Nach Baustellen-Chaos und Knöllchen-Debatte will die Werbegemeinschaft die Kunden wieder anlocken.

Leonberg - Wenn man von Warmbronn eine Stunde bis in die Altstadt braucht, dann ich kann verstehen, dass man sich das zwei Mal überlegt“, sagt Joachim Heller. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“ denkt nur ungern an die vergangenen fünfeinhalb Monate zurück, in denen die Baustelle auf der Autobahn 8 fast täglich für Stau-Chaos gesorgt hat – auch auf Leonbergs Straßen. Die Auswirkungen haben alle Händler in der Stadt und auch in den umliegenden Kommunen gespürt (wir berichteten). Viele Kunden blieben einfach zuhause, erledigten nur das Nötigste.

 

Als wäre das nicht schlimm genug, brandete im September eine heftige Debatte über die Parkhäuser am Bahnhof und unter der Altstadt auf. Jenes am Bahnhof eröffnete im Juli, bei der Hanggarage und der Tiefgarage unter der Altstadt haben die Stadtwerke ebenfalls zum 1. Oktober den Betrieb übernommen. Das Parkticket ist nun im Voraus zu bezahlen. Wer das nicht tut oder überzieht, auf den warten knackige Strafen.

Viele leere Stellplätze

Nach heftigem Protest seitens der Bevölkerung, aber auch der Händler und Gastronomen, hat der Gemeinderat zumindest die Knöllchen etwas entschärft. Doch die Auswirkungen spüren die Gewerbetreibenden in der Altstadt immer noch. „Wenn Sie durch das Parkhaus unter dem Marktplatz fahren, sind viel weniger Plätze belegt, als sonst“, hat Heller beobachtet. Dazu kommen Beschwerden über den Umgang mit den Dauerparkern, aber auch, dass das Ticket umständlich zu ziehen ist, die Beschilderungen und Anleitungen ungenügend sind.

Dem will die Gewerbegemeinschaft nun entgegen steuern. „Wir müssen einerseits den Stadtwerken klar machen: Ihr müsst das besser machen. Und zum anderen müssen auch wir besser kommunizieren, dass wir hier ein wirklich tolles Parkhaus haben“, sagt Oliver Reuter vom Bekleidungsgeschäft „Only Women“. Denn dass die Tiefgarage für die Altstadt eine tolle Sache ist, darüber sind sich die Händler einig. „Welche Innenstadt hat schon in ihrem historischen Zentrum und Einkaufsbereich so viele und vor allem so günstige Parkmöglichkeiten?“, merkt Joachim Heller an. „Wenn man nach Stuttgart fährt und dort zwei Stunden parkt, ist man acht Euro los. Hier kosten 24 Stunden nur fünf Euro“, rechnet Oliver Reuter vor. Und noch dazu könne man den Parkschein auch am Bahnhof nutzen und ein- und wieder ausfahren.

Broschüre soll Parken erklären

Die Werbegemeinschaft hat bereits das Gespräch mit den Stadtwerken gesucht. Geplant ist nun eine Infobroschüre über die beiden Parkhäuser in der Altstadt, wie das Parken dort funktioniert, wo sich Ein- und Ausgänge befinden und so weiter. „Wir haben unsere Kunden seit vielen Jahren mit Gutscheinen ermuntert, die Tiefgarage zu nutzen. Das Angebot führen wir fort“, berichtet der Chef der „Faszination Altstadt“. Die erste halbe Stunde parken ist ober- wie unterirdisch kostenfrei, man muss nur die Brötchentaste drücken.

„Darüber hinaus erstatten wir bis zu 50 Cent pro Ticket, wenn man uns beim Einkauf den Abriss zeigt“, erklärt Heller. Alle 35 Mitglieder der Werbegemeinschaft beteiligen sich daran. Andere in der Altstadt Ansässige wurden angeschrieben und gebeten, bei der Aktion mitzumachen. „Ich würde mich freuen, wenn vor allem die Ärzte und Anwälte sich beteiligen“, sagt Joachim Heller.

„Umparken im Kopf“

Er hofft wie Oliver Reuter auf „ein Umparken im Kopf“. „Wir haben bei einer Modenschau mal gefragt: Wenn wir diese Häuser da abreißen und einen Parkplatz bauen würden, würden Sie da parken? Die Antwort war: Ja, sofort. Aber die fünf Meter in die Tiefgarage fahren? Nein, das nicht“, berichtet Reuter. Dabei findet er das neue System ohne Schranke viel unkomplizierter. „Aber man muss es deutlicher kennzeichnen für die, 25 Jahre das alte System gewohnt waren“, fordert Joachim Heller. Ihm ist klar, dass in Sachen Tiefgarage eine Menge im Argen liegt.

„Die Stadtwerke haben es in einem katastrophalen Zustand übernommen“, sagt er. „Ich hoffe, sie nehmen ihren Auftrag wahr und bringen das Parkhaus auf einen aktuellen Stand.“ Denn Hang- und Tiefgarage seien für die Altstadt genauso wichtig wie die oberirdischen Stellplätze. Denn wenn die Kunden ausbleiben und die Läden und Lokale nicht mehr laufen, „dann kann man die Bürgersteige in der Altstadt gleich ganz hochklappen.“