Deutlich ist die Kritik des CDU-Kreisverbandes am geplanten Windrad beim Frauenkreuz ausgefallen. Dem widerspricht nun der Grünen-Abgeordnete Bernd Murschel. Und auch Vize-Landrat Wolf Eisenmann sagt: „Bislang gibt es kein Kriterium, das den Standort zu Fall bringt.“

Leonberg - Deutlich ist die Kritik des CDU-Kreisverbandes am geplanten Windrad beim Frauenkreuz ausgefallen. Wie berichtet, hat der Energie-Experte der Union, Hansjörg Jung, zahlreiche Bedenken angeführt, vom Naturschutz bis zum Eiswurf durch das geplante Windrad. Dem widerspricht nun der Grünen-Abgeordnete und Stadtrat Bernd Murschel. Und auch Vize-Landrat Wolf Eisenmann sagt: „Bislang gibt es kein Kriterium, das den Standort zu Fall bringt.“ Für Mitte November kündigt Eisenmann erste Ergebnisse der Windmessungen an. Dann könne man auch prognostizieren, ob man die Anlage wirtschaftlich betreiben könne.

 

Mehrere Argumente hatte Hansjörg Jung aufgeführt. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Energie im CDU-Kreisverband sieht vor allem beim Tierschutz Probleme, etwa bei Flugrouten von Fledermäusen und Greifvögeln. Dabei ist ihm der örtliche Naturschutzverbund BUND zur Seite gesprungen, der einen Rotmilan mit seinem Horst in unmittelbarer Nähe des geplanten Rotoren gesichtet haben will.

Bernd Murschel wirft der CDU nun seinerseits vor, unseriös zu argumentieren. „Die Windkraftanlage in Leonberg schon vor Kenntnis der Untersuchungen schlecht zu reden, behindert die Energiewende“, erklärt der Grünen-Politiker, der auch Fraktionschef der Gabl-Liste im Gemeinderat ist. Und die Kritik am Windatlas des Landes sei „völlig verfehlt“, findet er. Dabei gehe es nicht um Wirtschaftlichkeit, sondern nur um Windgeschwindigkeiten. Ab 5,5 Metern pro Sekunde sei ein Windrad profitabel.

Murschel: Greifvögel sind kein K.O.-Kriterium

Vor allem die sogenannte „Windhöfigkeit“, also die Frage, wie ertragreich eine Anlage an dieser Stelle wäre, und die ökologischen Auswirkungen müssten gründlich untersucht werden. „Genau daran arbeitet das Landratsamt Böblingen“, erklärt Murschel. Allerdings sei es kein K.O.-Kriterium, wenn Greifvögel im Bereich des Windrades auftauchten: „Dazu wären ausgewiesene Vogelzuglinien notwendig.“

Dies sieht auch Wolf Eisenmann so, der Erste Landesbeamte. Der 66-Jährige treibt mit großem Einsatz das Windrad voran. „Etwas Herzblut ist schon dabei“, räumt er im Gespräch mit dieser Zeitung ein. Einmal lobt er die Arbeit von Hansjörg Jung. „Er hat alles aufgezeigt, was problematisch sein könnte“, erklärt Eisenmann. Das sei auch richtig, allerdings dürfe man nicht nur Bedenken auflisten. „Wenn er sagt, dass in Australien der Abstand zu Wohnhäusern zehn Kilometer betragen müsse, dann könnten wir in Deutschland kein einziges Windrad bauen“, sagt er.

Was den Natur- und Artenschutz angehe, so prüfe man genau dieses in einem anderthalbjährigen Verfahren. „Auch der BUND hat eingeräumt, dass der Rotmilan nicht innerhalb eines Ein-Kilometer-Radius’ seinen Horst aufgestellt hat“, sagt der Vize-Landrat. Das wäre dann in der Tat ein K.O.-Kriterium gewesen. Der Rotmilan brüte aber weiter entfernt. Auch die anderen Einwände der CDU will Eisenmann nicht gelten lassen. Etwa die Frage, ob die 900 Liter Getriebeöl einen Brand auslösen könnten. „Bei den 27 000 Windrädern in Deutschland ist kein einziger Fall bekannt, in dem das passiert ist“, sagt der Kreispolitiker dazu.

Eisenmann: Alle Fragen sind lösbar

Alle übrigen Fragen würden ausführlich geprüft. Etwa auch die, ob auf das Hotel Glemseck zu viel Schatten fallen könnte. Eisenmanns Fazit: „Bislang ist noch kein Kriterium aufgetaucht, dass gegen ein Windrad spricht.“ Die Fragen der CDU seien zwar berechtigt, aber letztlich allesamt lösbar. Man müsse der Energiewende Rechnung tragen und Alternativen zur Atomkraft schaffen, auch wenn der Kreis Böblingen eher am Rande des Gebietes mit viel Windkapazität liege.

Allerdings betont Eisenmann erneut, dass das Windrad wirtschaftlich betrieben werde müsse. „Einen Verlustbringer will niemand“, macht er klar. Da liege er ganz auf der Linie der CDU. Mitte November sollen die ersten Messdaten über ein halbes Jahr hinweg vorliegen. Diese Zahlen sollen dann von Experten auf das ganze Jahr hochgerechnet werden. Schließlich müssten auch der Lauf der Jahreszeiten und zufällige Schwankungen berücksichtigt werden, „Dann können wir eine erste Tendenz feststellen, ob das Frauenkreuz geeignet ist“, erklärt Wolf Eisenmann zum Verfahren.

Mit dem Oberbürgermeister Bernhard Schuler sei vereinbart, dann Ende November erneut eine Infoveranstaltung in Leonberg abzuhalten, bei der dann die Bürger ausführlich zu Wort kommen sollen.