Die früheren Deponien werden saniert. In Böblingen sind die Arbeiten fast beendet, in Sindelfingen sind sie in vollem Gange. In Warmbronn wird erst 2018 gestartet. Die alte Erddeponie in Malmsheim soll ein Naturparadies werden.

Leonberg - Sie war die letzte der drei Kreismülldeponien, die geschlossen wurde. 1999, als das Restmüllheizkraftwerk in Böblingen in Betrieb ging, hatte der Standort auf dem Rübenloch bei Leonberg ausgedient. Doch damit ist die Geschichte der Deponie noch nicht beendet. Im Gegenteil: sie erhält bald ein neues Kapitel. Von 2018 an sollen zehn bis 14 des 26 Hektar großen Geländes für zehn Millionen Euro abgedichtet werden.

 

Nach und nach saniert der Landkreis Böblingen die früheren Müllhalden, die nach dem zweiten Weltkrieg angelegt worden waren. „Aus den Augen aus dem Sinn“ schien damals das Motto bei der Müllbeseitigung gewesen zu sein. Der Abfall kam auf die Deponie und fertig. Für heutige Verhältnisse ein zu sorgloser Umgang, dessen Folgen zu beseitigen noch bis Mitte dieses Jahrhunderts benötigen wird.

Erst im vergangenen Jahr etwa hatte die Stadt Leonberg, der das Gelände gehört, den Pachtvertrag mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb, der dort weiterhin eine Sortieranlage, einen Häckselplatz und eine Schadstoffannahmestelle betreibt, bis zum Jahr 2048 verlängert. So lange wird es vermutlich dauern, bis das Gelände schadstofffrei ist. Das Ganze verläuft in verschiedenen Stufen. In Böblingen beispielsweise ist die Abdichtung der Deponie fast abgeschlossen. Was dabei genau gemacht wird, kann derzeit in Sindelfingen beobachtet werden. Der Abfallberg zeigt zurzeit die verschiedenen Stadien der Abdichtung und beginnenden Rekultivierung. Hier ein begrünter Streifen, an dem erst nächstes Jahr gearbeitet wird, nebenan einer, an dem gerade der Boden mit schweren Raupen verdichtet wird, an anderen Stellen sieht man noch die schwarze Folie unter einem weißen Vlies und einer Schicht feinem Schotter hervorlugen. An einer anderen Stelle wird schon Erde darauf verteilt.

Die Stilllegung der Deponien scheint eine Wissenschaft für sich zu sein, wenn man Thomas Schweizer zuhört. Der Umweltschutzingenieur ist der Projektleiter für die Abdichtung und Rekultivierung der drei ehemaligen Mülldeponien im Kreis Böblingen. Die verschieden starken Schichten des am Ende mehr als drei Meter mächtigen Aufbaus haben bestimmte Funktionen.

Im Endeffekt aber dienen sie alle dazu, dass kein Wasser mehr in den Müllberg eindringen kann. Diesen vergleicht Schweizer gern mit einem Reaktor, in dem die organischen Abfälle aus den Haushalten arbeiten, sich Sickerwasser und Deponiegas bildet. Selbst Jahre nach der letzten Mülllieferung. In Leonberg ist diese jetzt 15 Jahre her. Sindelfingen wurde bereits zwei Jahre zuvor geschlossen. Doch erst im Jahr 2007 gab es die ersten Überlegungen zur Rekultivierung von 14 der insgesamt 27 Hektar des Deponiegeländes.

Die Natur hatte sich einen Teil des Areals zurückerobert, weshalb auch eine artenschutzrechtliche Prüfung erfolgt sei, so Schweizer. Auf dem Müllgelände fühlten sich zum Beispiel Zauneidechsen und Neuntöter wohl. Für sie seien Ersatzlebensräume in der Nähe geschaffen worden, erklärt der 52-Jährige. Bis schließlich die schweren Raupen anrückten, vergingen noch einmal fünf Jahre. 2012 wurde mit der Oberflächenabdichtung begonnen.

Das entstehende Deponiegas wiederum wird gesammelt und an die Stadtwerke Sindelfingen abgegeben, in Strom umgewandelt und die dabei entstehende Abwärme zum Heizen des Wassers im Badezentrum genutzt. „Das Gas wird sinnvoll genutzt“, betont Schweizer. Das Deponiegas ist mit ein Grund, weshalb der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises nichts von einem Aussichtspunkt auf dem Deponiegelände hält. „Bei einer bestimmten Konzentration aber ist das Gas explosionsfähig“, erklärt Thomas Schweizer. Dabei hätte man in einer Höhe von 548 Metern einen guten Blick auf die Stadt. Ähnlich wie in Leonberg. Allerdings ist der sogenannte „Eltinger Blick“ zugänglich, den die Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen angelegt hat.

Bis Ende des nächsten Jahres sollen die Arbeiten in Sindelfingen erledigt sein. Der Zeitplan geht nur auf, wenn das Wetter mitspielt. Im Jahr 2016 sollen die Nacharbeiten beginnen. Mit Nebenkosten und mit den Ausgaben für die Rekultivierung kommt der Schutzmantel für den Sindelfinger Müllberg auf rund 6,4 Millionen Euro. Sind die Arbeiten in Sindelfingen erledigt, kann sich Schweizer an die Arbeit auf der Leonberger Deponie machen.

Keine Mülldeponie, sondern eine für Erde gab es in Malmsheim. Diese Deponie wurde 2013 geschlossen. Inzwischen ist hier eine aufwendige Renaturierung geplant. Es soll ein schöner Landschafts- und Naturpark entstehen, ein Aussichtspunkt für Spaziergänger mit einem Bänkchen, zudem kommen Biotope mit Rückzugsmöglichkeiten für gefährdete Arten. Rund 750 Meter Fußwege werden angelegt. Insgesamt gibt der Landkreis hier 250 000 Euro aus, um ein Naherholungsgebiet auf der ehemaligen Halde für Erde zu schaffen. Im Renninger Gemeinderat und im Kreistag wurden die Pläne dafür schon vorgestellt, und sind auf viel Lob gestoßen.