Das Blockheizkraftwerk unter dem Schulzentrum arbeitet umweltfreundlich mit Kraft-Wärme-Kopplung. Die drei Motoren müssen ohnehin in etwa zwei Jahren ausgewechselt werden.

Leonberg - Wer den Keller der Gerhart-Hauptmann-Schule durch den Eingang an der Straße betritt, dem wir sehr schnell warm. Keiner Wunder, ist doch dort unter der Schule ein Blockheizkraftwerk untergebracht. Seit nunmehr 18 Jahren versorgt es die GHR, das Albert-Schweitzer- und das Johannes-Kepler-Gymnasium, die Schellingschule, die Georgii-Halle sowie das Neue Rathaus mit Wärme. Zudem wird der erzeugte Strom in das Stromnetz eingespeist.

 

In zwei Jahren müssen die drei Motoren ersetzt werden

In etwa zwei Jahren müssen die Motoren im Blockheizkraftwerk durch neue ersetzt werden. Der SPD-Gemeinderat und Energie-Experte Rüdiger Beising kann sich gut vorstellen, dabei das kleine Kraftwerk zu erweitern und die geplanten Wohnhäuser auf dem früheren Bausparkassenareal gleich mit zu versorgen. „Das sind keine 150 Meter Entfernung und es wäre relativ günstig umzusetzen“, erklärt Beising. Deshalb hat er noch vor der Sommerpause einen interfraktionellen Antrag im Gemeinderat eingebracht. Die Stadtverwaltung soll überprüfen, ob und wie sich die dort bestehende Nahwärmeversorgung erweitern lässt. Zudem muss in dieser Sache mit der Firma Layher geredet werden, die die Häuser dort baut.

Laut Rüdiger Beising sprechen viele Gründe für seine Idee. Zum einen muss das Blockheizkraftwerk sowieso erneuert werden, wofür es auch einen Zuschuss der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gebe. „Vor 18 Jahren hat man schon weiter gedacht, der Platz für einen vierten Motor ist bereits vorgesehen“, erklärt der Gemeinderat bei einem Rundgang durch die Anlage. Der Rathaus-Neubau, der im Frühjahr 2017 stehen soll, werde ohnehin weniger Energie verbrauchen, weshalb dann ein Überschuss da sei.

Aber auch für die Firma Layher sei dieses Modell interessant. Denn für Neubauten gilt die Regelung, dass sie zu 20 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden müssen. Dies könnte der Investor beispielsweise durch Solaranlagen auf dem Dach sicherstellen oder eine Holzpellet-Heizung. Möglich ist aber auch der Anschluss an das Blockheizkraftwerk, da dieses mit einer Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet. Diese Variante ist als Ersatz erlaubt. „Das ist der Vorteil, wenn man Strom- und Wärmeerzeugung zusammennimmt. Da hat man einen Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent“, erklärt der SPD-Gemeinderat. Das heißt, dass nur zehn Prozent als Abwärme verloren gehen.

Das kleine Kraftwerk in der Gerhart-Hauptmann-Realschule ist eines von vieren, die im Besitz der Stadt sind und von den Stadtwerken betrieben werden. Die anderen befinden sich im Sportzentrum, in Gebersheim (Grundschule und Kindergarten) sowie in der Kläranlage (Faulgas). Ein weiteres in der Ostertag-Realschule wurde an einen privaten Investor verkauft. Zudem gibt es ein privates Blockheizkraftwerk in den Hochhäusern am Leo-Center und ein Erdgaskraftwerk im Gewerbegebiet Riedwiesen.

Steuerung des Kraftwerks über ein Zimmer im Rathaus

Das Kraftwerk für das Schulzentrum wird im Rathaus gesteuert, genauer gesagt bei Peter Strauss vom Gebäudemanagement. „Wenn den Mitarbeitern im Rathaus kalt ist, kann ich von meinem Büro aus ganz einfach das Kraftwerk hochfahren, auch in den Ferien“, sagt er mit Blick auf das trübe Wetter im Sommer. Aber auch Störungen meldet das System sofort. Die Erneuerung der Motoren ist bereits in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt festgeschrieben. „Ein Motor kostet etwa 350 000 Euro. Das kommt aber auf die Größe an“, erklärt Strauss. Die bisherigen Motoren erzeugen jeweils eine elektrische Leistung von 50 Kilowatt und eine thermische von 100 Kilowatt. Der Strom, den diese erzeugen, wird größtenteils selbst verbraucht in den Schulen und im Rathaus. „In schwachen Zeiten speisen wir ins Netz der EnBW ein“, erklärt der Gebäudemanager.

Der Traum der beiden Energie-Experten geht aber noch weiter. „Es gibt die Idee, alle Blockheizkraftwerke im Land zusammenzuschalten. Wenn man alle gemeinsam steuern kann, sind 1000 kleine genauso stark wie ein großes Kraftwerk“, sagt Rüdiger Beising. Dazu müssten sie aber intelligent in einer Zentrale gesteuert werden. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Der Stadtrat hofft, dass sein Anliegen schnell überprüft wird. „Dieses Jahr sollte noch klar sein, was man macht“, sagt Beising.