Wegen der hohen Temperaturen und der Trockenheit hat das Sommergetreide richtig Stress und reift schneller. Deshalb müssen die Landwirte zwei Wochen früher als üblich dreschen. Die Ernte fällt dementsprechend deutlich geringer aus.

Leonberg - Einen Termin bei Jörg Langer zu bekommen, ist in diesen Tagen eine unsichere Sache. Als Lohndrescher, der bei anderen Landwirten die Getreideernte einfährt, muss der Kartoffelbauer immer auf Abruf bereitstehen. Wird der richtige Zeitpunkt verpasst und sind die Körner zu nass, geht das ins Geld. „Dann müssen Trockenkosten bezahlt werden“, so Langer.

 

Axel Röckle steht am Rande eines Haferfeldes und prüft die Körner. „Die sind noch zu feucht, da kann der Mähdrescher nicht einfahren“, sagt der Eltinger Nebenerwerbslandwirt und ruft bei Jörg Langer an. Das Warten kann noch einige Stunden, aber auch noch Tage dauern.

„Wir sind da völlig abhängig vom Wetter, wenn gute Qualität geliefert werden soll“, so Röckle. Das empfindliche Getreide lasse nachts, wenn es abkühle, die Feuchtigkeit in den Halmen hochsteigen. „Zudem hat es vor ein paar Tagen ganz brauchbar geregnet“, erinnert Röckle. „Überall weg ist schon die Wintergerste“, sagt er. Die dient als Tierfutter und hat einen höheren Ertrag. „Bei der Braugerste für Bier fängst der Drusch erst an“, weiß Röckle.

Plötzlich optimale Erntebedingungen

Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Am Wochenende waren die Bedingungen optimal und Langer konnte mit seinem 32 Jahren alten feuerroten Mähdrescher loslegen. „Die Eltinger Äcker sind nun fast alle abgeerntet“, so Langer. Sein kleiner Mähdrescher hat nur ein drei Meter breites Mähwerk. „Der eignet sich bei kleineren Flächen, wie sie die Eltinger Freunde haben und dort wo die großen, doppelt so breiten Maschinen nicht hinkommen.“

Die hohen Temperaturen und die Trockenheit sind jedoch nicht spurlos an den Getreidekulturen vorbeigegangen. „Die Ernte hat etwa zwei Wochen früher als üblich begonnen und der Ertrag wird wohl zwischen 10 und 20 Prozent geringer ausfallen“, erklärt der Nebenerwerbslandwirt. „Beim Getreide hat früh die Notreife eingesetzt“, so Langer. Das habe sich schon im Frühjahr abgezeichnet. Gerade als die Pflanzen reichlich Wasser benötigt hätten, sei es ebenfalls trocken gewesen. „Die Ähren sind deutlich kleiner geworden und die Halme kürzer gewachsen.“

Trotzdem sei das Stroh stark nachgefragt. „Die vielen Pferdepensionen in der Gegend nutzen es als Streu“, erläutert Jörg Langer. Ist es in Ballen gepresst und abtransportiert, lockern die Landwirte mit dem Grubber das Feld auf, damit die ausgefallenen Körner jetzt schnell austreiben und nicht nächstes Jahr in den Folgekulturen.

Ausschlaggebend für den Ertrag sei aber auch die Lage des Ackers und die Bodenqualität, erläutert Röckle. Auf sein Haferstück deutend, erläutert Röckle: „Dass dieser Südhang nicht das beste Ackerfeld ist, zeigt schon, dass hier in der Nachbarschaft große Grünlandflächen sind.“

Die guten Eltinger Böden liegen auf der Ebene, sagt Axel Röckle und deutet nach Süden in Richtung Autobahn. Wie abhängig Landwirte von der Natur sind, wird aus einem anderen Beispiel deutlich. „Gute Erträge versprechen in diesem Jahr die Nordhänge, die nicht so schnell austrocknen – in feuchten Jahren machen gerade diese Hänge viele Probleme“, weiß Röckle.

„Die Kartoffeln hatten in diesem Jahr bei mehr als 30 Grad Celsius richtig Stress. Das Wasser hat gefehlt, deshalb gibt es nur wenige und reichlich kleine“, sagt Selbstvermarkter Langer, der die Knollen auf 6,5 Hektar anbaut. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Blätter einfach abgebrannt sind“, sagt der Eltinger.

Der Mais rollt bei Trockenheit die Blätter zusammen

Das Maisfeld nebenan sieht gar nicht gut aus. Die Pflanzen haben die Blätter zusammengerollt. „Das ist typisch, so schützt sich die Pflanze“ erklärt Röckle. Der Mais sei ein richtiger Überlebenskünstler. „Der sammelt jeden Tautropfen auf, doch es ist schon sehr lange sehr trocken, mal sehen, wie lang er das noch aushält“, sagt er besorgt. Das ist er jedoch nicht, was den Wein betrifft, denn Rechtsanwalt Röckle ist auch Wengerter. „Die Rebstöcke wurzeln sehr tief, da kann man noch gar nicht sagen, wie das Jahr ausfallen wird“, will er nicht spekulieren. „Im Ehrenberg ist der Behang der Reben gut, in der Feinau dagegen ist er verrieselt, es wurden nicht alle Blüten bestäubt.“ Aber als erfahrener Wengerter weiß er: „Wenn die Menge nicht groß ist, kann die Qualität trotzdem gut werden.“

Und wie sieht es auf den Streuobstwiesen aus? Bernhard Wantzki, Obstbauer aus Leidenschaft, ist besorgt. „Die Bäume leiden am Wassermangel und haben das Wachstum der Früchte praktisch auf Null zurückgefahren, viele Äpfel und Birnen, weisen Sonnenbrandflacken auf“, hat der Höfinger beobachtet. Dieses Jahr gebe es auf dem Markt leider keine Sommeräpfel, so Wantzki. „Die schmecken zwar nicht schlecht, aber sie sind durch die Trockenheit nur so groß wie Walnüsse.“