und Wiesen, so ist es geplant, betonen den naturnahen Charakter. Für das gesamte Gelände gibt es nur eine Zufahrt, von der Brennerstraße aus. Im Innern ist die Straße ringförmig angelegt. Erweiterungsmöglichkeiten gibt es allerdings nicht. Die Autobahn, die Brennerstraße, die Oberleitung und der Wasserbach sind vorgegebene Grenzen.

Jörg Langer von den Freien Wählern, der die Pläne schon seit Jahren mit großer Skepsis verfolgt, hatte auch im Ausschuss etliche kritische Fragen. Der hauptberufliche Landwirt sorgt sich, dass für die Fahrzeuge seiner Kollegen dann nicht mehr ausreichend Platz ist. Für Handwerksbetriebe sei Längenbühl schlicht ungeeignet.

Auch beim Lärmschutz sieht Langer Probleme. Schließlich liege der Gewerbebereich in einem Heilquellengebiet. Trotz der stattlichen Bedenkenliste sieht sich der Freie Wähler nicht als Nein-Sager: „Ich möchte das Ganze konstruktiv begleiten.“

Weniger Probleme hatte Gerhard Schwarz von der CDU: „Die Planung ist sehr gut. Jetzt müssen wir so schnell wie möglich etwas anbieten.“ Auch Dieter Maurmaier (FDP) war angetan. Wolfgang Schönleber (SPD) bemängelte, dass trotz des neuen Gebietes weitere Flächen nötig seien. Birgit Suckut von den Grünen hingegen bezweifelte, dass die Flächennot „wirklich so dramatisch ist“. Die SPD-Fraktionschefin Christa Weiß bedauerte, dass Schertlenswald nun wieder Ackerland ist: „Das war unsere Lieblingsfläche.“

Schließt sich der Gemeinderat am Dienstag dem positiven Votum des Ausschusses an, so haben bis zum April die Archäologen am Längenbühl das Sagen. Sie untersuchen den Untergrund nach historischen Funden. Dann rollen die Bagger.