Nur 37 gehören dem Ortsverband an. Gelassenheit vor der Bundestagswahl. Noch kein OB-Kandidat.

Leonberg - Das schlechte Abschneiden der Grünen bei den Landtagswahlen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen ringt Dieter Schmidt nur ein gequältes Lächeln ab. „Aber“, sagt der Mann vom Vorstand der Leonberger Grünen am Rande der Mitgliederversammlung im Glemshof, „eine Landtagswahl ist eine Landtagswahl und keine Blaupause für die Bundestagswahl.“ Zumal die Wahlen in den beiden Bundesländern seiner Meinung nach stark von „lokalen Themen“ geprägt waren.

 

Dass seine Partei laut aktuellen Umfragen auf sieben Prozent zurückgefallen ist, bereitet Schmidt kein Kopfzerbrechen. „Es sind noch vier Monate bis zur Bundestagswahl“, sagt der Leonberger und verweist schmunzelnd auf die SPD. Dort ist der Schulz-Effekt mit astronomischen Umfragehöhen längst verpufft. „Wir haben noch viel Zeit, um unsere Themen nach vorne zu bringen“, bleibt der Grüne gelassen.

Um ein gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl einzufahren, müsse sich seine Partei bei Themen wie etwa Verkehrsbelastung, Elektromobilität oder Zersiedelung der Landschaft aber wieder stärker positionieren – die Erfolgsformel in den vergangenen Wahlkämpfen. „Wir müssen deutlicher aufzeigen, was wir ändern wollen und nicht Themen beackern, die uns die anderen vorgeben“, befindet er. Dabei spricht er von einem „offensiven Wahlkampf“. Schließlich sei auch erst Bewegung in die Feinstaub-Debatte gekommen, nachdem Landeschef Winfried Kretschmann das Thema Fahrverbote in Stuttgart angestoßen habe.

Themen des täglichen Lebens

Birgit Widmaier hält es ebenso für wichtig, sich nicht nur bei Kernthemen zu positionieren. „Im Bezug auf die Gesamtpolitik müssen wir Themen besetzen, die die Leute im täglichen Leben umtreiben: Finanzen oder Kinderbetreuung“, sagt die stellvertretende Fraktionschefin im Gemeinderat.

Was die Grünen umtreibt, ist die mangelnde Beteiligung der Mitglieder. Aktuell zählt der Ortsverband 37, das sind zwölf Prozent aller Grünen im Kreis. Auch bei der Mitgliederversammlung finden sich nur neun ein, was aber für eine Beschlussfähigkeit ausreicht. Der Vorstand um Dieter Schmidt, Angie Weber-Streibl, Birgit Suckut und Robin Baur wird wiedergewählt. Neuer Kassenprüfer ist Ronald Ziegler.

Damit die Grünen aus dem Umfragetief rauskommen, soll Tobias Bacherle helfen. Der Bundestagskandidat schaut beim Ortsverband vorbei, um einen Ausblick auf den Wahlkampf zu geben. Dabei werde auch die Flüchtlings- und Nahostpolitik eine große Rolle spielen, sagt der angehende Politikwissenschaftler, der im Sindelfinger Gemeinderat sitzt und Beisitzer im Landesvorstand der Grünen Jugend ist.

Auch wenn der 22-Jährige laut dem Landtagsabgeordneten und Fraktionschef im Leonberger Gemeinderat Bernd Murschel all das verkörpert, was Ministerpräsident Kretschmann meint, wenn er von „Digitalisierung“ spricht, ist es doch nicht einfach, ihn „im Leben der Menschen bekannt zu machen“. „Da sind die anderen Parteien im Vorteil, wenn ihre Kandidaten bei öffentlichen Veranstaltungen bei den Ehrengästen sitzen und Reden halten dürfen.“

Kommunalpolitisch sind die Felder klar abgesteckt. Hier setzen sich die Grünen für den Erhalt des Leonberger Krankenhauses ein. Die Kreisrätin Angie Weber-Streibl sieht dafür „gute Chancen“. „Wir haben rund um das Krankenhaus viel Platz, den es auf dem Flugfeld in Böblingen nicht gibt“, sagt sie und berichtet zudem von einer erfolgreichen Arbeit in der Flüchtlingsarbeit.

Natürlich: Die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs spielt eine wichtige Rolle, weshalb der Ausbau der Hesse-Bahn befürwortet wird, ebenso wie der Betrieb der Buslinie 747 von Warmbronn nach Stuttgart-Vaihingen, der auf Betreiben des Oberbürgermeisters Bernhard Schuler jüngst bis Ende 2019 verlängert wurde.

Mit eher grünerem Profil

Apropos Oberbürgermeister: Für die Wahl im September haben sich die Grünen noch auf keinen Kandidaten festgelegt. Bislang haben der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) sowie Martin Kaufmann (SPD), derzeit Bürgermeister in Rudersberg, ihre Kandidatur angekündigt. „Da sind wir noch auf der Suche“, sagt Murschel, dem ein Kandidat „mit vorzugsweise einem eher grüneren Profil“ vorschwebt.