Der Mann ging der Polizei ins Netz, weil sein Bruder mit einem gefälschten Führerschein unterwegs war.

Leonberg - Ein Mann aus Aalen ist am Leonberger Schöffengericht zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Der 39-Jährige wurde bei einer Verkehrskontrolle mit einem knappen Kilogramm Haschisch im Kofferraum erwischt. Das Gericht sprach von einem „ungewöhnlichen Angeklagten“, der ohne einschlägige Vorstrafen eine kriminelle Karriere „von Null auf 100“ hingelegt hatte.

 

Die Sache sei „dumm gelaufen“ für den angeklagten Aalener, befand der Richter Armin Blattner in der Verhandlung, der auch dessen Familie und zahlreiche Freunde beiwohnten. Denn es war ein gefälschter bulgarischer Führerschein seines Bruders, der die Polizei bei der Verkehrskontrolle im November vor einem Jahr stutzig machte und schließlich in einer Autodurchsuchung auf dem Mitfahrer-Parkplatz in Rutesheim endete. Bei dieser fanden die Beamten fünf Haschischplatten mit einem Gewicht von insgesamt einem knappen Kilogramm, die unter dem Ersatzrad im Kofferraum versteckt waren.

Und weil sich in seiner auf der Rückbank des Autos abgelegten Jacke auch noch Pfefferspray befand, lautete die Anklage auf unerlaubten bewaffneten Handel mit und Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. „Auch wenn es nur Pfefferspray war, kann dieses eben auch ein gefährliches Werkzeug sein“, sagte Richter Blattner, der aber auf einen minderschweren Fall erkannte. Andererseits handele es sich bei den Drogen um eine erhebliche Menge.

Der Gebrauchtwagenhändler ließ zuvor über seinen Anwalt verlesen, dass er den Vorwurf des Drogenbesitzes und -handels einräumt. Demnach habe er das Haschisch für sich erworben, einen Teil wollte er aber auch weiterverkaufen, um seine Drogensucht zu finanzieren. „Die Trennung von meiner Frau hat mich sehr mitgenommen“, erklärte der Mann, der sich innerhalb von nur wenigen Monaten in einen regelrechten Dauerrausch „rauchte“. „Am Ende waren es drei bis vier Joints am Tag.“

Die Drogen hatte der 39-Jährige im Elsass besorgt, konkrete Angaben machte er nicht. Das Pfefferspray wollte er aber nicht bewusst bei sich mitgeführt haben. „Ich habe einen Bullterrier und das Spray nehme ich mit, falls er sich mit einem anderen Hund verbeißt“, beteuerte er. Bereits bei der Verkehrskontrolle hatte der Angeklagte die volle Schuld auf sich genommen. „Er sagte, dass sein jüngerer Bruder nichts mit der Sache zu tun hat“, schilderte ein Polizeibeamter, der von einem kooperativen Delinquenten sprach.

Damals wurden die beiden zum Revier nach Leonberg gebracht. Später übernahm die Kripo, bevor der 39-Jährige in die Untersuchungshaft kam. Parallel dazu durchsuchten die Beamten seine Wohnung in Aalen, wo sie neben Cannabis-Pflanzen auch noch 25 Gramm Marihuana fanden. Seinen beiden Anwälten war der Vorwurf des bewaffneten Drogenhandels übel aufgestoßen. „Da wird aus einem Verbrechen ein schweres Verbrechen gemacht!“, polterte einer von ihnen. Folglich hielten sie eine Freiheitsstrafe von unter zwei Jahren für ausreichend – allerdings ausgesetzt zur Bewährung, weil der 39-Jährige bis auf eine falsche Verdächtigung nicht vorbestraft war. Außerdem bekräftigten sie, dass er bereit sei, eine Therapie gegen seine Sucht aufzunehmen, und nach der Haftentlassung habe er auch eine Festanstellung als Vollzeitkraft in einem Imbiss sicher.

Richter Blattner sagte: „Das ist nicht der Regelfall, dass jemand, der nicht vorbestraft ist, gleich mit einer solchen Menge erwischt wird.“ Trotz der Gefängnisstrafe fand er einige aufmunternde Worte für den Verurteilten. „Seien Sie froh, dass Sie jetzt erwischt wurden“, sagte er. „Denn was noch passiert wäre, wenn Sie so weiter konsumiert hätten, das weiß keiner.“